Vor mehreren Jahren ist das E-Auto-Start-up Sono Motors mit dem Traum gestartet, ein Auto auf die Straßen zu bringen, das mit Sonnenschein fährt. Der PKW namens Sion lässt jedoch weiterhin auf sich warten. Grund ist auch Geldmangel beim Münchner Unternehmen. Ein Börsengang könnte den E-Autobauer retten.
Von Michael Förtsch
Ein kompaktes und erschwingliches Elektroauto, das sich über integrierte Solarzellen selbst laden kann. Genau das ist die Vision, mit der vor fünf Jahren ein kleines Team aus München angetreten ist und das Start-up Sono Motors gegründet hat. Mit einer Crowdfunding-Initiative wurde im Jahr 2016 die Entwicklung zweier Prototypen des Sion getauften E-PKW finanziert, die wenig später vorgestellt werden konnten. Doch seitdem hatte das Unternehmen, das in einem Zweckbau im Münchner Norden residiert, mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen und musste Kompromisse eingehen. Unter anderem will das Start-up statt mehrerer Varianten nun nur noch ein Basismodell fertigen. Außerdem musste es den ursprünglich geplanten Preis des Sion von 16.000 Euro (plus 4.000 Euro für die Batterie) auf 25.500 Euro nach oben korrigieren. Und vor allem soll der eigentlich zunächst für 2019, dann für das zweite Halbjahr 2020 geplante Start der Serien-Produktion nun erst in die erste Jahreshälfte 2023 fallen.
Insbesondere erlebt Sono Motors seit 2019 jedoch finanzielle Engpässe. Eine Suche nach Investoren verlief schwierig. Denn bei einem Einstieg neuer Geldgeber, so seinerzeit die Sono-Motors-Gründer Laurin Hahn und Jona Christians zu 1E9, hätte das Unternehmen Rechte an Patenten aufgeben und Geschäftsstrategien ändern müssen. Damit hätte das Team seine Prinzipien verraten. Daher hatte Sono Motors stattdessen ein zweites Crowdfunding gestartet und 53,3 Millionen Euro und etliche Vorbestellungen eingesammelt, die die Fertigung von neuen Prototypen des Sion finanzieren und den Aufbau der Produktion ermöglichen sollen. Für eine Serienfertigung in großen Stückzahlen, räumte Sono Motors ein, ist jedoch noch mehr Kapital nötig – etwa rund 200 Millionen Euro.
Das nötige Geld könnte nun über einen Börsengang in den USA beschafft werden, berichtet Reuters unter Berufung auf „der Sache nahestehende Personen“. Der Börsengang könne klassisch über eine Investmentbank abgewickelt werden. Oder aber über den gleichen Weg, den auch schon Virgin Galactic gegangen ist und den die E-Autobauer Canoo, Faraday Future und das Flugauto-Start-up Joby Aviation derzeit gehen. Über ein sogenanntes SPAC. Bei einem SPAC handelt es sich um ein mit Kapital bereits börsennotiertes und mit Kapital ausgestattetes Unternehmen, das mit einem Unternehmen, das an die Börse will, fusioniert.
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Laut Reuters sollen die für einen Börsengang nötigen Unterlagen schon bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht worden sein. Beraten werde das deutsche E-Auto-Start-up von den beiden Banken Citi und Berenberg. Der Wert von Sono Motors werde momentan auf rund eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Denn auch wenn die Münchner Firma noch keine Fahrzeuge produziert, so hat sie doch zahlreiche Patente, Technologien, Designs erarbeitet und rund 13.000 Vorbestellungen für den Sion eingeholt. Sowohl von Sono Motors als auch den Banken gibt es bislang allerdings keine offiziellen Aussagen zu den Berichten.
Dass das Start-up auf eine große Zukunft spekuliert, hat das Gründerteam bereits vor Monaten klar gemacht. Neben dem Sion arbeitet Sono Motors auch an einem Lizenzmodell für seine Technologie, um Solarzellen direkt in die Karosserie von Fahrzeugen zu integrieren. Damit sollen sich sowohl elektrische Busse, Transporter aber auch LKW-Anhänger ausrüsten lassen, um die Reichweite dieser Fahrzeuge zu verlängern. Langfristig, das sagte Sono-Motors-Mitgründer Laurin Hahn im Jahr 2017, solle das Unternehmen „ein globaler Energie- und Mobilitätsdienstleister werden.“
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Teaser-Bild: Sono Motors