Mit Alien: Romulus kommt dieser Tage ein neuer Alien-Film in die Kinos. Er besinnt sich auf die Horrorwurzeln der Reihe – und wird dafür von Kritikern gefeiert. Das ist bemerkenswert. Denn in der Geschichte der Alien-Saga sind zahlreiche Ideen für neue Filme glorios gescheitert und erst gar nicht gedreht worden.
Von Michael Förtsch
Im Jahr 1975 machte sich der Avantgarde-Filmemacher Alejandro Jodorowsky daran, den Kultroman Dune: Der Wüstenplanet zu verfilmen. In einem Großraumbüro in Paris stellte er ein Team für die Vorproduktion zusammen. Dazu gehörten heute namhafte und sogar legendäre Künstler wie Hans Rudolf Giger, Ron Cobb oder auch der Drehbuchautor Dan O’Bannon, der als Special-Effects-Spezialist für den Dune-Film arbeiten sollte. Die Science-Fiction-Produktion sollte epische Ausmaße haben. Orson Welles, Salvador Dalí und Mick Jagger sollten darin auftreten. Doch nach fast zweieinhalb Jahren Vorarbeit fand sich kein Studio, das das für damalige Zeiten gewaltige Budget von mindestens 15 Millionen Dollar übernehmen wollte.
Als die Produktion von Dune scheiterte, kehrte Dan O’Bannon in die USA zurück und begann wieder zu schreiben. Er startete mit der Arbeit an einem Drehbuch, das zunächst den Titel There’s Something On Our Spaceship, dann Star Beast und schließlich Alien trug. Er nahm unter anderem Ideen aus den Werken des Horrorautors HP Lovecraft und einem Comic mit dem Titel Seeds of Jupiter und kombinierte sie mit einigen seiner früheren Drehbucheinfälle. Dazu gehörte einer für einen Film über die Besatzung eines Bombers im Zweiten Weltkrieg, in dem plötzlich kleine Gremlins für Chaos sorgen, und einer, in dem riesige Insekten nach einem Jahrtausende währenden Winterschlaf erwachen und an die Erdoberfläche kommen.
Alien sollte eigentlich ein Low-Budget-Film werden, landete dann aber bei einem ambitionierten Werbefilmer namens Ridley Scott – der einige der Künstler engagierte, die Dan O’Bannon bei der Arbeit an Dune kennengelernt hatte. Insbesondere HR Giger, der letztlich das legendäre Xenomorph – also das außerirdische Wesen – erschuf. Als Alien 1979 in die Kinos kam, wurde er zu einem unerwarteten Erfolg, der viele andere Filmemacher inspirierte. Vor allem aber war es ein Erfolg, der das Studio 20th Century Fox ermutigte, in den kommenden Jahren weitere Alien-Filme zu produzieren. So einfach war das allerdings nicht. Denn es gab zwar viele Ideen, aber die meisten sollten es nie auf die Leinwand schaffen.
Ridley Scotts Alien 2
Nach Alien wurde Ridley Scott gefeiert. Ihm wurden zahlreiche Regieposten angeboten – unter anderem für einen Dune-Film, der dann aber an David Lynch ging. Unabhängig arbeitete er an einer Filmumsetzung von Tristan & Isolde. Doch er hatte sich auch bereits Gedanken über eine Fortsetzung der Alien-Geschichte gemacht. „Ich dachte immer, sie sollten herausfinden, wo das Alien herkommt“, erzählte er Screen Fantasies 1984. Er stellte sich einen eher abenteuerlich angehauchten Film vor, der sich über mehrere Planeten erstreckt und die „Zivilisation, aus der das Alien kommt“, in den Mittelpunkt rückt. Klingt vertraut? Genau. Denn diese Vision hat er später mit Prometheus verwirklicht.
