Beginnt mit Weltraum-Fleisch aus dem 3D-Drucker eine neue Ära der Menschheitsgeschichte?

Cooler Artikel! Danke…!Es gab vor kurzem eine spannende Sonderausstellung - die sowohl im Biotopia als auch in Pforzheim lief - zu Future Meat und seinen Variationen - so called: „Meat the future“… Hier auf youtube noch eine Reportage gefunden:

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Vielen Dank für diese Worte @0x78 ! :blush:

Wahrscheinlich würde Marc Post zustimmen und es auch als Verbrechen bezeichnen, er benutzte ja das Wort der Barbarei. Ich würde ihn das gern nochmal konkret fragen. Denn das ist ein wichtiges Wort und ein gewichtiges, das Emotionen bei Menschen auslösen kann, wenn man es ausspricht.

Ja, wahrscheinlich könnte die Demarkationslinie erst dann gezogen werden, wenn es wirtschaftlich lohnenswert ist. Für Konsumenten und Produzenten gleichermaßen. Und die Beurteilung wird wohl, wie Du sagst, erst rückwirkend mit einer Distanz vollzogen werden können.

Die Frage, die sich mir nun stellt, ist, ob ein Turn der moralischen Beurteilung „als etwas“, also als Verbrechen oder als etwas anderes, mit einem ökonomischen Sachverhalt korrelieren muss. Ändern sich die Werte erst, wenn man die Sicht frei hat und es das Hindernis des „es ist zu teuer“ ausgemerzt ist? Also wenn man aus einer relativ bequemen Warte heraus so urteilen kann. Oder kann man in akuten Situationen auch zu diesem Turn kommen, und ihn sozusagen nicht passiv erleben, sondern aktiv (herbeiführen)?
Oder ist bei wertenden Beurteilungen nicht unbedingt von konkreten Points zu sprechen, sondern eher von einem prozesshaften Bewusstwerden dessen, was schon da ist. Dann könnte man auch ohne die zeitliche Distanz in einer gegenwärtigen Lage zu dem Schluss kommen.

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Hallo Stefan,

danke für den Hinweis auf Arthur C. Clarke. Das hatte ich noch nicht gelesen und mir jetzt besorgt :slightly_smiling_face:. Die alternative Produktion von tierischen Produkten, oder computergestützte Materialisierung von Nahrung, etc. ist ja ein futuristischer Gedanke, der öfter variiert wird. Z.B. in Oryx and Crake von Margaret Atwood.

Ich finde Du stellst eine interessante ethische Frage: Was ist die Definition von diesen Zellen? Und welcher Umgang mit ihnen entsteht daraus, oder sollte als Richtwert gelten?

Im ersten Schritt fände ich wichtig, dass diese Zellen nicht Bestandteil eines Lebewesens waren, das geboren wurde, als empfindsames Wesen lebte und als solches wieder um dieses Leben gebracht wurde. Bewusstsein und Empfindungsvermögen spielen hier für mich eine Rolle. Also das was du sagst mit dem „Leiden der Kreatur“.

Ich würde mir jedenfalls bei allen „Verwertungsregeln“ einen gewissen Respekt wünschen. Und dass man weiterhin und mehr die überholte Einstellung hinterfragt, die die belebte Natur als biologische Mechanik oder Robotik versteht und sich nur der Mensch mit seiner Anima davon unterscheidet.

Die Frage der Umstellung der Landwirtschaft finde ich ebenfalls mehr als berechtigt. Solche Umwälzungen wurden allerdings schon öfter radikal vollzogen. Ich will damit keines Falls sagen, dass ich mögliche Konsequenzen gut finde, aber dass man versuchen muss, sie abzufedern. Dass eine solche radikale Veränderung aber grundsätzlich machbar ist zeigt das Beispiel: Das Straßenbild New Yorks noch im Zeitalter der Kutschen und Pferde und 13 Jahre später im Zeitalter des Automobils.

Die sozialen Auswirkungen einer solchen Disruption spricht auch Richard David Precht an.

