Ohne 50 Millionen Euro von der Community, droht dem Solarauto Sion das Aus

Der Idealismus ist dem Münchner Start-up Sono Motors nicht ausgegangen. Aber das Geld wird knapp. Sehr knapp. Weil aus Gesprächen mit internationalen Finanzinvestoren nichts wurde, wollen die Sono-Motors-Gründer bis Ende Dezember 50 Millionen Euro von ihrer Community einsammeln. Klappt das nicht, droht dem Solar-Elektroauto Sion das Aus.

Von Wolfgang Kerler

Der Sion von Sono Motors ist kein normales Auto. Er fährt elektrisch. Er soll CO2-neutral gebaut werden. Auf seiner Karosserie sind Solarzellen, die pro Tag Strom für bis zu 34 Kilometer Fahrt liefern sollen. Und eine integrierte Sharing-Funktion ist fest eingeplant, damit ein Sion im Idealfall mehrere Fahrzeuge ersetzt. Aber nicht nur deshalb ist der Sion kein normales Auto, sondern vor allem, weil er echte Fans hat, die mit ihm durch Höhen und Tiefen gehen. Obwohl es vom Sion bisher nur ein paar Prototypen gibt.

Den Beleg dafür könnt ihr euch auf YouTube anschauen. Dort hat Sono Motors den Stream einer Talkrunde mit den Firmengründern und der Sion-Community veröffentlicht, die am 8. Dezember in der Zentrale in München stattfand. Ziemlich am Anfang sagt ein Besucher, der zu den über 10.000 Sion-Vorbestellern gehört, über die Sono-Motors-Gründer und ihr Auto: „Wir müssen jetzt die Herrschaften unterstützen, wir alle hier, die hier drin setzen! Wir sind eine Art Mediator nach draußen und müssen den Leuten erklären, dass das die Lösung unser aller Probleme ist.“ Was ein Volkswagen- oder Daimler-Manager wohl für solche Aussagen geben würde?

Dabei haben es die Firmengründer und Geschäftsführer Laurin Hahn und Jona Christians ihren Unterstützern zuletzt nicht leicht gemacht. Eigentlich hätte der Sion schon Mitte 2019 vom Band rollen sollen. Nun ist der Produktionsstart in einem ehemaligen Saab-Werk in Schweden auf Ende 2021 verschoben. Die Auslieferungen sollen erst Anfang 2022 beginnen. Aber auch das nur, wenn die Community dem Start-up bis zum 30. Dezember 50 Millionen Euro zukommen lässt – in Form von Anzahlungen auf ihr zukünftiges Auto oder als Spenden.


Um das Vertrauen und die finanzielle Unterstützung der Community zu gewinnen, stellten sich die Sono-Gründer Laurin und Jona in mehreren Talkrunden auch kritischen Fragen.

Internationale Investoren hatten kein Interesse am Sion

Die riesige und ziemlich kurzfristig angekündigte Crowdfunding-Kampagne ist notwendig, weil Sono Motors trotz monatelanger Suche keine Investoren finden konnte, die einerseits genug Kapital zuschießen und andererseits die idealistischen Ziele des Start-ups unterstützen wollten. Vor ein paar Wochen brachen Laurin Hahn und Jona Christians schließlich die weit fortgeschrittenen Gespräche mit einem potenziellen, nicht-europäischen Großinvestor ab.

„Der Sion wäre nicht gekommen, wenn wir das Angebot angenommen hätten“, sagt Laurin Hahn im Gespräch mit 1E9. Der neue Geldgeber war vor allem an den Technologie-Patenten des Unternehmens interessiert – und hätte Sono Motors möglicherweise zerschlagen. Bei früheren Finanzierungsrunden konnte das Start-up noch deutsche Investoren gewinnen. Doch die Summen, die es braucht, um einen neuen Automobilhersteller zu erschaffen, sind hierzulande nicht zu bekommen. „Deutschland ist kein Start-up-Land. Dafür war’s noch nie bekannt“, sagt Laurin Hahn.