Dass er diese Idee damals nicht umsetzen konnte, hatte einen einfachen Grund. Ridley Scott wurde einfach nie gefragt, ob er Alien 2 drehen wolle. „Ich weiß bis heute nicht, warum“, sagte Scott in verschiedenen Interviews. „Ich wurde nie gefragt.“
Stattdessen wurde ein anderer Regisseur engagiert: Terminator-Regisseur James Cameron. Und der interpretierte den Science-Fiction-Horror in Drehbuch, Regie und Bildgestaltung als actiongeladene Parabel auf den Vietnamkrieg neu. Die mutige Interpretation und Abkehr vom Originalrezept war nicht minder erfolgreich. Und so hatte Cameron, wie einst Scott, bereits einen Nachfolger im Kopf.
James Camerons Alien 3
Nach dem Kinostart von Aliens erklärte James Cameron wiederholt, dass er den Film nicht mit einem Nachfolger im Kopf geplant hat, deutete jedoch an, dass er einem weiteren Alien-Projekt gegenüber nicht abgeneigt sei. Das bestätigten auch einige der Schauspieler aus Aliens. „Ich weiß, dass James Cameron geplant hatte, Hicks, Ripley und mich in Alien 3 zu haben, so ein Familien-Ding“, hatte etwa Carrie Henn erklärt, die in Aliens das Mädchen Newt verkörperte.
Ebenso sollte der von Lance Henriksen gespielte Androide Bishop wieder eine Rolle spielen. Er sollte von einem Unbekannten manipuliert und umprogrammiert werden, „so dass er stets befürchtet, dass er etwas Gefährliches tut“, erinnerte sich Lance Henriksen später in einem Interview.
Aber wie schon bei Scott, sei es auch mit Cameron nie zu einem ernsthaften Gespräch über Alien 3 gekommen. „Wir haben nie über Alien 3 gesprochen“, schrieb Cameron bei einer Frage-Antwort-Runde auf Reddit. Stattdessen sei angedeutet worden, dass Ridley Scott Alien 3 drehen und Cameron anschließend den 4. Alien-Film drehen könne. Doch auch hierüber sei es nie zu einer nachhaltigen Unterredung gekommen.
William Gibsons Alien 3
Die treibenden Kräfte hinter der Alien-Saga waren nicht nur Ridley Scott und James Cameron, sondern auch die Produzenten Walter Hill und David Giler, ohne die es die Filme wohl nie gegeben hätte. Sie waren es, die Regie – und auch Regisseur – sowie die Ausrichtung maßgeblich mitbestimmten. Sie wollten die Filmreihe mit einem dritten Alien-Film vorerst abschließen –mit einem gigantischen Spektakel – und hatten dafür selbst zahlreiche absurde und verrückte Ideen, die sie für mögliche Drehbücher sammelten.
Unter anderem wollten sie das Xenomorph auf die Erde bringen. Ihnen schwebte eine Szene vor, in der ein riesiges aus Tausenden von Aliens bestehendes Mega-Xenomorph New York City zerstört. Ein anderes Szenario sah vor, dass Ripley und Newt auf einer hochentwickelten Planetenkolonie stranden und ein Alien durch eine Blade-Runner-artige Metropole jagen. Schließlich entschieden sich Hill und Giler aber 1988 dazu, einen Autor zu engagieren, der eine Geschichte entwickeln sollte. Einen, der Alien eine neue, frische Note geben konnte. Sie trafen sich unter anderem mit dem Horrorautor Clive Barker, der aber mehrfach ablehnte, weil ihn das Alien als Kreatur nicht interessierte. Ein anderer Kandidat hingegen war durchaus interessiert: William Gibson, der Mann hinter Neuromancer und selbsternannter Fan des Originals.
