Wir brauchen einen radikalen Klimaoptimismus

Der Klimawandel wird stetig sichtbarer. Aktuelle Schlagzeilen zeichnen ein verstörendes Bild unserer Zukunft. Das lässt viele Menschen verzweifeln und resignieren. Das ist gefährlich. Denn immer noch ist es möglich, einen positiven Wandel zu bewirken. Was wir brauchen ist daher ein radikaler Klimaoptimismus.

Von Michael Förtsch

Es wird immer schwieriger, optimistisch zu bleiben. Die Schlagzeilen vieler Medien zeichnen in diesen Tagen ein bedrückendes Bild. Europa verzeichnete den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Nachrichtensendungen zeigen Szenen von ausgetrockneten Flussbetten, ausgedörrten Böden, Waldbränden und Krankenwagen, die so viele Menschen mit Hitzschlägen versorgten, wie nie zuvor. In China führte die diesjährige Hitzewelle dazu, dass Fabriken schließen mussten und Lieferketten zusammenbrachen. Und gerade hadern die USA mit einer tödlichen Hitzewelle mit Temperaturen von über 46 Grad Celsius. Hinzu kommen Ankündigungen von weiteren Extremwettern wie massiven Regenfällen, wie sie im letzten Jahr das Ahrtal in Rheinland-Pfalz trafen. Der Weltklimarat prophezeit unbewohnbare Regionen, Klimaflüchtlinge und ein Massensterben bei Mensch und Tier. Es wirkt geradezu dystopisch, was der Menschheit bevorsteht.

Der US-Autor Jonathan Franzen schrieb angesichts derartiger Aussichten bereits im September 2019 einen Kommentar im Magazin The New Yorker, in dem er sämtliche Hoffnung aufgab. In dem mit Kafka-Referenzen gesprenkelten Text formuliert er seine Frustration und die mutmaßliche Aussichtslosigkeit, die er für die menschliche Spezies und die Erde als lebenswerten Ort ausgemacht hat. „Wenn du jünger als sechzig bist, hast du gute Chancen, Zeuge der radikalen Destabilisierung des Lebens auf der Erde zu werden“, so Franzen. Dass die Menschheit die globale Katastrophe noch bremsen oder aufhalten könne, daran glaube er nicht. Er sehe keine Anhaltspunkte dafür, „dass sich die menschliche Natur in nächster Zeit grundlegend ändern wird“. Der bekannte Autor plädiert daher dafür, dass wir „akzeptieren, dass wir verloren haben“ und unser Leben rund um Feuer und Fluten aufbauen. Jede weitere Anstrengung gegen den Klimawandel, sei verschwendete Energie und vergeudetes Geld.

Franzen erntete für seinen Text viel Kritik. Denn seine Einschätzung baute er nicht auf Studien und Gesprächen mit Klimaforschern auf, sondern „verschiedenen zukünftigen Szenarien in meinem Gehirn“ und „meinen eigenen Modellen“, wie er schrieb. Diese sind jedoch keine Wissenschaft, wie Klimaforscher attestierten. „Franzen versteht nicht, wie Klimawissenschaft funktioniert“, sagte etwa Genevieve Guenther von End Climate Silence, einer Organisation, die Medien unterstützt, über den Klimawandel verständlich, aber akkurat zu berichten. Andere, wie der IPCC-Autor Zeke Hausfather, unterstellten dem Text sogar „gefährliche Lügen“ – oder zumindest grenzwertige Missverständnisse. Unter anderem, dass das Zwei-Grad-Ziel eine Art magische Grenze und einen point of no return darstelle, die und der, wenn verfehlt, die Erde urplötzlich in eine Höllenlandschaft verwandle.

