Guten Vormittag, liebe @Mitglieder von 1E9!
In einigen Jahren könnten wir alle Elon Musk im Kopf haben. Also, nicht direkt den Milliardär selbst. Aber vielleicht die feinen Elektroden seiner Firma Neuralink, die – wie viele andere Unternehmen und Forschungseinrichtungen – an Gehirn-Computer-Schnittstellen arbeitet. Die sollen in einem ersten Schritt eingesetzt werden, um Menschen zu unterstützen, die zum Beispiel durch Hirn- und Nervenschäden bestimmte Fähigkeiten verloren haben. Über die Elektroden werden die elektrischen Signale im Kopf ausgelesen und interpretiert, wodurch schon heute Computer oder auch Roboterarme gesteuert werden können.
Langfristig geht es Neuralink & Co. aber um noch mehr: Alle Menschen könnten durch Gehirn-Computer-Schnittstellen neue Fähigkeiten bekommen. Oder… eine ganz neue Art von Videogames spielen. Denn wie @achim.fehrenbach für uns in einem ausführlichen und wirklich interessanten Artikel erklärt, ist auch die Games-Branche am Auslesen unserer Gedanken interessiert. Wie das damit mögliche Neurogaming funktionieren könnte, erfahrt ihr hier.
Habt ihr ein Herz für Roboter?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten von euch ein Herz für Roboter haben. Doch leider lässt sich das nicht von allen Menschen behaupten, wie @Michael erörtert. Er geht der Frage nach, wieso manche Leute so brutal auf Roboter losgehen. So wurde 2015 der per Anhalter reisende – und wirklich sympathisch aussehende – Hitchbot von Unbekannten angegriffen. Auf einer Messe wurden Sex-Roboter misshandelt. Lieferroboter werden attackiert – und sogar Kinder gingen schon auf Maschinen los, die ihnen überhaupt nichts tun wollten. Droht uns also ein nächster Maschinensturm? Einige Gesellschaftstheoretiker halten das zumindest für möglich. Doch warum die Gewalt entsteht, lässt sich bisher nicht eindeutig erklären.
Von Zerstörung, vor allem aber von – manchmal nur schwer nachvollziehbarer – Kritik wird der Ausbau des 5G-Netzes überschattet, wie @Patrick.Ruess in einem Blogbeitrag aufzeigt. Ihm fällt auf, dass die öffentliche Debatte darüber „irgendwo zwischen blindem Technologieglaube und esoterischer Fortschrittsverweigerung“ verläuft – und gibt einen Teil der Verantwortung dafür auch der passiven, zurückhaltenden und nicht immer transparenten Kommunikation der zuständigen Ministerien.
Klar, gerade braucht es Krisenmanagement, um die Pandemie und ihre Folgen zu bewältigen. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass viele der – oft milliardenschweren – Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, langfristige Auswirkungen haben könnten. Damit wir auch für die Zukunft die richtigen Weichen stellen, sollten wir uns jetzt überlegen, wie eine erstrebenswerte Zukunft – oder erstrebenswerte Zukünfte – überhaupt aussehen soll und sollen. Das finden nicht nur wir bei 1E9, das findet auch @julia.stamm von The Futures Project. Mit ihrer großartigen Initiative sucht sie derzeit nach Innovationsprojekten. Hier erfahrt ihr mehr darüber.
Energiewende ist herausfordernd, aber möglich…
Um die Energiewende zum Erfolg zu führen, brauchen wir zum einen mehr Wind- und Solarkraftwerke. Außerdem müssen wir Energie einsparen. Aber: Wir benötigen auch Technologien, um Ökostrom zu speichern. Die gibt es zum Glück, wie wir bei unserem zweiten digitalen Reclaim The Future! Event am vergangenen Mittwoch feststellen konnten: Heimspeicher, die den Strom der privaten Photovoltaik-Anlage sammeln, Elektroautos, die ans Stromnetz gekoppelt werden, Power-to-Gas-Lösungen, die überschüssigen Strom in erneuerbares Erdgas verwandeln. Doch alle, die mitdiskutiert haben – von der Start-up-Technikchefin, über den E-Auto-Spezialisten eines Konzerns bis zum Wissenschaftler –, wünschen sich auch dringend mehr politische Unterstützung. Damit möglichst viele Menschen bei der Energiewende mitmachen können, muss diese unbürokratisch und vielleicht auch ein bisschen sexy werden. Hier könnt ihr die Veranstaltung immer noch anschauen.
Auch unsere Mobilität muss zukunftsfest und klimaschonend werden. Und dabei könnte eine erstaunlich alte Idee einen Beitrag leisten: Autos ohne Verbrennungsmotor, dafür mit Pedalen. Beziehungsweise Liegeräder mit Verkleidung. Oder einfach gesagt: Velomobile. @jostbaum aus unserer Community hat ein Velomobil entwickelt, das sich aus gebrauchten Kinderfahrrädern, Metall- und Möbelresten selbst bauen lässt – ein echtes Upcycling-Projekt also. Und Start-ups wollen jetzt ebenfalls neue, überdachte Pedalgefährte auf den Markt bringen – mit integrierten Elektromotoren. Zusammen mit Jost habe ich mir die Geschichte der Velomobile von ihren Anfängen in den 1920er-Jahre bis zu ihrer gerade stattfindenden Neuauflage angeschaut.
Na, schon Patron von 1E9?
In unserem sonntäglichen Newsletter This Week in Future hatten wir diesmal einen kleinen Schwerpunkt von lesenswerten Analysen und Reportagen zur Rolle, die Technologie angesichts der aktuellen weltweiten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt spielt. Rühmlich ist sie nicht immer: Überwachungstechnologie kommt auf breiter Front zum Einsatz und in der Vergangenheit bewiesen Algorithmen, dass sie den systemischen Rassismus gleich mitgelernt haben. Zumindest erleben als sicher geltende Messenger-Dienste einen Aufschwung und TikTok hat seinen Arabischen Frühling. Hier könnt ihr den Newsletter nachlesen. Wenn auch ihr die nächste Ausgabe am Sonntag ins Postfach kriegen wollt, müsst ihr nur diesem Zirkel beitreten.
Noch zwei kleinere, aber bemerkenswerte News der vergangenen Tage, zusammengestellt von @Michael: Tesla scheint an Mini-Bussen zu arbeiten, die in Tunneln fahren sollen. Und eine KI kann aus Gekritzel realistische Gesichter zeichnen. Sobald daraus eine Smartphone-App geworden ist, können wir also endlich alle Malen wie die alten Meister…
Zum Schluss möchte ich unseren Patrons danken, also den Mitgliedern, die uns über Patreon auch finanziell unterstützen, zum Beispiel @m.ballauf und @anon85349037. Ihr seid der Hammer! Wer von den Gründungsmitgliedern aus unserer Testphase ebenfalls seinen Beitrag zum Erhalt und Ausbau von 1E9 leisten will, kann das über unsere Patreon-Seite tun. Schon ab drei Euro seid ihr dabei! Wichtig für alle, die schon einen 1E9-Account aus der Testphase haben: Bei Patreon bitte dieselbe E-Mailadresse verwenden.
Wie immer gilt: Bei Fragen, Wünschen, Kritik, Anregungen, Lob – einfach diesen Newsletter auf unserer Plattform aufrufen und kommentieren oder mir direkt eine Nachricht schicken. Danke!
Bis dann
euer Wolfgang