Was Gibson auf der Grundlage grober Notizen der beiden Produzenten schrieb, sollte eine Parabel auf den Kalten Krieg sein. Das nach Aliens im Raum trudelnde Raumschiff Sulaco mit Ripley, Corporal Hicks und Newt im Kälteschlaf sollte von der Union of Progressive Peoples, einer kommunistischen Weltraumrepublik, aufgetan werden. Deren Angehörige entdecken in den Eingeweiden des getöteten Androiden Bishop genetische Überreste eines Xenomorph. Die Sulaco wird daraufhin zur Raumstation Anchorpoint gebracht, wo Hicks und Newt aufgeweckt werden. Ripley hingegen liegt im Koma. Auch das Personal von Anchorpoint entdeckt Überreste des Xenomorph – und beginnt mit geheimen Experimenten. Die gehen natürlich schief.
Die Wissenschaftler der Station entwickeln aus der Alien-DNA einen Virus, der sich über die Luft verbreitet und aus Infizierten Alien-Hybride herausplatzen lässt – nicht nur aus Menschen, sondern zum Beispiel auch aus Affen. Hill und Giler kritisierten das Drehbuch als zu aufwendig, zu brutal, zu teuer. Mehrfach schrieb William Gibson daher sein Drehbuch um, dampfte es ein und gab schließlich entnervt auf. Ebenso wie Hill und Giler.
Nachdem William Gibsons ursprüngliches Drehbuch irgendwann im Internet auftauchte, erlangte es Kultstatus. 2018 wurde es daher als fünfteiliger Comic umgesetzt, ein Jahr später als Hörspiel und 2021 als Roman.
Renny Harlins Alien 3
Während die Produzenten noch nach dem richtigen Drehbuch suchten, hatten sie bereits einen möglichen Regisseur ausgemacht. Nämlich den 28 Jahre alten Renny Harlin, der gerade Nightmare on Elm Street 4 gedreht hatte. Steven Spielberg und andere attestierten ihm großen Potential. Als er die Chance sag, an der Alien-Reihe zu arbeiten, sagte er sofort zu.
Harlin wollte keine klassische Fortsetzung drehen, keinen „weiteren Film mit Maschinengewehren und Flammenwerfern“. Ihm schwebte, ähnlich Scott, eine Origin-Story vor. „Ich arbeitete einige Monate daran“, so Harlin. „Dieser Film sollte zu dem Planeten gehen, wo die Aliens herkommen. Mein Vorschlag ans Studio war einfach: Lasst uns die Aliens wie Ameisen betrachten. Sie sind Ameisen und irgendwo ist der Ameisenhügel.“ Ripley sollte gemeinsam mit einem Team von Soldaten und Wissenschaftlern auf dem Planeten anlanden, der als Heimatwelt der Xenomorph identifiziert wurde. „Und wer weiß: Vielleicht sind sie – die Aliens – gar nicht so böse?“, erklärte Harlin. „Aber dann lehnten sie’s ab, weil sie meinten, dass die Leute so etwas nicht sehen wollen.“
Statt aufzugeben, kam Harlin schnell eine weitere Idee. „Lass die Aliens auf die Erde kommen“, dachte der Regisseur. „Stell dir Mittelamerika vor, ein Kornfeld, die Aliens rennen durch ein Kornfeld auf ein Farmhaus zu.“ Doch auch das habe das Studio abgelehnt. Technisch sei es zu aufwendig und sowohl die Produzenten als auch 20th Century Fox wollten, dass der Film im All angesiedelt ist. Ein lösbares Problem, wie sich zeigte…
Alien World
Nachdem die Zusammenarbeit mit William Gibson gescheitert war, suchten Hill und Giler nach einem anderen Autor. Der Regiekandidat Renny Harlin schlug den Produzenten Anfang 1989 den Filmemacher Eric Red vor. Der damals 29-Jährige hatte noch wenig Hollywood-Erfahrung, hatte aber bereits als Autor von Filmen wie The Hitcher und Near Dark für Aufsehen gesorgt. Red wollte in Alien 3 ganz auf Ripley, Hicks und andere bekannte Figuren verzichten. Stattdessen sollte ein Elitesoldat namens Sam Smith im Mittelpunkt stehen, der von der Besatzung der Raumstation North Star als einziger Überlebender aus der im All treibenden Sulaco gerettet wird.