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Deswegen bittet das Sono-Team erneut die Community um Geld – genau wie ganz zu Beginn der Firmengeschichte, die 2016 mit einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion bei Indiegogo begann. Nur sollen es diesmal keine 800.000 Euro sein, sondern 50 Millionen. Rund 10 Millionen kamen bis zum 13. Dezember, also bis kurz vor der Halbzeit, schon zusammen. Nach Weihnachten hofft Sono auf einen Endspurt.

Warum Sono jetzt so viel Geld braucht

Warum Sono innerhalb von wenigen Wochen einen so hohen Betrag braucht, wollen auch die Community-Mitglieder bei den Talkrunden wissen. „Der Grund sind die nächsten wichtigen Meilensteine, die wir erreichen wollen“, erklärt Laurin Han. „Das sind zum einen weitere Prototypen, die wir im Sommer nächsten Jahres vorstellen wollen. Zum zweiten sind das der Produktionsaufbau und die Beauftragung von Werkzeugen.“

„Wenn wir diese Community-Funding-Kampagne nicht erfolgreich abschließen, können wir nicht garantieren, dass der Sion kommt“, sagt Jona Christians. Der Betrag sei nicht gewählt, weil sich die Summe so gut anhöre, sondern weil jede Million davon zähle. Die 50 Millionen würden, zum Beispiel, zusammenkommen, wenn 2.000 Kunden ihren vorbestellten Sion komplett im Voraus bezahlen. Doch auch mit kleineren Anzahlungen auf Bestellungen oder mit Spenden kann man Sono Motors nun bis Ende Dezember unterstützen.

Wenn wir dieses Community-Funding-Kampagne nicht erfolgreich abschließen, können wir nicht garantieren, dass der Sion kommt.

Doch selbst wenn das Community-Funding ein Erfolg wird, reicht das Geld nicht, um 2021 die ersten Wagen vom Band rollen zu lassen. Zusätzlich müsste das Start-up dafür weitere 205 Millionen Euro einsammeln. Wofür die Mittel benötigt werden und wie der Betrag zustande kommen soll, legt Sono in einer Finanzierungsstrategie offen, die ihr als PDF herunterladen könnt. Unter anderem durch weitere Bestellungen und entsprechende Anzahlungen, Fördergelder, private Investoren und Bankdarlehen soll der Sion demnach Realität werden. Außerdem will das Gründerteam bei Erfolg der Kampagne ihre Gewinnbeteiligungen in einen Community Pool geben.

Kommt der Sion nun zu spät?

Wäre der Sion wie geplant in diesem Jahr auf den Markt gekommen, wäre Sono Motors den meisten Elektroautos der etablierten deutschen Autoherstellern zuvorgekommen – und in seinem Segment mit Abstand das günstigste Modell gewesen. 2020 allerdings kommt der Elektro-Corsa von Opel für knapp 30.000 Euro auf den Markt und VW bringt den ID.3 für anfangs 40.000 Euro auf den Markt. Mit einem Preis von 25.500 Euro bleibt der Sion, der geräumiger ist, zwar die günstigere Alternative. Aber: Die Konkurrenz auf dem E-Auto-Markt wächst.

Macht das den Sono-Gründern keine Sorgen? Nein. „Ich denke, der Corsa E ist ein gutes Auto. Der ID3 ist ein gutes Auto“, sagt Jona Christians. „Aber es sind halt wieder nur Autos. Der Sion ist weitergedacht.“

UPDATE vom 2. Januar 2020: Die 50 Millionen sind bis zum 30. Dezember nicht zusammengekommen, sondern etwas über 32 Millionen. Derzeit lässt Sono Motors die eigene Community darüber abstimmen, ob das Crowdfunding bis zum 20. Januar verlängert werden soll. Aktuell ist es noch möglich, das Funding zu unterstützen.

