Ein Forscherteam hat einen Plan, um die Pole wieder gefrieren zu lassen

Das Eis der Arktis und Antarktis schmilzt. Das lässt den Meeresspiegel steigen und bringt Meeresströmungen durcheinander, die das Wetter mitbestimmen. Doch ein Forscherteam hat nun einen Plan, um die Pole wieder gefrieren zu lassen.

Von Michael Förtsch

Die Zeit ist knapp, warnte der Weltklimarat erst im April 2022. Ohne enorme Anstrengungen, den CO2-Ausstoß zu senken, sei es nicht mehr möglich, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Bereits in sieben Jahren könnte die Menschheit die Menge an Klimagasen in die Atmosphäre gepumpt haben, um die Marke zu reißen. Bis zum Erreichen der Zwei-Grad-Grenze bleiben dann zwar noch 25 Jahre. Aber auch so drohen dann schon heißere Sommer, Dürren, teils unbewohnbare Landstriche in manchen Erdregionen und Extremwetter, die viele Leben kosten und Milliardenschäden verursachen. Kann die Menschheit im Angesicht dieser Zukunftsaussichten noch die Kurve kriegen? Die Hoffnung besteht – denn die Technologien und Forderungen einer jungen Generation sind da. Dennoch wollen einige Wissenschaftler eine Alternative bereithalten, um die schlimmsten Folgen des Temperaturanstiegs zu mindern.

Ein Team um den Klimaforscher Wake Smith von der Yale University hat einen drastischen Plan ausgearbeitet, um eine wichtige Auswirkung des Klimawandels auf künstlichem Wege zu begrenzen. In einer Studie legen die Wissenschaftler die Möglichkeit dar, die Pole der Erde, die seit Jahren in immensem Ausmaß an Eisfläche verloren haben, erneut anfrieren zu lassen. Dafür soll nahe den Polregionen in 13 Kilometern Höhe aus Flugzeugen Schwefeldioxid versprüht werden. Das Schwefeldioxid reagiert mit der Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre, wird zu Schwefelsäure aus der wiederum Schwefelsalz-Partikel werden.

Diese kleinen Partikel wirken wie Miniaturspiegel und reflektieren das Sonnenlicht. Werden sie über die Pole getrieben, können sie wie ein gigantischer Strahlungsblocker wirken und dadurch über Tausende Quadratkilometer die Temperatur absenken. Laut Berechnung der Forscher um bis zu zwei Grad Celsius – genug, um die Schmelze zu stoppen und die Neubildung von Eis zu bewirken. Der Anstieg des Meeresspiegels und womöglich auch sich aufheizende Meeresströmungen, die wiederum zu extremen Wetterlagen führen, könnten hierdurch abgemildert werden.

Riskanter Plan

Dass der Plan von Wake Smith und seinen Kollegen funktionieren könnte, ist durchaus möglich. Denn dieser basiert auf Beobachtungen von Naturereignissen. Bei Vulkanausbrüchen kommt es zu genau diesem Effekt – wie etwa beim Ausbruch des Pinatubo im Jahr 1991. Jedoch wäre die Nachstellung mit enormem Aufwand verbunden. Um eine spürbare und sichtbare Wirkung zu erzielen, wären 125 militärische Tankflugzeuge nötig, die jedes Jahr 175.000 Flüge absolvieren – die dadurch jedoch wiederum massive CO2-Emissionen verursachen. Sobald die Flüge eingestellt würden, würde die Eisschmelze wieder beginnen. Wie Wake Smith gegenüber Sky News sagte, wären die Frostflüge also keinesfalls eine Lösung für den Klimawandel, sondern lediglich ein Mittel, eines der Symptome zu bekämpfen. Die Kosten für die Flüge würden über zehn Milliarden Euro pro Jahr betragen.

Das Konzept von Wake Smith zählt zum sogenannten Climate Engineering – also Mitteln, das Klima gezielt zu manipulieren. Ideen dafür gibt es zahlreiche. Allesamt sind sie hoch umstritten. Wake Smith selbst sagt: „Es ist Aspirin, kein Penicillin. Es ist kein Ersatz für die Dekarbonisierung.“ Viele Wissenschaftler sehen den Einsatz solcher Methoden kritisch, da sich die Langzeitfolgen und Nebenwirkungen nur schwer kalkulieren lassen. Auch sind die kurzfristigen Auswirkungen einer Reduktion der Sonneneinstrahlung auf die Tierwelt der betroffenen Regionen nicht bestimmbar. Trotzdem arbeiten mittlerweile zahlreiche Forscher an Möglichkeiten, das Klima zu beeinflussen. Denn es könnte nötig werden.

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Vorgeschlagen wird auch, mit Schiffen massive Mengen an Wasser über den Meeren zu verdampfen, um dadurch gigantische Wolkendecken zu erzeugen, die das Sonnenlicht blockieren. Der Marinebiologe Callum Roberts hat den Plan, die Meere mit Chemikalien wie Olivin und Kalziumkarbonat zu versüßen , um das Wachstum von Algen anzuregen, um wiederum die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre zu intensivieren. Auch Maschinen, die CO2 aus der Atmosphäre filtern gehören zum Climate Engineering. Ebenso wie Ideen, das Licht der Sonne mit Spiegeln direkt im Weltall zu blockieren oder zu reduzieren, um dadurch die Erde künstlich herunterzukühlen.

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