North Star ist ein interstellares Habitat, das unter seiner Hülle aus Metall und Glas eine Nachbildung des Mittleren Westens der USA beherbergt: Farmen, Mais-, Weizen- und Gerstenfelder. Ein Konzept, das lose auf Renny Harlins „Bring Alien to Earth“-Idee basiert. Nach mehreren Wochen in Bewusstlosigkeit erwacht Sam aus einem Albtraum und muss feststellen, dass zu seiner Rettung mehrere Organe und sein rechter Arm durch kybernetische Prothesen ersetzt wurden.
Nachdem er sich auf der Station eingelebt hat, entdeckt er, dass sich unter der Farm ausgedehnte Militär- und Forschungseinrichtungen befinden, in denen offenbar mit den Überresten der außerirdischen Wesen von der Sulaco experimentiert wird. Schweine, Katzen, Hunde und sogar Hühner werden in Xenomorph verwandelt. Außerdem haben die Militärforscher eine Alien-DNA entwickelt, die auch anorganisches Material infizieren kann. Natürlich gerät das alles außer Kontrolle und schon bald jagen außerirdische Killerschweine arme Bauern durch die Maisfelder. Der Film sollte damit enden, dass sich die gesamte North-Start-Station in ein riesiges biomechanisches Wesen verwandelt.
Eric Red selbst hasste sein Drehbuch. Er bezeichnete es später als ein „Stück Müll“, das das Ergebnis frustrierender Telefongespräche zwischen ihm und den Produzenten gewesen sei. „Das Problem in den fünf Wochen, in denen ich beteiligt war, war, dass sie – die Produzenten – einfach nicht wussten, was sie wollten“, sagte Red in einem Interview. Sie hätten einfach auf ein unverbrauchtes Szenario bestanden, das ohne Ripley auskommen sollte. Mehr Anleitung und Hilfe hätte es für ihn nicht gegeben. Frustriert brachen beide Seiten die Zusammenarbeit kurz darauf ab.
David Twohys Alien 3
Nach Eric Red fiel die Wahl des Produzentenduos Walter Hill und David Giler auf David Twohy. Er war den beiden vor allem mit seiner Science-Fiction-Komödie Critters 2 aufgefallen, wollte aber mit seinem Drehbuch für Alien 3 einen ernsthaften Horrorfilm abliefern.
Die Handlung sollte auf Moloch Island spielen, einer unansehnlichen Gefängnisraumstation, die die Erde umkreist. Dort trifft gerade eine neue Ladung Gefangener ein, die in einer Gießerei zur Arbeit eingeteilt werden. Unter ihnen ist der intelligente, aber auch gewalttätige Styles, der schnell merkt, dass die Betreiberfirma dieses orbitalen Alcatraz offenbar auch bizarre Experimente durchführt. Vor Jahren wurde nämlich in einem Asteroidenbrocken ein Facehugger entdeckt, dessen DNA extrahiert werden konnte.
Den Wissenschaftlern ist es gelungen, die Kreatur zu klonen, Xenomorph zu erschaffen, genetisch zu verändern und in einem gesicherten Bereich des Gefängnisses zu kasernieren. Bis es einem der Wesen gelingt, eine Wand zu durchbrechen und in das Abwassersystem der riesigen Station zu gelangen. Nacht für Nacht greift es Gefangene an. Die Gefängnisleitung versucht, die Angriffe zu vertuschen. Als immer mehr Menschen sterben, entspinnt sich ein Fluchtszenario, in dem Styles und seine Mitgefangenen einen Weg aus der Station suchen und immer wieder nur knapp dem Tod entkommen.