Titelbild: Sono Motors

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Wäre sehr schade, wenn das nicht klappt. Mich spricht deren Konzept sehr an. Die Solarpanels auf dem Auto, die Möglichkeit, Strom an andere Sions weiterzugeben, das integrierte Car Sharing. Eigentlich müsste die Bundesregierung Sono unter die Arme greifen. Ich bezweifele, dass unsere Autoriesen etwas Vergleichbares auf den Markt bringen.

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Unsere? Nein. Aber es gibt durchaus schon weitere Start-ups, die an ähnlichen Ideen und Konzepten arbeiten. Und zumindest einige Autobauer wie Toyota und Mitsubishi haben integriertes Car-Sharing zumindest als Konzept schon entdeckt. Und auch Tesla arbeitet derzeit an einer Plattform, die mit einem Update auf alle Wagen aufgespielt werden kann.

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Inzwischen hat Sono Motors mehr darüber verraten, was die Gründer mit ihrer Ankündigung meinten, ihre Gewinnbeteiligung in einen Community Pool zu geben - bisher blieb das etwas vage, wohl auch, weil die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht noch nicht zugestimmt hatte. Das ist nun aber passiert:

https://sonomotors.com/de/press/press-releases/sono-motors-introduces-community-profit-sharing/

Konkret heißt es: Die bestehenden und zukünftigen Reservierer des Sion werden an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt. Die Gründer verzichten dafür auf ihre Gewinnbezugsrechte.

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Mit der neuen Förderung des Bundes mit 6000.-€ für den Käufer eines E-Autos, bei dem dann der Hersteller 3000.-€ übernehmen soll sieht es eher so aus als ob die Regierung dafür sorgt, dass die „Kleinen“ ganz schnell wieder verschwinden.
Den „Großen“ tun die 3000.-€ nicht weh, ein wenig quersubventioniert und man kann wieder schön ein paar SUV an den Mann bringen und der Flottenverbrauch sinkt mit dem E-Auto…

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UPDATE vom 2. Januar 2020: Die 50 Millionen sind bis zum 30. Dezember nicht zusammengekommen, sondern etwas über 32 Millionen. Derzeit lässt Sono Motors die eigene Community darüber abstimmen, ob das Crowdfunding bis zum 20. Januar verlängert werden soll. Aktuell ist es noch möglich, das Funding zu unterstützen.

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Es geht weiter. So will es die grosse Mehrheit:

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Ein erneuter Blick auf die Fundraisingclock lohnt sich: https://sonomotors.com/de/

Fast 45 Millionen Euro und noch 12 Tage! Vielleicht ein Schnäppchen für einige 1E9ler in @Mobilität :slight_smile:

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Ja, die bestehenden Investoren haben nochmal 10 Millionen nachgelegt. Die letzten Meter könnten daher also trotzdem schwierig werden.

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Die letzte Million bricht an uns noch 2 Tage!

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Gerade bei 49,241 Mill. Wird knapp aber ist schaffbar.

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Mich wundert wirklich, dass diese Aktion für so wenig Aufsehen gesorgt hat.
Zu Beginn Dezember hab ich in meinem Umfeld fast ausschließlich hoffnungslose Meinungen gehört. Umso mehr freut mich der Erfolg bis jetzt und, dass sie es schaffen werden.

Meiner Meinung nach haben kleine, neue e-Autobauer aus rationaler Sicht keine Chance mehr im jetzigen Markt. Ausser sie schaffen es eine Community hinter sich zu bringen und zu begeistern, also Emotionen und einen Geist zu wecken, der die Unternehmung dann in die Breite trägt. Das schafft Sono auf fantastische Art und Weise!

Sie haben es geschafft:

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und jetzt im Spiegel ---- es braucht halt immer paar Millionen auf dem Konto um auch Gehör zu finden…

https://www.spiegel.de/auto/sono-motors-baut-solar-auto-sion-tesla-aus-der-waldorfschule-a-00000000-0002-0001-0000-000170604470