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Hallo Barbara,
danke. daß Du ausführlich auf meine Mail eingegangen bist! Besonders den Vergleich 1900-1913 find ich stark. Hab ich glaub ich so prägnant noch nie gesehen.
LG Stefan

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Vielen Dank Barbara für diesen Artikel. Das Verhältnis Mensch und Tier, speziell zu den sogenannten Nutztieren, also zu denen die wir auch essen, beinhaltet immer auch die Frage, wie nah bin ich, der Mensch, diesem Tier? Nehme ich es als empfindendes lebendiges Wesen war? Und wenn ja wie kann es dann derart ausgebeutet werden. Ich habe nirgendwo etwas Eindrücklicheres dazu gefunden als der Schluss eines Briefes von Rosa Luxemburg an Sonja Liebknecht 1917 aus dem Gefängnis in Breslau. Die Worte von Rosa erreichen ohne Umwege mein Herz und ja, ich kann es nicht anders ausdrücken, mir ging es wie ihr, auch ich hatte beim ”Anblick" des Tieres in seine Augen, Tränen in den meinen.

Ach, Sonitschka, ich habe hier einen scharfen Schmerz erlebt, auf dem Hof, wo ich spaziere, kommen oft Wagen vom Militär, voll bepackt mit Säcken oder alten Soldatenröcken und Hemden, oft mit Blutflecken. Die werden hier abgeladen, in den Zellen verteilt, geflickt, dann wieder aufgeladen und ans Militär abgeliefert. Neulich kam so ein Wagen, bespannt statt mit Pferden mit Büffeln. Ich sah die Tiere zum erstenmal in der Nähe. Sie sind kräftiger und breiter gebaut als unsere Rinder, mit flachen Köpfen und flach abgebogenen Hörnern, die Schädel also unseren Schafen ähnlicher, ganz schwarz mit großen sanften Augen. Sie stammen aus Rumänien, sind Kriegstrophäen. Die Soldaten, die den Wagen führen, erzählen, daß es sehr mühsam war, diese wilden Tiere zu fangen, und noch schwerer, sie, die an die Freiheit gewöhnt waren, zum Lastdienst zu benützen. Sie wurden furchtbar geprügelt, bis daß für sie das Wort gilt „vae victis“ … An hundert Stück der Tiere sollen in Breslau allein sein; dazu bekommen sie, die an die üppige rumänische Weide gewöhnt waren, elendes und karges Futter. Sie werden schonungslos ausgenützt, um alle möglichen Lastwagen zu schleppen, und gehen dabei rasch zugrunde. — Vor einigen Tagen kam also ein Wagen mit Säcken hereingefahren, die Last war so hoch aufgetürmt, daß die Büffel nicht über die Schwelle bei der Toreinfahrt konnten. Der begleitende Soldat, ein brutaler Kerl, fing an, derart auf die Tiere mit dem dicken Ende des Peitschenstieles loszuschlagen, daß die Aufseherin ihn empört zur Rede stellte, ob er denn kein Mitleid mit den Tieren hätte! „Mit uns Menschen hat auch niemand Mitleid“, antwortete er mit bösem Lächeln und hieb noch kräftiger ein … Die Tiere zogen schließlich an und kamen über den Berg, aber eins blutete … Sonitschka, die Büffelhaut ist sprichwörtlich an Dicke und Zähigkeit, und die ward zerrissen. Die Tiere standen dann beim Abladenganz still erschöpft und eines, das, welches blutete, schaute dabei vor sich hin mit einem Ausdruck in dem schwarzen Gesicht und den sanften schwarzen Augen wie ein verweintes Kind. Es war direkt der Ausdruck eines Kindes, das hart bestraft worden ist und nicht weiß, wofür, weshalb, nicht weiß, wie es der Qual und der rohen Gewalt entgehen soll … ich stand davor und das Tier blickte mich an, mir rannen die Tränen herunter — es waren seine Tränen, man kann um den liebsten Bruder nicht schmerzlicher zu-cken, als ich in meiner Ohnmacht um dieses stille Leid zuckte. Wie weit, wie unerreichbar, verloren die freien, saftigen, grünen Weiden Rumäniens! Wie anders schien dort die Sonne, blies der Wind, wie anders waren die schönen Laute der Vögel oder das melodische Rufen der Hirten! Und hier — diese fremde schaurige Stadt, der dumpfe Stall, das ekelerregende muffige Heu mit faulem Stroh gemischt, die fremden, furchtbaren Menschen und — die Schläge, das Blut, das aus der frischen Wunde rinnt … O mein armer Büffel, mein armer, geliebter Bruder, wir stehen hier beide so ohnmächtig und stumpf und sind nur eins im Schmerz, in Ohnmacht, in Sehnsucht. Derweil tummelten sich die Gefangenen geschäftig um den Wagen, luden die schweren Säcke ab und schleppten sie ins Haus; der Soldat aber steckte beide Hände in die Hosentaschen, spazierte mit großen Schritten über den Hof, lächelte und pfiff einen Gassenhauer. Und der ganze herrliche Krieg zog an mir vorbei …
Schreiben Sie schnell, ich umarme Sie, Sonitschka.

