This Week in Future #231 // 13.10.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

IEA-Jahresbericht: Weltweit nimmt der Ausbau erneuerbarer Energien an Fahrt auf

  • Gute Nachrichten fürs Klima! Die Internationale Energie-Agentur IEA hat in dieser Woche ihren neuen Jahresbericht vorgelegt – und der darf durchaus hoffnungsvoll stimmen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt rapide an Fahrt auf. Setzt sich der aktuelle Trend fort, dürften zwischen 2024 und 2030 mehr als 5.500 Gigawatt Leistung zugebaut werden. Das ist fast dreimal so viel wie zwischen 2017 und 2023. Damit würde das bei der Klimakonferenz COP28 gesetzte Ziel fast erreicht werden – und eine Beschleunigung der Entwicklung ist alles andere als ausgeschlossen. Rund 70 Länder, inklusive der großen Volkswirtschaften, dürften ihre selbstgesteckten Ausbauziele erreichen oder übertreffen. Vor allem Photovoltaik-Anlagen werden neu gebaut, da sie inzwischen die mit Abstand günstigste Stromquelle darstellen. Bei den Ländern liegt China vor, doch auch Indien beschleunigt den Umstieg auf Erneuerbare. Der Spiegel würdigt diese Entwicklungen in einer Kolumne, die gegen das sonst übliche Jammern über mangelhaften Klimaschutz anschreibt.

Physik- und Chemie-Nobelpreise für Pioniere der Künstlichen Intelligenz

  • In diesem Jahr gehen die Nobelpreise für Physik und Chemie an bedeutende Forscher im Bereich der Künstlichen Intelligenz: John Hopfield und Geoffrey Hinton erhalten den Nobelpreis für Physik für ihre grundlegenden Entdeckungen, die maschinelles Lernen durch neuronale Netze möglich gemacht haben. Fast alle modernen KI-Anwendungen bauen darauf auf. Hinton, der oft als „Godfather of AI“ bezeichnet wird, arbeitete bis 2023 für Google, verließ das Unternehmen jedoch im vergangenen Jahr, um offen über die Gefahren von KI sprechen zu können. Mehr dazu erfahrt ihr bei der Tagesschau.

  • Auch beim Chemie-Nobelpreis ist Google involviert. Denn er geht an John Jumper und Demis Hassabis von Google DeepMind für ihre Arbeit an AlphaFold, einem KI-System zur Vorhersage von Proteinstrukturen, sowie an David Baker von der University of Washington, der Pionierarbeit im computergestützten Proteindesign geleistet hat. Die drei „haben den Code für die erstaunlichen Strukturen von Proteinen geknackt“, sagte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaft. Im Tagesspiegel ordnet Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, die Auszeichnung ein.

Anthropic-Chef skizziert eine utopische Zukunft mit KI

  • Ihr solltet etwas Zeit mitbringen, falls ihr den 15.000 Wörter umfassenden Essay mit dem Titel Machines of Loving Grace lesen wollt, den Dario Amodei in dieser Woche veröffentlicht hat. Amodei ist Chef vom OpenAI-Konkurrenten Anthropic, dem KI-Start-up hinter dem Chatbot Claude. In seinem Text beschreibt er eine (nahe) Zukunft, in der die Risiken von KI beherrscht werden und die Technologie zu Wohlstand und sozialem Aufstieg beiträgt. Krankheiten werden mit KI besiegt, das menschliche Leben verlängert. Ach ja, und schon 2026 könnte es „starke KI“ geben, die schlauer als Nobelpreisträger sein soll. Von den meisten Beobachtern, zum Beispiel von TechCrunch, wird Amodeis Text als etwas arg utopisch eingestuft.

Dezentrales Training von KI-Modellen? Könnte klappen.