So harsch die Kritik auch war und so einfach sich viele der Annahmen widerlegen lassen, der Text wurde zu einer Art Manifest und Inspiration für eine lose Bewegung , die sich dem vermeintlich Unausweichlichen ergeben möchte: climate doomerism nennt sich die Mentalität, dass die Erde und alles darauf zum Hitzetod verdammt sei. Und die ist heute in vielen Beiträgen und Videos sichtbar, die sich auf Twitter, Facebook, in Telegram-Kanälen, auf Reddit und bei TikTok finden lassen – und nicht selten Argumente aus dem Text von Franzen wiederholen, ihn paraphrasieren oder sogar zitieren.

Klimaverdammnis ist selbst eine Gefahr

Die Weltuntergangsüberzeugung kommt nicht aus dem Nichts. Im Juni 2021 schrieb Sean Youra, ein Klimaaktivist und ehemaliger Autor des Blogs Climate Conscious , dass auch er dem Klimafatalismus anheimgefallen war und das Gefühl hatte, „dass wir letztlich von den Kräften des Klimawandels ausgelöscht werden und wir nichts tun könnten, um den eingeschlagenen Kurs zu stoppen, auf dem wir uns befinden“. Dabei sei er, wie er erklärt, ursprünglich wenig am Klimawandel interessiert gewesen. Erst Dokumentationen wie Chasing Ice hätten ihn dafür sensibilisiert. Schon wenig später habe er alles gelesen und aufgesogen, was zum Klimawandel geschrieben, gedreht oder gesprochen wurde. Was er fand, waren vor allem die düsteren Prognosen und Meldungen über Katastrophen, Unwetter und Opfer des Klimawandels.

„Ich ertappte mich dabei, dass ich mich mit noch negativeren Inhalten zum Klimawandel beschäftigte, die zu einer Art positiver Rückkopplungsschleife wurden“, schreibt Sean Youra. Ein „beängstigender Artikel“ habe zu einem weiteren geführt, während er sich eigentlich möglichst ausführlich und breit informieren wollte. Der massive Konsum von negativen Inhalten wird heute Doomscrolling genannt – und ist keineswegs auf den Klimawandel beschränkt. Laut ersten Studien kann es dazu führen, dass Menschen in Stress- und Angstzustände verfallen, sich isoliert und deprimiert fühlenund Symptome vergleichbar einer Posttraumatischen Belastungsstörung entwickeln. Außerdem mache Doomscrolling süchtig, wie Forscher glauben.

„Ehe ich mich versah, las ich Artikel und hörte Leuten wie Guy McPherson zu, die meinten, der Klimawandel sei bereits so schlimm, dass wir kaum noch etwas dagegen tun können“, schreibt Youra. Bald habe auch er nicht mehr gedacht, dass sich der Kampf gegen den Klimawandel lohnt, sondern sich die Menschheit ihrem vermeintlichen Schicksal fügen solle – so, wie es Franzen schrieb. Und die beiden sind damit nicht alleine. Viele – auch viele junge Menschen, die sich eigentlich gegen den Klimawandel engagieren – verlieren die Hoffnung. Aber nicht nur in Anbetracht von düsteren Medienberichten, sondern auch der oft langsamen und allzu zurückhaltenden Reaktionen von Regierungen und Großkonzernen auf die Erkenntnisse von Wissenschaftlern und Forderungen von Gruppen wie Fridays For Future.

Der um sich greifende climate doomerism ist auch selbst eine reale Gefahr. Zuallererst natürlich für die Psyche der Betroffenen, von denen manche sogar in den Selbstmord getrieben werden, wie erst im Mai The Guardian berichtete.

Wie der Klimatologe Michael E. Mann in einem Interview warnte, ist der Weltuntergangsglaube aber auch eine Bedrohung für den Kampf gegen den Klimawandel selbst. Sie habe Klimawandelleugnung als Gefahr Nummer 1 für die Maßnahmen gegen den Klimawandel überholt. Denn Überzeugungen und Erzählungen wie jene von Franzen, dass es eh schon zu spät sei, um zu handeln, bringe Menschen dazu, sich nicht mehr zu engagieren, sondern zu verzweifeln oder in eine apathische Scheiss-drauf -Mentalität zu verfallen. „Aber diese Zu-spät -Erzählungen beruhen immer auf einem Fehlverständnis der Wissenschaft“, sagt Mann. Es gebe keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die sie stützen würden.