Das Drehbuch bestach durch Spannung, überraschende Momente und starke Charaktere. Doch es gab ein Problem. Mit Joe Roth hatte 20th Century Fox einen neuen Boss bekommen, der Sigourney Weaver zu einer Rückkehr als Ellen Ripley für einen Alien-Film überreden konnte. Doch im Drehbuch tauchte sie nicht auf. Twohy änderte das in einem weiteren Entwurf. Leider konnte sich Renny Harlin, der bis dahin als Regisseur engagiert war, nicht mit dem Gefängnisszenario anfreunden. „Das Publikum wird sich nicht mit einer Gruppe von Knastbrüdern identifizieren“, kritisierte er und verließ das Projekt wenig später, um Ford Fairlane und Stirb Langsam 2 zu drehen.
Vincent Wards Alien 3
Nach dem Abschied von Renny Harlin stand Alien 3 wieder ohne Regisseur da. Doch dann sah Produzent Walter Hill in einem kleinen Kino in New York City The Navigator: An Odyssey Across Time. Ein avantgardistischer Abenteuerfilm, in dem ein Mönch im 18. Jahrhundert mit einer Gruppe von Dörflern eine Höhle betritt und im Neuseeland des 20. Jahrhunderts landet. „Das musst du dir unbedingt ansehen“, hatte Hill seinem Kollegen Giler geraten. „Das ist ein wirklich interessanter Filmemacher.“
Gemeint war Vincent Ward, der sich eigentlich gar nicht für die Alien-Reihe und schon gar nicht für Hollywood interessierte. Nur widerwillig sagte er zu – unter der Bedingung, nicht Twohys Drehbuch verfilmen zu müssen, sondern sein eigenes schreiben zu dürfen. Was Ward dann schrieb, gilt manchen als einer der besten Science-Fiction-Filme, der nie gedreht wurde.
Der Neuseeländer wollte Ripley auf einer von technikfeindlichen Mönchen bevölkerten Raumstation stranden lassen. Die kreisrunde Station Arceon ist innen und außen aus Holz gebaut. Im Inneren erstrecken sich Felder und Wiesen, es gibt eine Glaserei und eine Kathedrale, deren Spitze in den Weltraum ragt. Nach ihrer Bruchlandung wird Ripley von den Mönchen aufgenommen. Schon bald darauf beißt und kratzt sich ein Xenomorph durch den hölzernen Planeten, den die Mönche für den Teufel halten. Ward plante spektakuläre Szenen wie eine Verfolgungsjagd durch eine mehrere hundert Meter hohe Bibliothek und brennende Felder, auf denen die Mönche vom Alien geköpft werden
Das außergewöhnliche Drehbuch – auf das wir in diesem Artikel noch näher eingehen – begeisterte die Produzenten, die die Drehvorbereitungen mit Hochdruck vorantrieben. Kulissenteile wurden gebaut und Vincent Ward führte bereits Gespräche mit Schauspielern. Unter anderem mit den Monty-Python-Größen John Cleese und Michael Palin, die er als Mönche auftreten sollten.
Doch dann wurde Vincent Ward aufgefordert, sein Drehbuch zu ändern. Die aufwendigen Kulissen, die Masse an Schauspielern und Effekten waren dem Studio zu teuer. Unter anderem sollte der hölzerne Planet einer einfacher zu inszenierenden Bergbaugemeinde auf einem Mond weichen. Ward lehnte ab und verabschiedete sich. Stattdessen übernahm der damals noch unerfahrene Sieben-Regisseur David Fincher die Regie und kombinierte Teile der Drehbücher von Vincent Ward und David Twohy. Seine Version von Alien 3 kam schließlich 1992 in die Kinos
Stuart Hazeldines Alien 4
Mitte der 1990er Jahre versuchte der aufstrebende Filmemacher Stuart Hazeldine, sich einen Namen zu machen. Mit Underground hatte er gerade seine erste Filmidee verkauft, die es jedoch nie auf die Leinwand schaffte. Als er hörte, dass nach dem Erfolg des von Teil drei ein vierter Alien-Film produziert werden sollte, dachte er sich, dass er sein Glück versuchen könnte – und machte sich daran, ein Drehbuch zu schreiben. „Warum nicht, was kann schon schief gehen“, erinnerte sich Hazeldine. Seine Idee? Ein Forscherteam stößt zufällig auf die Heimatwelt der Xenomorph. Mehrere von ihnen werden durch Facehugger infiziert. In Panik fliegen sie per Autopilot zurück zur Erde, wo das Schiff an der Antartica Station andockt – einer Station, die über einen Weltraumlift mit der Erde verbunden ist.
