Es muss nicht immer in einer fernen Zukunft oder in einer weit entfernten Galaxis passieren. Es gibt genügend Science-Fiction-Streifen, die 2021 spielen. Glaubt man ihnen, müssten wir gerade in einer Welt voller recycelter Roboter und menschlicher Festplatten leben. Wir stellen fünf Filme vor – und analysieren, wie richtig oder falsch sie lagen.
Von Adriano D’Adamo
2021 könnte durchaus ein noch turbulenteres Jahr für uns werden. Denn gleich mehrere SciFi-Filme, die 2021 spielen, skizzieren mehr oder weniger dystopische Szenarien – abseits der klassischen Zombie-Apokalypse. (Aber durchaus mit Alien-Invasion.) Bei unserem Realitätscheck fangen wir cyperpunkig an, schauen auf dem Mond vorbei und werden richtig, richtig leise.
Vernetzt – Johnny Mnemonic
Keanu Reeves war schon vor den Matrix-Filmen im Cyberpunk unterwegs – im etwas vergessenen 90er-Jahre-Thriller Vernetzt – Johnny Mnemonic. Der 1995 erschienene Film basiert auf der Kurzgeschichte Der mnemonische Johnny von William Gibbson und ist Teil seines Neuromancer-Universums.
Die Welt wird 2021 von Konzernen kontrolliert – und der Menschheit geht es schlecht. Von der allgegenwärtigen Technologie hat sie eine Krankheit namens NAS bekommen, das Nerve Attenuation Syndrome. Auch in diesem 2021 sind Daten wichtig – doch ihre klassischen Speicher- und Übertragungswege, hier: Telefone, Internet, Satelliten, sind unsicher. Deshalb gibt es die menschlichen Festplatten, genannt mnemonische Kuriere. Johnny, gespielt von Keanu Reeves, ist so ein Kurier und transportiert Datensätze, die vorher mithilfe des Implantats in seinem Schädel direkt in sein Gehirn hochgeladen wurden. Das kann allerdings nur 80 Gigabyte speichern.
Seine nächste Lieferung ist brisant: Sie beinhaltet die Formel für das NAS-Heilmittel, ist jedoch eigentlich zu groß für seinen Kopfspeicher. Stellt er die Lieferung nicht innerhalb der nächsten 24 Stunden zu, stirb er. Erschwerend kommt hinzu, dass die großen Konzerne das Heilmittel verhindern wollen, weil sie ihr Geld längst mit ihren NAS-Medikamenten verdienen. Um die Zustellung zu verhindern, hetzen sie die Yakuza auf Johnny. Er bekommt allerdings Hilfe von einer Untergrundbewegung – und einem ausgemusterten Delfin der Navy.
So absurd das alles klingen mag. In abgeschwächter Form lassen sich einzelne Elemente der Story heute durchaus finden. In unserem 2021 zählen Unternehmen wie Google, Apple, oder Amazon zu den einflussreichsten Konzernen, deren Einfluss weit über die Grenzen von Internet, E-Commerce und Technologie reicht. Sie alle wollen außerdem in den Milliardenmarkt für Gesundheit.
Tatsächlich lassen sich Daten inzwischen auch in DNA speichern. Das Gehirn ist jedoch noch kein geläufiger Datenträger geworden, der als Festplattenersatz taugt. Sollte sich das, zum Beispiel durch neuartige Brain-Computer-Interfaces, ändern, wäre es theoretisch jedoch sogar möglich, eine Datenmenge von rund 2,5 Millionen Gigabyte im Gehirn speichern. So groß ist nämlich dessen Kapazität. Das ist weit mehr als die schlappen 80 Gigabyte von Johnny im Film. Plus: Unsere Festplatten sterben nicht, wenn wir Daten länger als einen Tag darauf lassen.
Auch Johnnys Helfer darf hier nicht vergessen werden. Die Navy holt sich tatsächlich Unterstützung durch Delfine, um Unterwasser bestimmte Objekte, zum Beispiel Minen, mit ihrem natürlichen Sonar und ihrer Echoortung zu finden.