Ihre Rosa.

Sonjuscha, Liebste, seien Sie trotz alledem ruhig und heiter. So ist das Leben und so muß man es nehmen, tapfer, unverzagt Und lächelnd — trotz alledem.
Rosa Luxemburg, Schluss eines Briefes an Sonja Liebknecht Dezember 1917, aus dem Gefängnis in Breslau

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Danke für eure Reaktionen! Sie bringen mich vom Ursprung, über den Begriff zur Poesie :blush:.

Den Naturbezug anzusprechen finde ich sehr wichtig und er ist mir im Grunde auch ein sehr sympathisches Argument. Wieso die prozessierte Art und Weise unter Einsatz von Energie und Effort dem vorziehen, was uns die Natur schenkt? Absolut!
Aber hier darf ich sagen, die Natur schenkt uns das Steak eben nicht. Es wird ihr gewaltsam abgerungen. Naturvölker kennen diese Gewalt. Sie wenden sie an um zu töten und vergeuden nichts vom Tier. Und wie du auch ausführst, dann müsste man auch das Unappetitliche verzehren. Das muss man dort tun, wo kein Obst und Gemüse wächst. Denn z.B. Vitamin C aus Früchten ist dort nicht verfügbar. Es ist allerdings in Tierorganen gespeichert. Ich ziehe für mein Vitamin C den Apfel vom Baum vor. In der modernen Gesellschaft ist das auch keine Angelegenheit wie im Paradies mehr, sondern ebenfalls eine agrarindustrielle, aber eine weniger gewaltsame. Wenn also das Ursprüngliche so erstrebenswert ist, möchte ich anfügen: dann müsste man das Tier auch persönlich schlachten, ausnehmen und verwerten. Und das beginnt damit, ihm in die Augen zu sehen und ihm gegen seinen Willen das Leben zu nehmen. Ohne Kampf wird das nicht gehen. Mir kämen da die Argument abhanden, warum ich den Bolzen ansetzen sollte, warum es ausbluten soll und ich es nun mit einer Axt zerteile. Das wäre aber eher diese ursprüngliche und unverfälschte Natur. Ich bin froh, dass ich diesen Aspekt an der Natur hinter mir lassen konnte, genauso wie ich froh bin, dass ich Kleidung tragen kann. Auch die war uns eigentlich nicht gegeben, aber wir finden recht ansehnliche und auch inspirierte Wege und zu kleiden ;-), zudem praktische. Definitiv ein Fortschritt zur dichten Ganzkörperbehaarung der ursprünglicheren Version von Homo Sapiens minus Sapiens. Vielleicht gehört zur Spezies Sapiens auch eine „gelenkte“ sprich überlegte Entfremdung?

@unulaunu, du sprichst von reduzierten Fleischkonsum. @andreas.j.metz, du sprichst mehr Verzicht an. Das wäre super. Ich fürchte hier allerdings, dass viele nicht mitmachen werden beim Verzichten. Doch es wären schon allein wegen der Klimakrise drastische Aktionen nötig, „right here, right now“, wie Greta mit bebender Stimme sagte. Deshalb plädiert auch Hendrik Hassel für die schnellste aller Lösungen, die er ja eben gar nicht der Technologie zutraut. Er würde sich wohl eher auf die ursprünglichere Variante der Pflanzen verlassen. Der globale Trend geht allerdings kontinuierlich zu mehr Fleischkonsum. Und das ist der Grund, warum man sich mit den Ansätzen beschäftigen muss. Zu tief sitzt, dass Fleisch mit Wohlstand und Sicherheit verknüpft ist und einfach ein „eingefleischter“ Habitus ist. Diese Studie hat die 4Ns beschrieben (eine Weiterführung der 3Ns von Melanie Joy). Es sind die Argumente mit denen Menschen das Essen von Tieren rational rechtfertigen und somit auch, dass sie ihre Gewohnheiten nicht zu ändern gedenken; natural, normal, necessary und nice. Auf natürlich und normal bin ich bereits eingegangen. Dass es als Proteinquelle nicht notwendig ist, muss ich eventuell gar nicht ausführen und nice steht dafür, dass es gut schmeckt (was auch der Grund ist, warum Fleischalternativen mit Rote Beete etc. versuchen den Geschmack und das Aussehen nachzuahmen). Das sind viele Argumente die eine Bereitschaft der breiten Bevölkerung zum Verzicht in Frage stellen. Daher ist die Idee des „Gleichen, nur anders“ eine vielversprechender Ausweg, wenn auch nicht der Perfekte in manchen Augen.