Nachdem die infizierten Besatzungsmitglieder aus dem Kälteschlaf erwacht sind, brechen die Aliens aus ihnen hervor, überrennen die Station und drohen, über den Weltraumfahrstuhl die Erde zu erreichen. Das Militär soll das verhindern. Dabei soll ihnen ein Klon von Ellen Ripley helfen, die sich zunächst weigert, dann aber erfährt, dass ihre Enkelin Ellen McClaren zum Verteidigungstrupp gehört. Wie Hazeldine selbst sagt, wäre das Drehbuch ziemlich wild gewesen, aber auch verdammt unterhaltsam. Rivalisierende Kreuzungen von Riesenspinnen und Xenomorph sollten zum Beispiel vorkommen.
Hazeldine schickte sein Drehbuch an Fox, wo man ihm zunächst sagte, dass man es gerne lesen würde. Doch dann kam die Absage. Aus rechtlichen Gründen könne es doch nicht gelesen werden. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte das Studio bereits das Drehbuch von Buffy-Schöpfer und The-Avengers-Regisseur Joss Wheadon zu Alien: Die Wiedergeburt abgesegnet und wollte Vorwürfe anderer Autoren vermeiden, es seien Ideen aus ihren Drehbüchern gestohlen worden. „Ich hatte also ein vielversprechendes Drehbuch, das niemand lesen würde“, sagt Hazeldine. Jahre später erfuhr er, dass ein Verantwortlicher bei Fox sein Drehbuch doch gelesen hatte – und glaubt, dass es ein besserer Film geworden wäre, wenn man einige seiner Ideen aufgegriffen hätte.
Joss Wheadons Alien 5
Ende 1997 kam Alien: Die Wiedergeburt in die Kinos. Der von Jean-Pierre Jeunet inszenierte und von Joss Wheadon geschriebene Film erhielt zum Teil katastrophale Kritiken. Zwar wurden die Optik und die Effekte des Films ebenso gelobt wie die Darsteller. Die Handlung und die Interpretation der Heldin Ripley als Klon wurden verrissen.
Eigentlich sollte möglichst bald nach dem Kinostart von Alien: Die Wiedergeburt mit den Dreharbeiten zum Nachfolger begonnen werden. Ein Drehbuch existierte bereits. Wheadon hatte es in Erwartung eines kommerziellen und kritischen Erfolgs bereits fertiggestellt. Es sollte die Handlung um die Aliens, den Ripley-Klon und die Androidin Call kurz auf der Erde fortsetzen und dann zum Planetoiden LV-426 weiterführen, wo die Saga einst begann und Ripleys Geschichte enden sollte. Als Regisseur soll unter anderem Roland Emmerich im Gespräch gewesen sein.
Sigourney Weaver lehnte das Drehbuch jedoch ab, da sie sich mit der Handlung nicht wohl fühlte. Vor allem die Entwicklung der Figur Ripley „fühlte sich nicht richtig an”, so die Schauspielerin. Sie habe in dem Drehbuch ihre Menschlichkeit verloren. Doch das war nicht das einzige Problem. Das Studio 20th Century Fox drängte darauf, zwei seiner erfolgreichsten Monster zusammenzubringen: Das Alien und den Predator. Eine Idee, vor der Alien-Regisseur Ridley Scott eindringlich warnte. Er wurde jedoch ignoriert. Tatsächlich kam 2004 AVP: Alien vs. Predator von Mortal-Kombat- und Resident-Evil-Regisseur Paul W.S. Anderson in die Kinos und erntete eher gemischte Kritiken.