Banditen auf dem Mond
Drei Monate nach der echten Mondlandung erschien 1969 Banditen auf dem Mond bzw. Moon Zero Two in den Kinos. Der von der Kritik damals nicht wirklich geliebte Space-Western zeichnet ein 2021, in dem der Mond kolonialisiert wird und dessen Bewohner:innen Raumanzüge tragen, die mit ihren bunten Farben, Öffnungen und Röhren mehr an Klimaanlagen erinnern als an Kleidung. Die Geschichte dreht sich um eine Frau, die ihren verschwundenen Bruder auf der Rückseite des Mondes sucht. Außerdem kommt ein Milliardär vor, eine Bande von Gangstern und ein Asteroid aus Saphiren… Im Trailer heißt es übrigens fälschlicherweise, der Film spiele im Jahr 2028. Es geht aber wirklich um 2021.
Abgesehen von der Geschmacksverirrung der Raumanzüge und davon, dass Asteroiden nicht aus Saphiren bestehen können, lag der Film zumindest mit einer Prognose nicht so weit von der Realität entfernt: der Kolonialisierung des Mondes in den 2020ern – und, dass dabei auch Milliardäre eine Rolle spielen. Elon Musk will bis 2023 der ersten Touristen zum Mond bringen.
Die europäische Weltraumagentur ESA möchte bis 2030 die ersten Europäer:innen auf dem Mond herumlaufen lassen – und die NASA beim Aufbau einer dauerhaften Station auf dem Erdtrabanten unterstützen.
Recyclo Transformers
Mal etwas anderes, könnte man über diesen Film sagen. Und bei dem handelt sich nicht um einen französischen Arthouse-Film, die sonst oft dieses Attribut bekommen. Die Rede ist von einer philippinischen Low-Budget-SciFi-Produktion von 2007. Ihr Name: Recyclo Transformers. Darin folgt auf eine globale Umweltkatastrophe nicht nur zu einer Alien-Invasion, die Menschen müssen sich in der Folge außerdem in abgeschiedene und von Mauern umgebene Städte zurückziehen. Der Hauptschauplatz der Action ist die verborgene Stadt Paraiso. Fieserweise können die Aliens Menschen in sogenannte Mutanos umwandeln, die dann die Stadt angreifen. Den Menschen-Menschen bleibt daher nichts übrig, als mit großen Mech-Robotern zurückzuschlagen, die sie aus Schrott gebaut haben. Die Message des Films ist also eindeutig, dass wir mehr recyclen und nicht mit fremden Aliens sprechen sollten.
Wie fällt der Vergleich zur Realität aus? Nun, wir haben – Stand: April 2021 – keine Alien-Invasion erlebt. Und obwohl zumindest die Häufigkeit von UFO-Sichtungen in letzter Zeit deutlich zugelegt hat, haben wir noch nicht einmal eine Nachricht von Außerirdischen bekommen. Stattdessen versuchen Wissenschaftler:innen bisher vergeblich, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Richtig allerdings: Naturkatastrophen werden aufgrund des Klimawandels immer häufiger – und könnten, wenn wir nichts tun, durchaus apokalyptische Züge annehmen.
Und die Mech-Roboter aus Schrott? In größeren Stückzahlen sind wir gerade erst bei Exoskeletten angekommen, die ihren Pilot:innen nur die rudimentären Bewegungen wie Laufen oder Heben vereinfachen oder – immerhin – Menschen mit körperlichen Einschränkungen wieder Mobilität zurückgeben… Ein kleiner Trost für Mech-Fans: Ein Hersteller von Haushaltsgeräten arbeitet an riesigen Exoskeletten, die eher an mechartigen Metallmonstern erinnern. Sie sollen in nicht allzu ferner Zukunft um die Wette rennen.
Weathering with You
Wer beim Romantic-Fantasy-Film Your Name von 2016 nicht geweint hat, darf die Hand heben. Da keine Hände oben sind, machen wir weiter mit dem nächsten Werk desselben Filmemachers. Makoto Shinkai schrieb nach Your Name auch das Drehbuch für Weathering With You und fungierte gleich als Regisseur. Der 2019 erschienene Film ist der neueste Titel auf unserer Liste und – ohne den Plot allzu sehr vorwegzunehmen - können wir verraten, dass er von einer Frau handelt, die das Wetter kontrollieren kann. Und zwar mit ihren Emotionen. Eine Erklärung dafür liefert der Makoto Shinkai nicht.
