Der Hype um NFTs hat mittlerweile auch die Videospielindustrie erreicht. Zumindest scheint es so. Aber eine Umfrage zeigt nun, dass nur wenige Studios und Entwickler daran interessiert sind, mit NFTs und der Blockchain zu arbeiten.
Von Michael Förtsch
In weniger als drei Jahren haben sich NFTs vom obskuren Technologieexperiment zu einem weltweiten Phänomen entwickelt, über das kontrovers gestritten wird. Denn mit den auf einer Blockchain wie Ethereum, Tezos, Solana oder Cardano festgeschriebenen Einträgen lässt sich ein digitales Besitz- und Echtheitszertifikat erstellen. Die Non-Fungible Token können digitale Kunstwerke, virtuelle Grundstücke, haptische Güter wie eine Immobilie oder sonst irgendeinen Anspruch oder Wert repräsentieren.
Zahlreiche Künstler sehen in NFTs eine Möglichkeit, unmittelbar Käufer für ihre Werke zu finden und nachhaltig davon zu profitieren. Spekulanten hoffen auf schnelles Geld. Ebenso werden NFTs gezielt für Betrug und Abzocke eingesetzt. Aber auch die Videospielindustrie hat NFTs für sich entdeckt. Denn mit den Blockchain-Einträgen lassen sich natürlich auch Gegenstände in Videospielen verknüpfen, die Spieler ergattern und dann handeln können – wobei der Entwickler bei jedem Weiterverkauf eine Provision einstreicht. Es sind vor allem Einzelentwickler oder kleine Studios, die bisher in Videospielen wie 0xuniverse, Nine Chronicles, Light Nite, Dark Country, Alien Worlds und Axie Infinity damit experimentieren.
Bislang hat alleine Ubisoft als einer der marktbeherrschenden Spielehersteller NFTs in ein großes Videospiel implementiert. Mit der Plattform Quartz und den sogenannten Digits können Spieler seit Dezember NFTs ergattern und handeln, die im Taktik-Shooter Ghost Recon Breakpoint als durch eine Seriennummer als einzigartig gekennzeichnete Ausrüstungsgegenstände funktionieren. Die Integration von NFTs sorgte jedoch für viel Kritik und sonderlich erfolgreich war sie auch nicht. Nur knapp über 30 mal wurden Digits von Spielern laut dem NFT-Handelsplatz Rarible verkauft. Wie nun eine Umfrage zeigt, scheinen nicht nur Spieler, sondern auch das Gros der Entwickler von NFTs wenig begeistert.
Brennt sie nieder!
Im Vorlauf der diesjährigen Industriekonferenz Game Developers Conference haben die Organisatoren die Erhebung State Of The Game Industry 2022 veröffentlicht, die Trends und Entwicklungen feststellen soll. Laut dieser sind nur sieben Prozent der Studios „sehr interessiert“, mit NFTs zu arbeiten. Knapp über 21 Prozent wären „etwas interessiert“. Ein Prozent würde bereits mit NFTs arbeiten. Ganze 70 Prozent hätten hingegen absolut „kein Interesse“ an der Blockchain-Technologie. Nahezu deckungsgleich ist die Verteilung bei der Frage danach, wie stark Studios an „Kryptowährungen als Zahlungsmethode“ interessiert sind.
Laut einigen Entwicklern, die anonym zitiert werden, wären NFTs nur für ein „kleines Publikum“ interessant und „der Druck, mit ihnen zu arbeiten, unangenehm“. Einige Videospielmacher werden sogar recht deutlich und meinen, dass der Hype um NFTs lediglich von Gier und anderen „unschönen Motivation“ getrieben wäre. „Brennt sie nieder“ und „verbannt jeden, der damit zu tun hat“, wird von einem Befragten gefordert.
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Jetzt Mitglied werden!Trotzdem wächst bei den Industriegrößen neben Ubisoft die Motivation, mit NFTs zu arbeiten. Yosuke Matsuda, Präsident des Final-Fantasy-Machers Square Enix, erklärte in einem offenen Brief, er sei trotz der Kritik sehr an der Technologie interessiert. Denn sie könnte für Spieler eine zusätzliche Motivation darstellen. Der Electronic-Arts-Chef Andrew Wilson nannte NFTs sogar „die Zukunft unserer Industrie“ und erklärte, dass digitale Sammelinhalte „einen bedeutenden Bestandteil“ von kommenden Spielen darstellen dürften.
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