  • Große KI-Modelle wie GPT, LLaMA und Claude zu trainieren, ist aufwändig und vor allem teuer. Ein Start-up namens Prime Intellect will nun allerdings beweisen, dass es dafür nicht die Ressourcen der großen Tech-Unternehmen braucht, sondern vor allem Kooperation. Ähnlich wie bei Projekten wie Seti@Home soll die Rechenarbeit dezentral auf Tausende von Computern verteilt werden, deren Rechenleistung günstig oder sogar kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Als Beleg, dass das funktioniert, will Prime Intellect ein kompaktes Sprachmodell trainieren. Unter anderem sollen dabei Rechenressourcen von der KI-Plattform Huggingface, dem vom ehemaligen Stability-Gründer gegründeten Schelling AI sowie zahlreichen weiteren Unternehmen und auch Privatpersonen genutzt werden. Ziel sei es, sowohl Bildungseinrichtungen oder kleine Unternehmen als auch privaten Initiativen die Möglichkeit zu geben, mit den Tech-Riesen gleichzuziehen.

Bei TikTok ersetzt KI menschliche Moderatoren – diese werden entlassen

  • Wie unter anderem Reuters vermeldete, entlässt ByteDance, die Firma hinter der Social-Media-App TikTok, Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem in Malaysia. Die meisten Betroffenen waren im Bereich der Content-Moderation beschäftigt, kümmerten sich also unter anderem darum, Inhalte zu löschen, die nicht den Regeln des sozialen Netzwerks entsprechen. Künftig soll ihr Job von Künstlicher Intelligenz erledigt werden.

Ein neues Team korrigiert und verbessert KI-generierte Texte bei Wikipedia

  • Die Wikipedia wird von KI-generierten Texten überschwemmt. Tausende von Artikeln sollen mit Texten eröffnet oder erweitert worden sein, die von ChatGPT, Claude und anderen KI-Chatbots generiert wurden. Die Qualität? Sprachlich oft gut. Aber oft fehlen Belege und Quellen, und manche Texte sind von Halluzinationen durchzogen. Deshalb hat sich ein Team gebildet, das unter dem Namen WikiProject AI Cleanup den KI-generierten Müll aufspüren, prüfen und entsprechend korrigieren oder entfernen will. Dabei geht es, wie 404 Media berichtet, nicht darum, KI-Texte generell zu verbannen, sondern nur solche, die der Qualität der Wikipedia schaden.

Apple-KI fasst Textnachrichten zusammen – aber will man das auch?

  • Es ist so witzig wie traurig. Nick Spreen, ein Software-Entwickler, teilte auf X – ehemals Twitter – eine Nachricht, die Apples neues KI-System auf seinem iPhone aus mehreren Nachrichten seiner Freundin generiert hatte: „Nicht länger in einer Beziehung; sie kommt ihre Sachen aus der Wohnung holen.“ Auf diese Weise erfuhr Spreen, dass er gerade verlassen worden war. Die – zwischenzeitlich gelöschte – Nachricht ging auf X schnell viral und Skepsis wurde geäußert, worauf der Entwickler unterstrich, dass die Meldung leider echt sei. Die Zusammenfassungsfunktion des KI-Systems Apple Intelligence wurde daraufhin von den X-Nutzern zwar als erstaunlich effizient, aber auch als ziemlich dystopisch bewertet. Denn wer will schon von einer KI erfahren, dass er gerade verlassen wurde.