Ich verstehe, dass Du für das neue Produkt auch eine differenzierte Bezeichnung möchtest. Hast Du eine Idee für einen Namen? Es gibt bisher einige alternative Behelfsbezeichnungen, die allesamt nicht ganz befriedigend sind. Ich denke Neues Fleisch trifft es für eine gewisse Zeit noch am besten. So wie die Neue Musik auch zum festen Begriff avancierte. Doch ich sinniere mal laut: Im Grunde ist es essbares Zellgewebe. Leben besteht aus Zellen und Zellfleisch könnte dann für vieles stehen. Fruchtfleisch, Menschenfleisch, Tierfleisch… Vielleicht wird es irgendwann klar sein, dass das Tierfleisch zum Verzehr ohnehin im Reaktor wächst, wie Bier, und es also keiner anderen Bezeichnung mehr bedarf. Sprache ist agil und ändert sich mit den Gewohnheiten der Menschen. Sprache ist aber auch mächtig, Begriffe können auf das zurückwirken, dass sie beschreiben (Theorie der Unbegrifflichkeit von Hans Blumenberg). Das In-Vitro-Fleisch benötigt Marketing und ein taugliches Wording, das noch zu finden ist.

Der Begriff Menschenfleisch führt mich derweil zu dem Kommentar von @Ronit.
Interessante Ausstellung :slight_smile: !

Vor allem weil sie eben die idiosynkratrischen Haltungen der Menschen zeigt: sie ekeln sich. Das ist wichtig mitzudenken. Denn der Ekel war gerade in den Anfängen der Laborfleisch-Debatte ein lauter Aspekt. Ekel und Unbehagen zeigten sich auch im Begriff „Frankenstein-Fleisch“. Dieser ist aber nun schon weniger oft zu hören, man hat sich wohl an die Science Fiction News gewöhnt. Was wieder das Argument der Gewöhnung und der Normalität streift. Die Ausstellung zeigt: wenn das ungewohnt hergestellte Gewebe auch noch ungewohnt präsentiert wird, wird zwar eine Freiheit in der Gestaltung aufgezeigt, aber es entsteht auch eine Überforderung beim Publikum. Das regt jedoch auch zum Nachdenken und Weiterdenken an. Insofern ist es eine Art provokante Kunst und für Reflexion wertvoll.

Ich will dem Menschenfleisch kurz nachgehen: Am Anfang des Beitrags zur Ausstellung wird Lady Gaga erwähnt. Ich frage mich ist das Design des Fleisches von ihrer Erscheinung inspiriert? Oder könnten es (irgendwann) Zellen sein, die sich aus ihrem Gewebe entwickelten?

Das führt zu einem interessanten Aspekt. Die Biopsie mit dem beschriebenen Prozedere könnte technisch auch an Menschen durchgeführt werden. Wo ist die Grenze zu menschlichem Laborfleisch und wäre es ethisch ein Problem diese Grenze zu überschreiten? Intuitiv und idiosynkratrisch wohl ja. Aber das sieht nicht jeder so. 2017 schrieb die Zeit:

Koert Van Mensvoort, Direktor des Next Nature

Network, einer Nonprofit-Organisation in Amsterdam, die untersucht, wie die

Technik unser Verhältnis zur Natur verändert:

"Was kann man sich für proteinreiche, köstliche, etwas seltsame,

außergewöhnliche Gerichte ausmalen?", fragt er. Er versteht sich als "Radar für

mögliche Zukünfte" und erklärt als solcher: Eines Tages könnten wir Fleisch

aus unseren eigenen Zellen kultivieren. Schöne rosa Gläser mit

Menschenfleisch. Meint er etwa moralisch vertretbaren Kannibalismus? "Man

könnte ein intimes Gericht für eine geliebte Person daraus machen –

verschenken Sie Ihren eigenen Körper." Er gibt zu, das die Idee abseitig ist.

"Wenn ich davon erzähle, graut es den meisten, sie sehen die Poesie darin noch

nicht."

