Seit rund sechs Jahren soll Apple nun schon an einem eigenen Auto forschen. Jedoch geriet das ambitionierte Projekt immer wieder ins Straucheln. Aktuellen Berichten zufolge soll das iCar nun aber tatsächlich kommen. Bereits 2024 könnte es demnach zu haben sein.
Von Michael Förtsch
Bereits seit mehreren Jahren gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass der iPhone-Konzern Apple an einem eigenen Elektroauto arbeitet. Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist das mutmaßliche iCar mittlerweile Realität und soll womöglich schon 2024 auf den Markt kommen. Das sollen zumindest „zwei Personen, die mit den Bemühungen vertraut sind, aber namentlich nicht genannt werden wollen“, den Reuters-Reportern verraten haben. Parallel berichtet auch Economic Daily News aus Taiwan, dass das hochautomatisierte Fahrzeug bereits im September des kommenden Jahres vorgestellt werden soll. Dabei bezieht sich die Wirtschaftszeitung auf Quellen aus Zuliefererkreisen.
Obwohl Apple das Fahrzeug mit einem Team gänzlich selbst gestaltet habe, sollen viele der nötigen Bauelemente und Technologien von etablierten Herstellern geliefert werden. Darunter etwa Laserscanner, Kameras und Nahbereichsradare. Für die Steuerelektronik und das Fahrzeugbetriebssystem soll Apple hingegen auf Hard- und Software aufbauen, die für iPhone-, iPad- und Mac-Systeme entwickelt wurden. Kernstück des Fahrzeugs soll ein neuartiges Batteriedesign sein, das die Kosten für Elektroautos radikal reduzieren und die Reichweiten drastisch erhöhen soll. Laut einer Reuters-Quelle solle dies Batterie für Elektroautos werden, was das erste iPhone für die Mobiltelefone war.
Wie ein Insider der Economic Daily News sagt, sollen die mutmaßlichen iCars grundsätzlich bereits jetzt auf den Straßen sein. Denn mehrere Prototypen würden von Apple in Kalifornien im Geheimen und mit Erfolg getestet. Momentan arbeite der iPhone-Konzern daran, eine Lieferkette aufzubauen, die die reibungslose Produktion der Fahrzeuge ab 2024 ermöglichen soll. Jedoch könne die Corona-Pandemie die ehrgeizigen Pläne auch verzögern und einen Verkaufsstart um ein oder sogar mehrere Jahre nach hinten verschieben.
Apple sei unter anderem mit großen Zulieferern der Automobilindustrie aber auch mit Fahrzeug- und Kleinserienfabrikanten im Gespräch, um abzustecken, wie, wo und von wem die Fahrzeuge letztlich gebaut werden sollen. Einer der Tippgeber von Reuters sagt, dass, wenn ein Unternehmen die Herausforderung stemmen könne, ein vollkommen neues Fahrzeug auf den Markt zu bringen, das konkurrenzfähig ist, dann Apple. Das Unternehmen habe alle nötigen Ressourcen, die es dazu braucht. Trotzdem sei es eine Sache, ein Smartphone zu bauen, aber eine ganz andere, ein zuverlässiges Auto zu fertigen.
Projekt mit Problemen
Erstmals hatten Insider dem Wall Street Journal im Jahr 2015 davon berichtet, dass der iPhone-Konzern zu dieser Zeit bereits seit mindestens einem Jahr an einem Mini-Van-artigen Fahrzeug getüftelt haben soll, das vollkommen selbstständig fahren soll. Der unter dem Codenamen Project Titan laufende Plan soll zu diesem Zeitpunkt sogar einen rudimentären Prototypen hervorgebracht haben, der wohl in Kooperation mit dem Fahrzeugbauer Magna Steyr gefertigt worden war. Doch aufgrund von technischen Hürden und Prioritätsverschiebungen bei Apple wurde das Projekt über die Jahre mehrfach pausiert, eingedampft und neu ausgerichtet.
Vor rund vier Jahren soll dann entschieden worden sein, anstelle eines kompletten Fahrzeugs lediglich ein funktionales Selbstfahrsystem zu entwickeln, das dann an etablierte Autobauer lizenziert werden kann. Die Soft- und Hardware dafür wurde und wird auch immer noch von Apple mit weißen Lexus-SUVs auf den kalifornischen Straßen getestet, die vor einem Jahr mit eigentümlichen Dachaufbauten aufgefallen waren. Zudem berichtete die New York Times vor drei Jahren, dass die iPhone-Firma als Machbarkeitsstudie einen autonomen Shuttle-Service namens Palo Alto to Infinite Loop – kurz PAIL – für die eigenen Angestellten plane, der umgerüstete VW-T6-Transportern nutzen soll. Geleitet wurde das Projekt zu dieser Zeit vom Apple-Veteran Bob Mansfield.
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Ein erster Hinweis, dass sich die Pläne wieder geändert haben, war für Branchenexperten die Rückkehr von Doug Field zu Apple. Der Ingenieur war einst für die Entwicklung des MacBook Air, des MacBook Pro und des iMac mitverantwortlich. 2013 wechselte er jedoch zu Tesla, wo er an der Konzeption und Fabrikation des Model 3 beteiligt war. 2018 kehrte Field dann zu Apple zurück, um das Project Titan gemeinsam mit Mansfield zu leiten. Weitere Informationen wurden infolge einer Klage gegen einen ehemaligen Apple-Mitarbeiter enthüllt, der Daten gestohlen und an das E-Auto-Start-up Xpeng Motors weitergegeben haben soll. Die Gerichtsdokumente enthüllten, dass Apple insgeheim an Stromversorgungs- und Antriebssystemen forscht.
Im Juni 2019 kaufte Apple dann urplötzlich das Selbstfahr-Taxi-Start-up Drive.ai auf, das Partnerschaften mit Fahrdienstleistern wie Lyft geschlossen hatte, aber in finanzielle Nöte geraten war. Nur einen Monat später heuerte Apple Steve MacManus an, der bei Tesla unter anderem für das Interieur der Elektroautos mitverantwortlich zeichnete. 2020 kündigte schließlich der langjährige Project-Titan-Leiter Bob Mansfield an, Apple zu verlassen und in den Ruhestand zu gehen. Seinen Platz neben Doug Field hat nun der KI-Entwickler John Giannandrea übernommen.
Das Apple-Car- oder iCar-Team arbeitet laut Nachforschungen von Apple-Fans nicht auf dem Apple-Campus in Cupterino, Kalifornien, sondern in einem Gebäude mit der Nummer 175 in einem Büro- und Werkskomplex im benachbarten Sunnyvale, wenige Minuten von der Apple-Zentrale entfernt. Offiziell soll das Gebäude von einem Marktforschungsunternehmen namens SixtyEight Research angemietet sein. Apple-Fans vermuten dahinter ein Tarnunternehmen. Indizien dafür sind unter anderem, dass das Unternehmen teure Umbauten in Auftrag gegeben hat – und zwar für eine Garage und eine Fahrzeugwerkstatt. Ebenso sind die Fenster des Apple-intern angeblich SG5 genannten Gebäudes mit Sichtschutzfolien verblendet und der Empfangsbereich kurioserweise in einem Nachbargebäude zu finden, das von Apple angemietet ist.
Wie ein Apple Car vielleicht ausschauen könnte, das hatten bereits 2017 Jahr die Designer des Studios NeoMam für die Website ClickMechanik ausgearbeitet und einige legendäre Apple-Produkte wie das iPhone, das MacBook Air oder den iMac G3 in Automodelle verwandelt.
Teaser-Bild: ClickMechanik