Bislang sind durch die Tunnel von Elon Musks Bohrfirma nur umgerüstete Tesla Model X und Model 3 gefahren. Das könnte sich offenkundig ändern. Derzeit soll Tesla nämlich an einem Kleinbus arbeiten, der speziell für die sogenannten Loops gefertigt sein soll.
Von Michael Förtsch
Mit dem Hyperloop ist es bei Elon Musk noch nicht soweit hin, den überlässt er derzeit anderen Start-ups. Jedoch arbeitet er mit dem Loop an Tunneln, die ohne Vakuum auskommen und Menschen in elektrischen Fahrzeugen umherfahren sollen. Vor vier Jahren gründete Elon Musk daher das Unternehmen The Boring Company, um die Idee umzusetzen, nachdem er sich über den stockenden Verkehr auf den Straßen erbost hatte. Ein erster und rund 1,8 Kilometer langer Testtunnel entstand beginnend auf dem Parkplatz gegenüber dem SpaceX-Hauptquartier in Hawthorne, Los Angeles. Seitdem hat The Boring Company mehrere offizielle Anfragen und Aufträge erhalten, Loop-Tunnel als Alternativen zum Automobil-, Bus- und U-Bahn-Verkehr zu graben und zu betreiben.
Bereits im Februar wurde etwa einer von zwei Tunneln des sogenannten Convention Center Loop fertig gestellt, der es Besuchern und Konferenzteilnehmern ab 2021 vereinfachen soll, sich auf dem weitläufigen Gelände des Convention Center in Las Vegas zu bewegen. Ein zweiter Tunnel wurde im Mai fertiggestellt. Derzeit wird an den Einstiegen und oberirdischen Stationen des nur wenige Kilometer messenden Tunnelnetzes gearbeitet, das später über den Las-Vegas-Strip, zum Allegiant Stadium und bis hin zum Flughafen der Glücksspielstadt verlängert werden könnte. Parallel plant The Boring Company einen Tunnel zwischen der Innenstadt von Chicago und dem O’Hare International Airport ebenso wie eine Strecke zwischen Baltimore und Washington DC.
Im Testtunnel in Hawthorne ließ Elon Musk erste Probefahrer mit umgerüsteten Tesla Model X umhersurren. Wirklich sanft war die Fahrt jedoch nicht, wie Videos vom Eröffnungsevent zeigen. Für die fertigen Tunnel versprach Elon Musk aber ein geschmeidigeres Mobilitätserlebnis. Und das soll wohl auch mit speziell für die Tunnel fabrizierten Mini-Bussen ermöglicht werden. Das plauderte nun Curt Hagman, County-Chef von San Bernardino, aus. Dessen Aufsichtsrat für Transportangelegenheiten hatte erst kürzlich ein weiteres Tunnelprojekt von Musk abgesegnet, das die Stadt Rancho Cucamonga an den Ontario International Airport ankoppeln soll.
Neu ist die Idee nicht
Die Rede ist von „elektrischen Vans, die Platz für 12 Personen und deren Gepäck“ bieten sollen. Dadurch soll der Tunnel in San Bernardino täglich 1.200 Personen transportieren können – oder bis zu über 10 Millionen im Jahr. Zuvor hat Tesla in einem Angebot noch von modifizierten Tesla-Straßenwagen gesprochen, die weniger Kapazität gehabt hätten. Bisher haben aber weder Tesla noch The Boring Company ein solches Fahrzeug offiziell angekündigt. Allerdings hatte The Boring Company einen solche Wagen durchaus schon gezeigt. Und zwar in den Videos, die 2018 die Idee hinter dem ursprünglichen Loop-Konzept erklären sollten.
Dort sind breite und hohe Transportkapseln zu sehen, die mehrheitlich aus Plexiglas bestehen und auf einer Elektrofahrzeugplattform aufsitzen. Mit 200 bis 240 Kilometern pro Stunde sollen sie auf „elektrischen Rollen“ durch die Tunnel schießen, sagte das Bohrunternehmen seinerzeit. Damals plante The Boring Company auch noch Transportschlitten, auf die Autofahrer mit ihrem Wagen auffahren können, um dann voll automatisiert durch die Tunnel gefahren zu werden, um beispielsweise Staus oder lange Überlandfahrten in eine andere Stadt zu umgehen. Diese Idee ist, so Elon Musk im Jahr 2018, aber erstmal vertagt. Denn vorerst solle es der Loop Passanten und Radfahrern erlauben, schnell weite Strecken zu überwinden. Und dafür wären solche Mini-Bus-Kapseln ideal.
Teaser-Bild: The Boring Company