Von Wolfgang Kerler
Damit ihr wisst, wie sich eure Haltung in die gesellschaftliche Stimmungslage einordnet, kommt hier noch ein kleiner Blick auf die jüngsten Umfragen – die für alle, die an selbstfahrenden Autos arbeiten, etwas ernüchternd ausfallen. Denn wenn es nach den Menschen in Deutschland geht, können sich die Hersteller ruhig noch Zeit lassen mit ihren autonomen Fahrzeugen.
Das Interesse an der Technologie ist zwar da, doch die Stimmungslage lässt sich ziemlich treffend als „skeptisch“ beschreiben. Laut aktuellen Studien von EY, Deloitte oder Capgemini hatten – bei leicht unterschiedlichen Fragestellungen – nur zwischen 17 und 49 Prozent der Menschen Lust auf autonome Autos. Dafür sorgen Zweifel an der Sicherheit der Roboterautos, die fehlende Bereitschaft, die Kontrolle abzugeben, oder auch die ungeklärten rechtlichen und ethischen Fragen. Berichte über schwere oder gar tödliche Unfälle mit Testwagen vergrößerten die Skepsis bei einigen noch.
Die Menschen in China sind begeistert, Deutsche und Amerikaner eher nicht
Vor wenigen Wochen veröffentliche die Initiative &Audi eine Studie, für die 21.000 Menschen auf drei Kontinenten befragt wurden. Dabei kamen als weltweite Mittelwerte heraus, dass 82 Prozent der Leute Interesse am autonomen Fahren haben, 62 Prozent neugierig auf die Technologie sind und immerhin 53 Prozent autonomes Fahren ausprobieren wollen.
Dass das Fazit insgesamt so positiv ausfiel, war vor allem den Menschen in Asien und Südeuropa zu verdanken. Nur dort kam &Audi auf einen positiven Human-Readiness-Index, kurz: HRI. In diesen fließen Interesse, Wissen, Emotionen und die Nutzungsbereitschaft zum autonomen Fahren in einer Kennzahl zwischen –10 und +10 zusammen.
Am wenigsten Euphorie gibt es demnach in den USA, Japan und in Großbritannien. Alle drei Länder haben einen HRI von -0,9. Dann folgen Deutschland und Frankreich mit -0,7. In Spanien und Italien liegt der Wert dann immerhin schon bei +0,7 und in Südkorea bei +1.2. Hellauf begeistert scheinen die Menschen in China zu sein. Das Land hat einen HRI von +5,1.
Woher kommt diese Begeisterung in China? Und gleichzeitig die große Skepsis in den USA, die doch sonst auch schnell begeistert von Innovationen sind? „Viele Chinesen haben sich ihren wirtschaftlichen Status durch die jahrelange Förderung und Umsetzung von Innovationen und neuen Technologien erarbeitet“, schreibt dazu Martin Siemann auf Nachfrage von 1E9. Er ist Rechtsberater zum automatisierten und autonomen Fahren bei Audi.
Amerikaner seien bei Innovationen zwar offener, hätten aber beim autonomen Fahren erhöhte Sicherheitsbedenken. „Wie die Ergebnisse der Studie nahelegen, kann hier die mediale Aufmerksamkeit gegenüber Unfällen mit automatisiert fahrenden Autos eine Rolle spielen. Diese beeinflussen die Einstellung der US-Amerikaner zum autonomen Fahren vergleichsweise stark negativ.“
Alter, Bildung und Einkommen spielen eine große Rolle
So interessant – und man möchte gerade mit Blick auf Deutschland sagen: typisch – die Umfrageergebnisse nach Ländern sortiert erscheinen mögen: Die Herkunft der Menschen alleine ist wenig aussagekräftig. Die Audi-Studie zeigte nämlich auch, dass Alter, Einkommen und Bildungsstand einen großen Einfluss auf die Haltung gegenüber Roboterautos haben. Am meisten freuen sich darauf nämlich junge, gut ausgebildete Menschen mit mittlerem oder hohem Einkommen. Wer schlecht verdient oder einen niedrigen oder mittleren Bildungsstand hat, kann mit autonomem Fahren dagegen wenig anfangen.
Jetzt seid ihr gefragt! Nehmt an unserer kleinen Umfrage teil und lasst uns wissen, warum ihr so abgestimmt habt! Und vielleicht gibt es ja auch Ideen, warum eine so große Skepsis gegenüber Roboterautos herrscht – und wie die Hersteller, aber auch die Politik darauf reagieren könnten?
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