Amalgamated Dynamics‘ Alien 5
1988 gründeten die Special-Effects-Legenden Tom Woodruf und Stan Winston die Effektfirma Amalgamated Dynamics Inc., die für Dutzende von Hollywoodfilmen arbeitete. Unter anderem wurden von ADI zahlreiche Monster und Kreaturen zum Leben erweckt. Darunter nicht zuletzt die Xenomorph aus den Alien-Filmen. Nachdem Tom Woodruff mehrere Jahre an der Filmsaga gearbeitet hatte, wollte er auch etwas abseits der Effekte beitragen. Er wollte einen eigenen Alien-Film schreiben
Nach Alien: Die Wiedergeburt habe er einen Filmmarathon mit allen bisherigen Alien-Filmen absolviert. „Ich habe mir einen nach dem anderen angesehen. Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, mir Notizen zu machen“, sagte er 2017 gegenüber AVPGalaxy. „Meine ganze Idee war, einen roten Faden zu finden – nämlich Ripley –, um die ganze Geschichte zu einem befriedigenden Ende zu bringen, ohne etwas von dem, was in der Vergangenheit passiert ist, zu verwerfen.“
Es gab kein fertiges Drehbuch, aber ein sogenanntes Treatment, das die Charaktere und die Geschichte grob umriss. Das Studio 20th Century Fox soll jedoch nicht interessiert gewesen sein.
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Nach Alien: Die Wiedergeburt dauerte es über ein Jahrzehnt bis sich das Studio 20th Century Fox wieder an die Alien-Filmreihe herantraute. 2009 entschied es sich für ein Reboot Saga. Es sollte ein kompletter Neuanfang für die Horror-Science-Fiction-Reihe werden. Als Verantwortlichen hatte sich das Studio den Werbefilmer Carl Erik Rinsch ausgesucht, der Jahre später bei Netflix für einen Millionenschweren Skandal sorgen sollte. Rinsch und Fox wurden sich jedoch nicht einig und so entschied man sich, dass Alien-Regisseur Ridley Scott selbst die Reihe weiterführen sollte. Er wandte sich an den Drehbuchautor Jon Spaihts, der schon einmal mit einer Idee für einen neuen Film an seine Produktionsfirma Scott herangetreten war. Er wurde engagiert, um daraus ein komplettes Drehbuch zu entwickeln, das das Geheimnis um das Alien, das verlassene Raumschiff auf dem Planeten LV-426 und seinen Piloten aus dem Original erforschen sollte.
Spaihts Drehbuch beginnt mit humanoiden Außerirdischen, die prähistorische Menschen mit ihrer DNA infizieren und so deren Evolution beschleunigen. Jahrtausende später entdecken Forscher einen mysteriösen Obelisken im Ozean, der eine Adresse im Weltall zu beinhalten scheint. Der Multimilliardär Peter Weyland finanziert eine Expedition dorthin. Was sie dort entdecken, ist der Planetoid aus dem ersten Alien-Film, auf dessen Oberfläche mehrere Pyramiden stehen. Darin: tote Körper von humanoiden Außerirdischen. Etwas ist aus ihren Brustkörben ausgebrochen und hat sie offenbar getötet.
Die Geschichte sollte eine Brücke zu Alien schlagen, aber gleichzeitig das Universum über das Xenomorph hinaus erweitern. Doch genau daran hatten Scott und das Studio schließlich Zweifel und ließen das Drehbuch von Damon Lindelof, Autor von Lost und The Leftovers, überarbeiten. Es sollte ein eigenständiger Film werden, der zwar die DNA der Alien-Reihe in sich trägt, aber nur bedingt ein Teil davon ist. Stilistisch sollte er eigenständig sein, nicht zu viele Erinnerungen an die Originale wecken. Am Ende wurde dadurch aus Alien: Engineers der von den Fans eher skeptisch beäugte Film Prometheus von 2012.