Es gibt viel zu tun

Ja, der Klimawandel ist in vollem Gange und seine Folgen werden verheerend sein – und viele Opfer fordern. Das ist Fakt, nicht zu bestreiten, die Wirklichkeit einer auf unbestimmte Zeit wärmeren und unwirtlicheren Welt muss angenommen werden. Aber entgegen dem Narrativ des c limate doomerism lässt sich durchaus noch viel bewirken – und daher ist Engagement so wichtig. „Wenn wir bis 2030 unsere Kohlenstoffemissionen um etwa die Hälfte reduzieren und bis 2050 nicht mehr Kohlenstoffemissionen ausstoßen, als der Planet jährlich aufnehmen kann“, heißt es in einer Zusammenfassung des Special Report des Weltklimarats, „können wir […] die schlimmsten Bedrohungen des Klimawandels vermeiden“.

Würden wir von jetzt auf gleich den Ausstoß sämtlicher Klimaemissionen stoppen, würde sich der Temperaturanstieg in den kommenden Jahren stark abflachen. „Ohne weiteren menschlichen Einfluss würden die natürlichen Prozesse beginnen, das überschüssige Kohlendioxid langsam aus der Atmosphäre zu entfernen, und die globalen Temperaturen würden allmählich sinken“, so das Klimateam der National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA. Nach und nach könnten sich dadurch auch einige der Folgen des Klimawandels umkehren – wie Hitzewellen und Extremwetterlagen. Ein Stopp der Klimagase über Nacht wird nicht passieren, aber jede Tonne weniger, die in die Atmosphäre gelangt, ist eine Tonne weniger, die auf natürlichem Wege abgebaut werden muss.

Gerade jetzt, da uns die Zeit wegläuft, ist climate doomerism und die damit verbundene Resignation so verhängnisvoll. Es braucht das genaue Gegenteil: einen radikalen Klimaoptimismus , die Hoffnung, dass, auch wenn mit jedem Tag, an dem weitere Tonnen CO2 und andere Emissionen in die Luft geblasen werden, noch etwas bewegt werden kann. Weil es so ist. Klimaoptimismus soll nicht bedeuten, naiv zu sein und zu glauben, dass sich der Klimawandel schon von selbst erledigen oder nicht so schlimm wird. Sondern er steht dafür, die Anstrengung, Kraft und auch Wut aufzubringen, bekannte Wege, den Klimawandel zu bremsen, durchzusetzen – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu überzeugen, wirklich zu handeln, und nicht nur Versprechen abzugeben.

Die Werkzeuge, um eine Netto-Null-Welt zu schaffen, existieren: Wind-, Wasser-, und Sonnenkraft, große und schnelle Speichersysteme, smarte Algorithmen, die Stromnetze balancieren können und Methoden, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Kreislaufwirtschaften sind machbar. Mobilität in der Luft und auf dem Boden wird zunehmen elektrifiziert. Sauberere und alternative Methoden, um Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände herzustellen, sind bekannt und müssten nur zur Serienreife gebracht werden. Das alles durchzusetzen und auf unseren gesamten Planeten zu skalieren, das ist keinesfalls einfach. Nicht alles wird so funktionieren, wie es soll. Nicht jede Technologie und jedes Konzept wird sich als tragbar erweisen. Und natürlich haben auch alternative Konzepte und grüne Technologien teils gravierende Nachteile und Langzeitfolgen, denen wir uns stellen müssen. Aber das ist kein Grund, aufzugeben, sondern eher weiterzuforschen und weiterzuentwickeln.

