Ein Start-up aus Israel will einen Fleischersatz produzieren, der aber nicht vom Original zu unterscheiden ist. Dafür setzt es auf 3D-Druck-Technologie. Denn was das Unternehmen tun will, ist Steaks und andere Fleischwaren einfach auszudrucken – aber aus veganen Grundzutaten.
Von Michael Förtsch
Weltweit arbeiten zahlreiche junge Unternehmen daran, das Schlachten von Tieren langsam aber sicher überflüssig zu machen. Firmen wie Mosa Meat und Aleph Farms wollen beispielsweise echtes Rindfleisch aus einzelnen Zellen heranzüchten. Impossible Foods und Beyond Meat arbeiten wiederum an Hackfleisch und Würsten, die wie das Original schmecken aber aus pflanzlichen Zutaten bestehen. In letztere Kategorie gehört auch Redefine Meat aus Israel, das sich vorerst auf die Herstellung von Steaks fokussieren möchte – aber letztlich, wie Mit-Gründer Ben-Shitrit sagt, „die ganze Kuh“ nachahmen könne.
Produziert werden die Steaks von Redefine Meat mit einem 3D-Druck-Verfahren, das über die letzten zwei Jahre hinweg entwickelt wurde. „Bis jetzt hatte niemand diese Art von Drucker“, so Ben-Shitrit. Schicht um Schicht wird dabei ein Fleischstück von kleinen Düsen aufgetürmt. Und das eben nach dem Vorbild eines echten Steaks. Fett, Blut und Muskelmasse werden als Grundeinheiten gedruckt. Die Zutaten hierfür sollen aus rein pflanzlichen Eiweißquellen stammen – darunter unter anderem Erbsen und Sojabohnen. Die würden in einer Weise verarbeitet, dass sie die fasrige Textur, den Kauwiderstand und andere wichtige Aspekte von echtem Rindfleisch emulieren. Das Fett wird hingegen aus Sonnenblumenachänen und Kokosnüssen gewonnen.
Insgesamt hat das Start-up 70 „sensorische Parameter“ definiert, die es mit seinem Pflanzenfleisch erfüllen will. Bei der Festlegung hätten unter anderem Köche und Köchinnen und Lebensmittelforscher geholfen. Noch würden die 3D-Druck-Steaks stetig weiter verbessert, um bis zum Marktstart so nah als möglich an das Original heranzukommen. Ebenso wie die 3D-Drucker selbst, die pro Stunde und je nach Komposition drei bis sechs Kilogramm an Fake-Fleisch produzieren könnten.
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Bald in ersten Restaurants
Schon in diesem Jahr soll das sogenannte Alt-Steak von Redefine Meat in ausgewählten veganen Restaurants angeboten werden – vor allem in Israel. Im Jahr 2021 soll es dann auch in europäischen Restaurants auf der Speisekarte stehen. Geliefert werden soll den entsprechenden Restaurants aber nicht das Steak, sondern ein 3D-Drucker samt den Grundzutaten. Damit würde das Fleisch quasi druckfrisch auf den Grill kommen. Auch sollen die 3D-Drucker später an Fleischhersteller lizenziert werden, die damit eigene Varianten des Fleisches produzieren und verkaufen können.
Dadurch soll das Redefine-Meat-Fleisch möglichst schon ab 2022 in vielen Supermarktregal liegen. Der Preis soll mit dem eines echten Steaks vergleichbar sein, aber dann auch schnell sinken. Denn mit der Erhöhung von Produktionskapazitäten und einer breiten Verfügbarkeit würden natürlich auch die Herstellungskosten fallen. Ebenso wären die Lieferwege deutlich kürzer als bei echtem Rindfleisch, das vom Züchter bis zur Fleischtheke viele Kilometer zurücklegt. Das 3D-Druck-Fleisch könnte unter Idealbedingungen sogar direkt im Supermarkt selbst herstellt werden.
„Wir haben ein Verfahren, das eine nachhaltige Alternative zur Aufzucht von Tieren und dem Verzehr von Tierprodukten bietet“, sagt Ben-Shitrit. Laut Redefine Meat soll ein Steak aus dem 3D-Drucker bis zu 95 Prozent weniger Umweltbelastung erzeugen als ein echtes Fleischstück gleicher Größe. Gefördert und mitfinanziert wird die Arbeit von Redefine Meat unter anderem von der PHW Gruppe, dem größten Geflügelzüchter in Deutschland und einem der größten Lebensmittelunternehmen im deutschsprachigen Raum.
Teaser-Bild: Redefine Meat