Alien: Xeno
Nachdem Prometheus auf eher gespaltene Reaktionen und gemischte Kritiken gestoßen war, sorgte die plötzliche Veröffentlichung von Konzeptzeichnungen für einen möglichen Alien-Film durch District-9-Regisseur Neill Blomkamp im Januar 2015 für Aufsehen. Blomkamp erklärte, dass er schon länger an einer Geschichte im Alien-Universum mit dem Titel Alien: Xeno gearbeitet habe. Zunächst ohne Ripley, da er glaubte, dass Sigourney Weaver kein Interesse daran haben würde, wieder die Xenomorph-Jägerin zu spielen. Nachdem er mit ihr an Chappie gearbeitet hatte, änderte sich das und er entwickelte eine Geschichte, die nach Alien und Aliens spielen sollte – und alle Filme ab Alien 3 ignoriert.
Der genaue Plot ist nicht bekannt. Es gibt widersprüchliche Aussagen darüber, ob es ein Drehbuch oder nur eine Ideensammlung gab. Die Konzeptzeichnungen zeigen jedenfalls einzelne Vignetten und Szenen, die Blomkamp realisieren wollte. Darunter eine deutlich ältere Ellen Ripley, die einen Anzug trägt, der dem Xenomorph nachempfunden ist, die nun erwachsene Newt aus Aliens, koreanische Raumsoldaten in Panzeranzügen, das abgestürzte Alien-Schiff aus dem Originalfilm in einem Hangar und eine Alien-Königin, die auf einer Raumstation durch eine grüne Landschaft stürmt.
Wie Neill Blomkamp sagte, arbeitete er an diesem fünften Alien-Film ohne das Wissen von 20th Century Fox. Nachdem die Konzeptzeichnungen für Furore gesorgt hatten, kamen der Regisseur und das Studio aber ins Gespräch. Im Februar 2015 schrieb Blomkamp auf Instagram: „So, ich glaube, das ist offiziell mein nächster Film.“ Doch in den kommenden Monaten begann es zu kriseln. Unter anderem, weil Ridley Scott zunächst seinen Nachfolger zu Prometheus in die Kinos bringen wollte und Überschneidungen vermieden werden sollten. Auch die Zusammenarbeit mit Fox verlief nicht reibungslos. So kündigte das Studio an, den Film entgegen Blomkamps Plänen in den Kanon der ersten vier Filme einzureihen. Im Oktober 2015 verkündete der Regisseur dann überraschend, dass der Film auf Eis gelegt sei und zwei Jahre später, dass sein Alien 5 wohl nicht mehr gedreht werde. Diese Erfahrung hat den Südafrikaner so frustriert, dass er heute nicht mehr über die Filmidee sprechen möchte.
Walter Hills Alien 5
Auch Produzent Walter Hill hatte eine Idee für einen fünften Alien-Film, die er zusammen mit seinem Ende 2020 verstorbenen Kollegen David Giler entwickelte. Viel ist darüber nicht bekannt. Aber wie Giler 2020 in einem Interview mit SyFy Wire verriet, sollte er Sigourney Weaver als Ripley zurückbringen. Der Film solle „eine Geschichte erzählen, die einem Angst und Schrecken einjagt, einem neuen Xenomorph in den Hintern tritt und eine Meditation über das Alien-Franchise-Universum und das Schicksal der Figur Ellen Ripley ist“. Er habe der Figur ein würdiges Ende ermöglichen wollen, nachdem sie in Alien: Die Wiedergeburt bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden sei.
Er habe das Drehbuch geschrieben, bevor 20th Century Fox von Disney übernommen wurde und hätte versucht, Sigourney Weaver für die Idee zu gewinnen, aber nach der Übernahme des Studios sei sein Ansatz für Alien 5 auf taube Ohren gestoßen. „Die Leute bei Disney, die jetzt die Kontrolle über Aliens haben, sind nicht daran interessiert, den Weg [dieses Drehbuchs] zu gehen“, sagt Giler. „Ich hatte eine Idee für eine gute Geschichte mit dem Charakter Ripley und Sigourney.“
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