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Klimaoptimismus fordert auch die visionäre Kraft, neue Modelle für Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Konsum, Mobilität und Kultur zu erdenken und erproben, die es möglich machen, mit den schon jetzt besiegelten Folgen des Klimawandelns zu leben. Aber das in einer in Form und Weise, die die Erderwärmung nicht weiter befeuert, sondern abmildert. Einer Weise, die eine harmonische Koexistenz mit dem Klima und unserer Welt befördert. Es braucht radikale Ideen und revolutionäre Ansätze – und Antworten auf Fragen, die über Jahrzehnte nur zögerlich gestellt und gerne belächelt wurden. Ist die Fixierung auf wirtschaftliches Wachstum wirklich sinnvoll? Braucht es eine Wegwerfgesellschaft, um eine gesunde Wirtschaft zu fahren? Können wir es uns als globale Gesellschaft wirklich leisten, dass 100 Firmen für über 70 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sind? Sind Städte ohne Autos und andere Verkehrskonzepte möglich?

Alternativen zum Status Quo sind nicht nur denkbar, sondern auch machbar. Paris verwandelt sich in eine Stadt, die Radfahrern und Fußgängern den Vortritt lässt. Das 9-Euro-Ticket bewies, dass, wenn es reizvoll genug ist, Menschen ihr Auto stehen lassen – und Tonnen an CO2 eingespart werden können. Länder wie Costa Rica und Schottland zeigen bereits, dass erneuerbare Energien ganze Länder sicher versorgen können. Urteile wie gegen Royal Dutch Shell zeigen, dass große Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden können. Und vor allem viele junge Menschen wollen und werden nicht akzeptieren, dass ihnen eine verbrannte Welt hinterlassen wird. Klar, so schnell wird sich unsere Welt nicht in ein Solarpunk-Paradies verwandeln. Aber es ist dringend nötig, dass wir auf eine solch utopische Vision hinarbeiten – weil wir es müssen, wenn die Menschheit und die Erde überleben sollen.

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Dies kam gerade als anonymer Leserbrief zum Thema rein:

"Er hat mich bestärkt nicht selbst in Fatalismus zu verfallen."

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Ein guter Artikel. Der im Artikel beschriebene Optimismus ist existenziell relevant. Meiner Wahrnehmung nach gibt es diesen radikalen Optimismus schon vielfach. Das Problem ist, dass die Negativ-Nachrichten in unserem Mediensystem einfach mit viel größerer Wirkmacht den Wahrnehmungs-Radar durchbrechen als solche positiven Beiträge. Skandale klicken sich besser als positive Berichte. Die Frage ist also: Wie gelingt ein möglichst ebenso sensationsheischender positiver Journalismus, der gegen die gegen die Dominanz des klick- und somit umsatzstarken Weltuntergangsjournalismus Chancen hat. Ich kann die Frage nicht beantworten, würde sie aber gern beantworten können .

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Ich glaube, das fragen derzeit so einige. Aber um ehrlich zu sein: Keine Ahnung. Ich fürchte, hier spielt auch die menschliche Natur eine sehr essentielle Rolle und der einfache Fakt, dass Menschen deutlich stärker auf Gefahren, Bedrohungen und Aufregungen reagieren.

Die Frage ist: Muss positive – oder sagen wir einfach: nicht nur negative, sondern tatsächlich realistisch gewichtete – Berichterstattung ebenso sensationalistisch sein, oder genügt es, wenn einfach genug Medien so berichten würden?

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Ich schließe mich dem Autor vollumfänglich an. Resignation und Fatalismus sind selten hilfreich. Ich frage mich schon länger, wie die Gesellschaft bzw. Politik aus dem allgegenwärtigen ‚Verzicht‘, der negativ besetzt ist und abgelehnt wird, einen positiven Begriff und damit einen erstrebenswerten Zustand prägen kann. Ich bin kein Kapitalismusgegner, bin aber auch nicht davon überzeugt, das ‚viel Besitz‘ zufrieden und ‚mehr von allem‘ glücklich macht.
Wir kennen alle Zitate wie „wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, von Geld, dass wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir nicht mögen“, wissen auch, dass es zutrifft, die aktuelle politische und gesellschaftliche Ausrichtung hindert uns aber daran, unser Verhalten zu ändern. Eine vernünftige CO2-Bepreisung könnte in viele Richtungen positive Auswirkungen haben, wird aber als Belastung und nicht als Chance für eine individuell zufriedenere Gesellschaft wahrgenommen.
Da die Wahrnehmung größtenteils über Medien erfolgt, eine negative Nachricht angeblich die „Auflage“ steigert, muß für einen breit aufgestellten Klimaoptimismus viel verändert werden. Hoffentlich verbreiten sich Artikel wie diese weiter und schneller, als die doomscrolling-fördernden.

