Das 1E9_Update vom 18. Oktober 2024 // Quantensensoren, Wissenschafts-Output, Lilium und Stalker

Guten Nachmittag, liebe @Mitglieder von 1E9!

Na also, es geht doch! Das war mein Gedanke, als ich vom Besuch in der Firmenzentrale von QuantumDiamonds zurückkam. Warum? Weil das Münchner Start-up zeigt, dass aus Spitzenforschung – von der wir in Deutschland noch genug haben – in kurzer Zeit ein gefragtes Produkt werden kann.

In nur zwei Jahren hat QuantumDiamonds aus der Doktorarbeit eines Mitgründers das erste kommerzielle Quanten-Gerät der Welt entwickelt – ein Messgerät, das Quantensensorik nutzt, um winzige Fehler auf Chips zu erkennen. Damit löst das Unternehmen ein Problem der Halbleiterindustrie: Denn die für KI benötigten Grafikchips werden immer komplexer, bisherige Geräte zur Fehleranalyse stoßen an ihre Grenzen. Kein Wunder, dass sich Chip-Giganten aus Taiwan und den USA für die Technologie von QuantumDiamonds interessieren. Gerät Nummer eins geht allerdings erstmal an Fraunhofer. Die ganze Geschichte könnt ihr hier lesen.

Beim Schreiben des Artikels musste ich auch an den Beitrag von Thomas Sattelberger denken, der bei uns erschienen ist. Darin kritisiert er den fehlenden Output der deutschen Wissenschaft. Ineffiziente Strukturen, Dopplung von Forschungskapazitäten, zu wenig Ausgründungen, Patente, Technologietransfer in die Wirtschaft.

Er fordert eine Fokussierung auf Zukunftstechnologien, bei denen wir Erfolgschancen haben. Das heißt nicht immer, dass wir alles selbst machen müssen. Als Beispiel nennt er die „High-NA-EUV-Technologien der Firma Zeiss“, also moderne Verfahren zur Herstellung winziger Strukturen auf Mikrochips. Der Gedanke dahinter: Wenn wir schon keine Fabriken für KI-Chips haben, sollten wir wenigstens ein unverzichtbarer Teil der Wertschöpfungskette dieser Schlüsselindustrie sein. Klingt ein wenig nach dem, was QuantumDiamonds vorhat, oder?

Lilium bekommt keine Staatshilfen – aber war das die richtige Entscheidung?

Sag, wie hältst du es mit Lilium? Das scheint diese Woche die Frage gewesen zu sein, über die in der deutschen Tech- und Start-up-Welt am heftigsten diskutiert wurde. Dem einstigen Vorzeige-Unternehmen droht das Geld auszugehen – ein 100-Million-Euro-Kredit der staatlichen KFW-Bank, abgesichert durch Bürgschaften von Bund und Freistaat Bayern, hätte Abhilfe schaffen sollen. Doch am Ende gab es im Haushaltsausschuss des Bundestags keine Mehrheit für die Lilium-Rettung.

Zur Erinnerung: Lilium wurde 2015 von Absolventen der TU München gegründet, um ein elektrisches Flugtaxi für Regionalflüge zu entwickeln. Dabei konnte es Erfolge verbuchen: internationale Investoren, Rekord-Vorbestellungen, viele Arbeitsplätze. Doch der bemannte Erstflug musste mehrfach verschoben, die angepeilte Reichweite – nach öffentlichen Zweifeln an der Technologie des Unternehmens – reduziert werden.

Was für und gegen die Staatshilfen sprach und warum sich der deutsche Startup-Verband mit einer öffentlichen, von Hunderten Unterstützern unterzeichneten Stellungnahme für Lilium einsetzte, habe ich hier eingeordnet. Persönlich hätte ich die staatlichen Bürgschaften trotz aller berechtigten Gründe dagegen übrigens für vertretbar und richtig gehalten, auch um ein Signal an heimische Technologie-Start-ups zu schicken. Wirklich unschön finde ich, mit welcher Häme, Schadenfreude und Besserwisserei der Fall zum Teil in den sozialen Netzwerken kommentiert wird…

Stalker in der Zone, Chatbots als Millionäre und mehr Zukunftsnews

@Michael hat sich für uns einen echten Science-Fiction-Klassiker und dessen Nachwirkungen bis in heutige Games und Filme hinein vorgenommen: Picknick am Wegesrand. Darin wurde mit der Zone, einem von außerirdischen Besuchern veränderten, gefährlichen, aber auch faszinierendem Gebiet, und den Stalkern, die dort nach Schätzen suchen, ein Mythos geprägt, der bis heute aufgegriffen und adaptiert wird. Ein Must-Read für die SciFi-Fans unter euch – und für die, die es werden möchten.

Was sonst noch los war? Ein Chatbot könnte mit Kryptowährungen Millionär werden. Ein kanadischer Informatiker ist angeblich der Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto. Und Teslas Robotaxi-Premiere haben wir ebenfalls für euch verfolgt.

Weitere Updates aus dem 1E9-Themenkosmos gibt’s natürlich auch in der aktuellen Ausgabe des Sonntags-Newsletter This Week in Future – unter anderem mit dem kräftigen Ausbau der erneuerbaren Energien auf der ganzen Welt, den KI-relevanten Nobelpreisen für Physik und Chemie, den offenen Fragen zu Teslas Robotaxi oder auch zu gekaperten Saugrobotern. Wer den Newsletter auch abonnieren will, muss nur diesem Zirkel beitreten.

Das war’s von mir für dieses Update. Danke an alle, die unsere Arbeit durch ihre Mitgliedsbeiträge ermöglichen. Ihr seid die Besten! Bei Fragen, Ideen, Anregungen, Kritik, Wünschen – gerne melden!

Bis dann
Wolfgang

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