Rund um die Welt arbeiten zahlreiche Unternehmen und unabhängige Teams daran, den ersten funktionsfähigen Hyperloop zu bauen. Aber was würde eine Fahrt mit dem Röhrenzug kosten? Genau das wurde nun in einer US-Studie durchgerechnet.
Von Michael Förtsch
Knapp sieben Jahre ist es her, dass Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk im Internet ein Dokument veröffentlicht hat, in dem ein über 1.000 Kilometer pro Stunde schneller Zug beschrieben wird, der durch nahezu luftleere Röhren sausen soll. Musk hatte die Idee für den sogenannten Hyperloop mit dem White Paper als „offenes Entwicklungskonzept“ freigegeben. Es ist kein wirklich neuer Einfall, aber einer, der laut Musk mit moderner Technologie umsetzbar sei. Seitdem liefern sich internationale Teams ein Wettrennen dabei, eben jenes futuristische Fortbewegungsmittel von der Theorie in die Praxis umzusetzen.
Allen voran sind es Hyperloop One, Hyperloop Transportation Technologies und Hardt Hyperloop, die die Entwicklung rasch vorantreiben. Daneben sind es Initiativen wie die Online-Forschungsgemeinde rLoop, Gruppen von Studierenden wie Next Prototypes von der TU München und HyperloopUPV von der Polytechnischen Universität Valencia. Zahlreiche Länder sind daran interessiert, einen funktionierenden Hyperloop in ihre Verkehrsinfrastruktur zu integrieren. Insbesondere in mehreren US-Staaten haben Unternehmen sowie Regierungsplaner denkbare Strecken austariert.
Der Vorreiter ist darunter wiederum Ohio, wo bereits seit Jahren über einen sogenannten Midwest Corridor verhandelt wird. Der soll die Hauptstadt Columbus an die Großstädte der Nachbarstaaten anschließen: Pittsburgh, Chicago, Cleveland und Toledo. In einer Machbarkeitsstudie hat die Mid-Ohio Regional Planning Commission nun einen solchen Verkehrskorridor unter Nutzung der Hyperloop-Technologie durchrechnen lassen. Laut den Planern könnte eine Fahrt von Pittsburgh nach Columbus bei einer angenommenen Reisegeschwindigkeit von um die 800 Kilometern pro Stunde in nur 20 Minuten bewältigt werden. Eine Fahrt mit dem Auto dauert knapp unter drei Stunden. Die Weiterreise von dort nach Chicago würde nochmal knapp 36 Minuten dauern – mit dem Auto ist das eine Fahrt von fünfeinhalb Stunden. Die Gesamtstrecke entspräche etwa einer Reise von Hamburg nach München.
Baubeginn frühstens 2030
Laut den Planern der Mid-Ohio Regional Planning Commission würde eine Fahrt von Pittsburgh nach Columbus wohl um die 33 US-Dollar kosten. Eine Reise von Pittsburgh nach Chicago hingegen um die 93 US-Dollar. Laut Thea Ewing, der Direktorin der Planungsgruppe, wären das die Kosten, die auf der gleichen Strecke für Benzin anfallen „oder etwas weniger“ – aber das bei einer deutlich kürzeren Reisezeit als bisher mit dem Auto. Gebaut werden könnte die Strecke, die Zwischenstopps in Städten wie Fort Wayne, Lima und Marysville haben soll, gemäß der Studie teilweise entlang bestehender Eisenbahntrassen und Schnellstraßen. Für einige Abschnitte wären jedoch auch Tunnel und Hochtrassen durch bisher unerschlossenes Gelände nötig, um unnötige Kurvenführungen zu vermeiden. Würde eine aufwendigere Planung erfolgen und würden zusätzliche Wegerechte erworben, könnte eine „geradlinigere Streckenführung“ ermöglicht werden, die nochmals höhere Geschwindigkeiten erlaubt.
Ein Bau könnte in Segmenten ab dem Jahr 2030 in Columbus erfolgen – und bis 2050 fertig gestellt werden. Der Studie zufolge könnten, wenn eine Kapsel 20 bis 40 Passagiere fassen würde, über 30 Jahre hinweg Menschen mehr als 1,9 Milliarden Mal den Hyperloop statt dem Auto für eine Reise wählen. Ebenso könnten, wenn der Hyperloop für Frachttransporte genutzt wird, 450 Millionen Stunden an LKW-Fahrten unnötig werden. Damit könnten Emissionen von 2,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Was jedoch der Bau eines Hyperloop kosten könnte, das „muss noch geklärt werden“, heißt es von Thea Ewing. Dafür arbeitet die Mid-Ohio Regional Planning Commission mit dem vom britischen Milliardär geförderten Virgin Hyperloop One zusammen, das Daten und Pläne zur jetzigen Studie beigesteuert hat. Eine vergleichbare Studie, die von Planern aus Cleveland gemeinsam mit Hyperloop Transportation Technologies ausgearbeitet wurde, hat für eine vergleichbare Strecke Kosten von um die 50 Milliarden US-Dollar angesetzt.
Der nächste große Schritt zum Hyperloop ist für die US-amerikanischen Planer aber nicht der Bau, sondern eine Einrichtung, die sich der Entwicklung von Standards und Zertifizierungsprozessen der Hyperloop-Technologie widmet. Erst wenn entsprechende Normen und Bauvorschriften bestehen und Anforderungen an Technologie und Sicherheit vorhanden sind, könne damit begonnen werden, Strecken samt Vehikeln zu bauen, die von Menschen genutzt werden dürfen. Hier müsse die Initiative, so die Studie, nicht nur von Regierungsseite, sondern auch von Seiten der Hyperloop-Unternehmen selbst kommen.
Teaser-Bild: Virigin Hyperloop One