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Ich denke auch, dass es theoretisch genügen würde, wenn genug Medien so handeln würden. Ich fürchte jedoch, dass das unter dem aktuellen Anreizsystem nicht passieren wird. Da die Medien marktwirtschaftlich funktionieren, ist es aus Sicht der Medien wirtschaftlich gesehen nicht klug, auf die Sensationseffekte zu verzichten, die sich tatsächlich stark durch das triggern von negativen Gefühlen wie Wut und Angst ergeben. Um daran etwas zu ändern, müssten die Medien sich auf eine Art Kodex einigen, bei dem die Sprache der Headlines und Berichte vorher freiwillig sehr stark auf Sachlichkeit geprüft werden und unnötig Angst schürende Sprache vermieden wird. Das bedeutet nicht, dass dann nicht mehr über Krisen und alarmierende Ereignisse berichtet wird. Nur immer im konstruktiven Kontext: Was ist passiert? / Was bedeutet das? / Welche Optionen haben wir jetzt ?…und nicht mit der Botschaft, dass wir bald eh alle unwiederbringlich in den Abgrund stürzen.

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Dies kam gerade als anonymer Leserbrief zum Thema rein:

"Bewußtsein geschärft für meine positive Grundeinstellung. Tip: Es gibt gute Nachrichten, natürlich kommt es auch dabei auf die Sichtweise an. Z.B. https://goodnews.eu/ gibt es jetzt in deutscher Sprache. Oder https://nur-positive-nachrichten.de/gute-nachrichten sowie https://www1.wdr.de/mediathek/audio/cosmo/daily-good-news/index.html Ich werde meine Bemühungen in Richtung Solar Energy Harvesting weiterführen."

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Die zynische Antwort auf den Wunsch nach mehr „Klimaoptimismus“ fällt momentan nicht leicht zu unterdrücken. Denn inwiefern wäre Optimismus angesichts der chaotischen Entwicklung noch angebracht? Ist es optimistisch, von Fluchthelfern rechtzeitig auf den Mars gebracht zu werden? Oder den Bunker noch beziehen zu können, bevor die Nachbarn die Vorräte plündern kommen? Begründen allein technische Visionen einen Optimismus? Oder Gewaltfantasien von einer Grünen Eingreiftruppe? Oder dass am Ende doch alles so bleiben kann, wie es ist, weil wir uns geirrt haben oder wir plötzlich alle vernünftige Asketen geworden sind? Oder ließe sich wenigstens etwas auf die Verhältnisse rekonstruieren, in die ich geboren wurde? Gut. Mein Vater war Gärtner. Insofern hab ich das ganz gut hinbekommen. Auf 250 Quadratmetern tummelt sich alles, was die Katastrophe überleben wird: Bananen, Zitronen, Oliven, Granatapfel, Feige. Die Oliven hab ich in diesem Jahr gepflanzt, sie sind gut angewachsen. Die Dattelpalme mickert noch vor sich hin, seit drei Jahren schon. Aber die Sojaernte war üppig und ich hoffe auch wieder auf genug Süßkartoffeln. Mit den Erdnüssen klappts noch nicht so ganz, immerhin haben sie diesjahr schon mal geblüht. Aber man wächst auch mit der Veränderung. Die Lausitz hatte schon mal Zeiten mit weniger als 10 Grad Minus am Mittag, da lag sie noch in der USDA-Klimazone 6b. Inzwischen liegt mein winziges Gartenland in der recht angenehmen Zone 8a und es könnte bald noch besser werden. Mein Optimismus gründet auf eine Studie des Umweltbundesamtes. Dort wurde die Wanderung größerer Deutscher Städte ins Mediterrane hin beobachtet und prognostiziert. Momentan liegt Cottbus noch am Kaiserstuhl, soll sich aber demnächst auch über die Pyrenäen begeben, nach Pamplona, wird uns versprochen. Weil uns auch der DWD den nächsten Frühlingswinter verspricht, überlege ich schon, Papaya und Mangos draußen im Folienzelt zu lassen. Die Avocado hab ich da schon ausgepflanzt. Die Papaya werde ich über den Winter doch in die Plattenwohnung holen, sie fängt grade an zu blühen. Zuviel Optimismus wäre leichtsinnig. Es hat zudem drei Versuche gebraucht, um die hochsensiblen Papaya überhaupt erst mal bis zur Blüte zu bringen. Und noch eins: Dahlien und Canna müssen im Herbst nicht mehr ausgegraben werden, es genügt ein Haufen Laub darüber. Wer will, kann sie aber trotzdem gerne ausgraben, gehäckselt und mit guten Dingen vermischt machen sie sich in der Pfanne und dann auch auf dem Teller ziemlich gut.