Das Wetter mit den eigenen Emotionen zu kontrollieren, ist – wenig überraschend – noch nicht möglich. Das heißt nicht, dass es nicht sehr viele Menschen gibt, sie sich Gedanken darüber machen, welche anderen Wege es geben könnte. Bereits in den 1940er Jahren fanden Wissenschaftler:innen von General Electrics heraus, dass sich mit Trockeneis unter bestimmten Voraussetzungen Regen erzeugen lässt. China investiert seit mehreren Jahren viel Geld in das Konzept der Wettermodifizierung. Erst Ende letzten Jahres fanden Tests statt, bei denen rund 500 Kilometer südlich von Peking mehrere Raketen zur künstlichen Erhöhung der Regenmenge abgeschossen wurden. Damit sollte etwas gegen eine lokale Dürre unternommen werden. Aus chinesischer Sicht war das Experiment offenbar erfolgreich.
Auch andernorts wird an der Manipulation des Wetters geforscht. An der Harvard University wird unter anderem untersucht, wie mithilfe von Kalziumkarbonat in der Atmosphäre der Sonnenlicht reflektierende – und damit kühlende – Effekt eines Vulkanausbruchs künstlich erzeugt werden könnte. Mit Ballons könnten die Partikel in den Himmel transportiert werden.
A Quiet Place
Wieder eine Alien-Invasion im Jahr 2021 und wieder ist die Menschheit den Außerirdischen unterlegen. Im 2018 erschienenen A Quiet Place reagieren die Aliens allerdings hypersensitiv auf Geräusche. Mit anderen Worten: Jedes noch so kleine Geräusch lockt sie an, was durchaus ein Problem ist. Denn sie sind uns nicht gerade freundlich gestimmt. Die Protagonisten des Films versuchen deswegen ihr Bestes, um keine Geräusche zu verursachen. Das läuft mal besser und mal schlechter.
Wer in diesem Jahr tatsächlich noch mit einer Alien-Invasion rechnet, sollte sich vielleicht bei Microsoft bewerben. Denn . am Unternehmenssitz in Redmond, im US-Bundesstaat Washington, hat der Technologiekonzern den leisesten Raum der Welt eingerichtet. Keine Geräusche von draußen sind dort zu hören – und im Inneren wird jedes Echo absorbiert. Das sorgt dafür, dass Personen darin selbst ihren eigenen Herzschlag und die Bewegungen ihrer Knochen hören können. Klingt nach dem perfekte Ort, um sich vor den Aliens aus A Quiet Place zu verstecken.
Gedacht ist er allerdings für etwas andere: Microsoft nutzt die absolute Stille nutzen, um die Audioqualität der eigenen Produkte zu verbessern. Vom Geräusch, das ein Notebook beim Zuklappen macht, bis zur Qualität von Lautsprechern und Mikrofonen.
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Jetzt Mitglied werden!Was wir bisher überstanden haben…
Besonders 2019 und 2020 hätten es laut Vorhersagen aus der Popkultur in sich haben müssen. 2019 hätten wir den Kampf gegen den gottgleichen Bösewicht Tetsuo erleben müssen, wie im Kultanime Akira von 1988. (Der immerhin vorhersagte, dass die Olympischen Spiele 2020 in Tokio stattfinden. Corona und die Verschiebung des Events erahnten seine Macher allerdings nicht.) Selbst das wirklich schlimme 2020, hätte noch mehr Tiefschläge parat gehabt: Laut Pacific Rim von 2013 hätten eigentlich riesige Monster die Erde angegriffen und gegen ebenso riesige Roboter gekämpft.
Hoffen wir, dass sich der Trend fortsetzt, dass Filme nicht zur Realität werden. Allein schon deshalb, weil sonst in zwei Jahren das Endgame aus der Avengers-Reihe anstehen würde…
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Teaserbild: Getty Images
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