Nun, bevor ich mir das als romantisches Candle-Light-Dinner ausmale, möchte ich, dass kein empfindsames Wesen für meinen poetischen Abend leiden oder sterben musste.

Der Grund für Veganismus scheint durch Clean Meat nicht obsolet zu werden. Viele Vegetarier und Veganer empfinden Laborfleisch nicht als attraktiv (eigene qualitative Umfrage) und wollen den Weg der Nahrung von der Natur weiterhin über die Pflanze wählen. Wie man von den Laborfleisch-Produzenten hört sind sie auch nicht die Zielgruppe. Für Veganer wäre die leidlose Lösung also eher ein pflanzliches dînée und für Karnivore gäbe es bald eine leidloses Tierfleisch-Lösung, die geschmacklich nicht von der klassischen Façon abweicht. Beides jedenfalls käme ohne den ethischen Definitionshorror à la Gewebe vom Menschen aus.

Und für mich noch viel wichtiger: beide Dates kämen ohne den täglichen Horror aus, den die sogenannten Nutztiere als ihr Leben erleben müssen und dessen Ende in einem zumeist industriell-rationalisierten Tötungsmechanismus gipfelt. Für mich ist das Poesie zu Tisch.

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Namens-Brainstorming: Aus „Metzger“ könnte „Eiweissler“ oder „Protineur“ werden.

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:blush: Oh ja, Protineuse! Und Haute Protine! :+1:

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Bin gespannt, ob und wann der erste Metzger auf den Trip kommt, daß er eigentlich ein Fachverkäufer für Eiweiß aller Art ist. Bisher ist ja immer so ein konstruierter Gegensatz zwischen Veganern und Fleischfressern.

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Ich finde ja „defilet“ sehr schön. Quasi der (Vor-)Übergang von in-vivo-Fleisch über in-vitro-Fleisch zu no-Fleisch. Hat was elegantes und könnte ich mir sehr gut in der Küche vorstellen. Das de- sagt das etwas von der Stammbedeutung aber fehlt. :+1: :wink:

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Richard David Precht rät der klassischen Fleischindustrie ja auch sich die Patente an der neune Fleischproduktionsweise zu sichern. Damit nicht Google auch bestimmt was wir essen und die Industrie mittelständisch bleibt.

Nun ja, aber von der Praxis her betrachtet möchte ich die Warte des traditionellen Handwerks nochmal einnehmen. Jemand der Tiere tötet und verwertet um seinen Lebensunterhalt zu verdienen ist rein handwerklich nicht nur Fachverkäufer von etwas Austauschbaren. Für diese Menschen ist das auch mitunter eine Berufung. Ich habe mich sehr gut und intensiv mit Metzgern unterhalten. Sie sehen in ihrem Beruf unter anderem auch eine Tradition, die sie nicht verraten wollen. Da muss man also auch Tradierung von Handwerk disruptieren, also die Werte dahinter und nicht nur die Technologie und die wirtschaftliche Umsetzung.

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@unulaunu zu

Treffliche Etymologie!
Und es hat was von Defilee, also der Modenschau, die ja immer eine neue Saison einläutet und Trends setzt.

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Ja, das war jetzt etwas grob von mir. Wenn die große Disruption über andere kommen soll, fällt einem das immer leichter als am eigenen Leib.

Hast Du in Deinen Gesprächen mit Metzgern denn das Thema der Erweiterung auf andere Proteine mal angesprochen?

Da gäbe es ja auch einiges an KnowHow zu erringen, um etwas gesund UND schmackhaft zu produzieren, nicht nur zu verkaufen. Und nicht alles großen Konzernen wie Rügenwalder Mühle zu überlassen.

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Tatsächlich war das da noch kein Thema. Müsste ich nachholen.

Ich habe vor allem darüber gesprochen, wie ein Tier stirbt, wie das handwerklich gemacht wird in kleinen Betrieben und dann eben in großen.

Das eindrücklichste Gespräch war, als mir jemand eines Familienbetriebes in einem kleinen Dorf beschrieben hat, wie ein junger sehr starker Stier in Panik geriet und sich auf dem Weg vom Transporter ins Schlachthaus losgerissen hat. Er rannte in Angst über die Straße und in das Schaufenster eines gegenüberliegenden Ladens. Für alle schockierend.
Aber als sie mir das erzählten wunderte es mich nicht. Denn wer würde nicht in Todesangst alles versuchen.