Es wäre hoch an der Zeit, diesen „Klimarettungs“- Schwachsinn zu beenden. Was soll da eigentlich „gerettet“ werden? Das Klima? Das Klima kann man nicht retten. Das Wort „Wandel“ im Begriff „Klimawandel“ suggeriert, das sich etwas wandelt, das bisher konstant war. Das Klima war nie konstant, es tut nur das, was es immer tat, nämlich sich permanent verändern. Die stetige Veränderung ist das Ergebnis einer Unzahl von inneren und äußeren Einflüssen, die weder alle bekannt noch in ihren Zusammenhängen verstanden werden. Diese Einflüsse sind im Wesentlichen kosmischer oder geophysikalischer Natur, wie z.B. die Sonnenaktivität, die Präzession der Erdachse, Vulkanaktivität und von Menschen nicht beeinflussbar. Dass die Treibhausemissionen auch einen erheblichen Einfluss auf das Klima haben, wird nicht bestritten, aber es ist eben nur ein Einfluss unter vielen.
Klimaveränderungen waren von jeher der Motor der Evolution, unsere Welt würde niemals so aussehen wie sie ist, wenn die Flora und Fauna nicht darauf angewiesen wäre, sich stetig an die Klimaveränderungen anzupassen. Nimmt man die Geschichte, so findet man eine große Sammlung von klimatisch bedingten Zuständen und Katastrophen wie z.B. in der Bibel die 7 fetten und die 7 mageren Jahre sowie die Sintflut, um nur einige zu nennen. Die Pyramiden wurden nicht in der Wüste, sondern in einer blühenden Landschaft gebaut. Die Maya sind nach neueren Erkenntnissen nicht wegen eines Krieges, sondern infolge einer über Jahrhunderte währenden Dürre ausgestorben. Und alle diese Menschen sind nicht mit SUVs herumgefahren.

Es ist eine völlig naive Sicht der Dinge und fernab jeder Realität, zu glauben, dass man nur die Treibhausemissionen mit Gewalt stoppen muss und schon wird wieder alles wie früher, das Klima bedankt sich für seine Rettung.

Was wir brauchen ist kein „Klimaoptimismus“, sondern eine nüchterne, von Vernunft getragene Herangehensweise, um mit den Klimaveränderungen und deren Auswirkungen umzugehen. Die Vermeidung von Treibhausgasen darf dabei nicht vernachlässigt, sondern muss mit Hirn statt Ideologie realisiert werden.

Angesichts der politischen Entwicklungen in der Welt und in Deutschland, die getragen sind von Machtgier und kollektiver Unvernunft, bin ich allerdings nicht zuversichtlich, dass dies der Fall sein dürfte. Wir werden wohl von einer Krise in die nächste stolpern und uns über die heraufziehende Apokalypse wundern.