Der iPhone-Konzern Apple will ein eigenes Auto bauen. Dafür hat das Unternehmen mit Hyundai und dessen Tochter Kia verhandelt. Nun wurden die Verhandlungen pausiert – weil zu viel geplaudert wurde. Stattdessen redet Apple nun mit japanischen Autoherstellern.
Von Michael Förtsch
Seit Ende des vergangenen Jahres kommen immer wieder neue Nachrichten über das mutmaßliche iCar-Projekt von Apple an die Oberfläche. Ein Bericht von Reuters und Economic Daily News hatte aufgedeckt, dass der iPhone-Konzern das bereits seit Jahren laufende aber immer wieder eingedampfte Ziel, ein eigenes Elektroauto zu entwickeln, wieder forciert hat. Und zwar soweit, dass der Wagen wohl bereits in drei Jahren auf den Straßen zu sehen sein könnte. Natürlich voll-autonom und mit einer revolutionären Batterietechnologie, die Apple zu einem ernsthaften Gegenspieler von Tesla machen könnte. Allerdings will der Konzern das Auto nicht selbst fabrizieren, sondern dies, wie auch bei seinen Tablets und Smartphones, einem Unternehmen überlassen, das damit Erfahrung hat.
Bereits vor einigen Jahren soll Apple kurzzeitig an den Fahrzeugbauer Magna Steyr herangetreten sein. Mittlerweile soll Apple jedoch im Gespräch mit dem südkoreanischen Autohersteller Hyundai stehen, beziehungsweise mit dessen erst kürzlich für eine „elektrische Zukunft“ vollkommen neu gestalteter Tochter-Marke Kia. Der Hersteller brachte in kurzer Zeit acht elektrische und hybrid-elektrische Wagen auf den Markt, die insbesondere bei jungen Autokäufern ankommen sollen. Darunter das SUV e-Niro oder der Kompaktwagen Kia XCeed. Laut dem Apple-Analyst Ming-Chi Kuo sei der Grund für die Gespräche, dass Apple auf Hyundais Antriebsplattform E-GMP setzen will.
Eine südkoreanische Zeitung und CNBC wollen, ohne nähere Angabe von Quellen, zudem erfahren haben, dass Apple mehrere Milliarden in den Autobauer investieren möchte. Damit soll unter anderem der Bau einer Fabrik nahe West Point, Georgia finanziert werden. Denn es sei für Apple wichtig, dass das Apple-Auto ein US-amerikanisches Produkt sei. Dazu wolle Apple zwar auf das Fachwissen und die Technik von Hyundai und Kia setzen – und bei der Konzeption eng mit dem Hyundai-eigenen Konzept- und Forschungsdienstleister Hyundai Mobis zusammenarbeiten. Aber beim Design und der Software, die das Fahrzeug nutzt, wolle der iPhone-Konzern gänzlich selbst die Kontrolle haben. Denn das iCar solle nicht nur ein Kia mit Apfel-Logo werden.
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Jetzt Mitglied werden!Arbeitet Apple letztlich mit japanischen Autobauer?
Laut der Wirtschaftszeitung Korea IT Times soll die Partnerschaft von Apple, Hyundai und Kia so gut wie besiegelt sein. Im März sollen die Partnerschaft und gemeinsamen Pläne offiziell gemacht werden. Angeblich würden im geplanten Werk bis zu 400.000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut angestrebt. Kia hatte gegenüber Bloomberg entsprechende Gespräche bestätigt – aber kurze Zeit später abrupt relativiert. Laut der Hyundai-Tochter hätte es, heißt es nun, „Anfragen für eine mögliche Zusammenarbeit von verschiedenen Unternehmen bezüglich der Entwicklung von autonomen Elektrofahrzeugen“ gegeben. Von Apple ist dabei nicht mehr konkret die Rede.
Laut Reuters und Bloomberg seien die zuletzt stattfindenden Gespräche mittlerweile pausiert worden. Ein Grund dafür könnten die zahlreichen Gerüchte und nicht abgesprochenen Statements des Autobauers zu den Verhandlungen. Laut Gizmodo sei die Chefetage bei Apple über die ausgesickerten Informationen verärgert gewesen. Denn bei Apple gilt für neue Produkte oft jahrelang eine strikte Geheimhaltungspolitik. Und auch bei Partnern, Zulieferern und Fabrikanten setzt Apple seine Linie gewöhnlicherweise durch.
Aber auch bei Hyundai und Kia selbst soll es Bedenken geben. Denn eine Partnerschaft könne dem Ansehen des Autobauers schaden, da er sich dadurch im Auge der Öffentlichkeit zu einem Auftragsfertiger für ein US-Unternehmen degradiere. „Wir sind kein Unternehmen, das Autos für andere herstellt“, sagte ein Hyundai-Manager zu Reuters. Es müsse austariert werden, ob eine Kooperation tatsächlich Vorteile bringe. Das Stocken der Verhandlungen heißt aber nicht, dass Apple seine Pläne erneut auf Eis legt. Zumindest laut dem japanischen Wirtschaftsblatt Nikkei führe Apple derzeit Gespräche mit mindestens sechs verschiedenen Automobilunternehmen. Darunter auch einige bekannte japanische Hersteller. Möglich sei etwa eine Kooperation mit Nissan oder Mitsubishi, die in den letzten Jahren auf dem internationalen Markt an Bedeutung verloren haben.
Teaser-Bild: ClickMechanik