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Ja, richtig…zu Deiner Frage mit Lady Gaga:…das ist ein Brain Fart nachdem man Stammzellen von Berühmtheiten z.B.Lady Gaga nutzt um diese ‚berühmten Klötzen‘ dann zu bauen …in der Ausstellung hieß es noch - so wörtlich: Serviert werden die Promis als köstlicher Leckerbissen getaucht in eine einfache Glasur aus Whisky…na dann Prost Mahlzeit! :slight_smile:

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Nein, das Steak schenkt sie uns nicht. Aber um etwas zugespitzt mit Andreas Weber zu antworten: „Ohne Sterblichkeit gibt es keine Ökosysteme. Ökosysteme bestehen daraus, dass der eine den anderen frisst.“ Also verkürzt „Ökosysteme sind fundamental essbar.“ Ich ziehe da jetzt ein Zitat herbei, dass er zur Indigenialität (@barbara.mutzbauer Danke für den Hinweis :wink: ) sagt. Aber der Zusammenhang ist für mich entscheidend. Der Wortbedeutung nach, also indigen Eingeboren-sein und genius der Geist, braucht es für ihn eine neue Weltsicht, in der es keine Trennung zwischen dem Mensch, seiner Kultur, seinem Geist und den Dingen der Natur gibt. Ich weiß nicht wie romantisch das Bild des Menschen, der keine Tiere tötet ist. Das Eingeboren-sein in die Welt ist kein Idyll. Auf der anderen Seite kann ich nicht sagen, wie einfach es sich Menschen machen, die sagen töten gehört einfach dazu. Letztendlich stimmt die Aussage über das Ökosystem, wenn man davon ausgeht man ist selbst noch aktiver Teil der Nahrungskette: Fressen und gefressen werden. Der Mensch hat sich dieser aber enthoben, er muss keine Angst mehr haben gefressen zu werden, und hat sich durch zunehmende Technologisierung das Ökosystem fundamental nutzbar gemacht. Im Eingeboren-sein schwingt aber auch mit, ein Teil von etwas Größerem, diesem Ökosystem, zu sein. Gut, das Andreas Weber auch das Commons-Prinzip anspricht. Denn gerade in heutiger Zeit, in der der Mensch weder Fleischkonsum braucht, um zu überleben und gerade die industrielle Fleischproduktion zu erheblichen Schäden an der Umwelt beiträgt, geht es mehr und mehr um das Nützen und Schützen, das etwas Herausnehmen aber auch wieder zurückgeben.

Vielleicht muss es gar nicht soweit gehen, aber das Bewusstsein, dass ich dem Ökosystem etwas entnehme und dann den Großteil einfach weil es nicht so nice ist wegwerfe schon. Und in dem Zusammenhang finde ich Reduktion und Bewusstsein wichtig. Der Fleischkonsum hat dann vielleicht für manche noch etwas rituelles, eingeborenes. Aber als hochtechnisiertes Lebewesen braucht den Mensch den Fleischkonsum nicht, er lebt sowieso weitestgehend abgetrennt von seinem ursprünglichen Ökosystem. Dann muss für mich auch nicht Fleisch gezüchtet werden oder ein physiologisch ähnliches Produkt den selben Geschmack oder den Namensverweis haben. Quorn klingt zwar deutlich nach 80ern und Retrofuturismus, aber damit würde ich mich in Hinblick auf Zukunft deutlich wohler fühlen. Auch wenn ich jetzt nicht sagen kann: ich verzichte.

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Dass aus eigenen Zellen wiederum Fleisch produziert wird, dass ich dann selbst esse ist gruselig, aber auch interessant. Es gibt mehrerer solcher Versuche schon, z.B. mit Käse https://www.dezeen.com/2013/11/20/olafur-eliasson-tears-used-to-make-human-cheese/

Cheeses-made-with-human-bacteria-recreate-the-smell-of-armpits-or-feet_dezeen_ss_1

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mmmmmmhhhh, lecki, lecki lecki! :yum:

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Ich habe gerade diese Geschichte gelesen. :+1:
Wunderbar, wie Clarke das auf wenigen Seiten dramaturgisch so hinbekommt, was wir inhaltlich in der Diskussion hier auch schon hatten. Literatur kann halt einfach Gänsehaut zaubern. Ich spoile nicht. Aber vielen Dank für den Tipp :slightly_smiling_face:!

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GErn, ich hab hier auch schon einiges gelernt im Nachklang Deines Artikels.
Der Lady-Gaga-Burger oder Käse z.B. Wahnsinn. "Iss Deinen Lieblingstar!

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