Tesla stellt sein Robotaxi Cybercab vor – doch viele Fragen bleiben offen

  • Es dürfte euch kaum entgangen sein: Tesla hat sein Robotaxi Cybercab vorgestellt. Auch wir bei 1E9 haben darüber und über Teslas damit verbundene Pläne für Transportdienstleistungen berichtet. Der Zweisitzer ohne Lenkrad und Pedale soll ab 2026 völlig autonom Passagiere transportieren. Bis dahin sollen viele „normale“ Tesla-Fahrzeuge, die bereits herumfahren, per Software-Update ebenfalls vollautonom fahren können, also ohne menschliches Eingreifen. Während Fans begeistert sind, rutschte der Aktienkurs des E-Autobauers nach den selbstbewussten Ankündigungen von Tesla-Chef Elon Musk erst einmal rund neun Prozent ab. Denn Kritikerinnen und Kritikern blieben zu viele Fragen offen, wie The Verge in einer Analyse zusammenfasst. Wie werden die bisherigen Sicherheitsprobleme bei Teslas Assistenzsystemen gelöst, die bereits für Unfälle gesorgt haben sollen? Wer kann eingreifen, wenn die Cybercabs – ohne Lenkrad und Pedale – in Schwierigkeiten kommen und den Verkehr blockieren? Wer wird bei Unfällen haften? Und wie sollen die Behörden überzeugt werden? Da Elon Musk seit fast zehn Jahren regelmäßig autonome Autos in „zwei Jahren“ ankündigt, gibt es einige skeptische Stimmen.

Robotaxis von Baidu bald auch außerhalb Chinas?

  • Deutlich weniger Aufmerksamkeit als die Ankündigungen von Tesla bekam diese Meldung: Der chinesische Tech-Konzern Baidu will offenbar seine Robotaxi-Fahrdienste, die zum Beispiel in Peking und Wuhan aktiv sind, in naher Zukunft auf internationale Märkte ausdehnen. Das berichtet CNBC. Auch andere chinesische Unternehmen wie WeRide und BYD wollen vom Geschäft mit autonomen Fahrdiensten profitieren.

Europas einziger zugelassener Cybertruck sorgt in Tschechien für Kontroversen

  • Für Tesla ist der Cybertruck Erfolg und Misserfolg zugleich. Das kantige, dystopische Design und die Technik des Pickups werden gefeiert und kritisiert. Ob das Fahrzeug auch nach Europa kommt, ist ungewiss. Denn für die europäischen Sicherheitsanforderungen müsste es aufwendig umgerüstet werden. Doch zumindest ein Cybertruck ist bereits in der EU unterwegs – in Tschechien, wo er mit einer individuellen Einzelgenehmigung zugelassen wurde. Das sorgt für Aufsehen, berichtet The Guardian. Denn bei der Zulassung soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Aktivisten fordern, das Fahrzeug aus dem Verkehr zu ziehen, weil es andere Verkehrsteilnehmer gefährde.

Der 1.000-Meter-Wolkenkratzer in Saudi Arabien soll doch fertiggestellt werden

  • In Saudi-Arabien sollte mit dem Kingdom Tower das höchste Gebäude der Welt entstehen: Als erster Wolkenkratzer überhaupt sollte es die 1.000-Meter-Marke knacken. Doch nachdem das teilweise 110 Meter tiefe Fundament und die ersten 63 Stockwerke errichtet waren, wurden die Arbeiten an dem später in Jeddah Tower umbenannten Gebäude 2018 eingestellt. Grund waren unter anderem finanzielle Engpässe der staatlichen Kingdom-Holding-Gesellschaft. Wie jetzt angekündigt wurde, soll der Bau nun fortgesetzt werden. 2028 soll der Riesenturm unter dem Namen Jeddah Economic Company Tower – kurz JEC Tower – eröffnet werden.

Staubsaugerroboter von Hackern gekapert

  • Hackern ist ein bizarrer Angriff gelungen, wie ABC News berichtet. Durch eine Sicherheitslücke konnten sie offenbar im Mai dieses Jahres Staubsaugerroboter der Marke Ecovacs Deebot kapern und damit Haustiere jagen und über den eingebauten Lautsprecher Beleidigungen, Musikstücke und andere Sounds abspielen. Wie genau sich die Hacker Zugang verschafft haben, ist nicht bekannt. Der Entwickler teilte lediglich mit, dass eine Schwachstelle entdeckt, behoben und die IP-Adresse, von der aus der Angriff erfolgte, gesperrt wurde. Die Verwundbarkeit der Staubsaugerroboter hatten IT-Sicherheitsforscher allerdings bereits im vergangenen Jahr demonstriert.

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