Der Hyperloop soll irgendwann Geschwindigkeiten von 1.000 Kilometern pro Stunde und mehr erreichen. Koreanische Eisenbahnentwickler haben das jetzt auch geschafft – mit einem Miniaturmodel des Röhrenzuges. Die sogenannte HyperTube-Bahn soll in Zukunft umweltschädliche Inlandsflüge und langsame Eisenbahnfahrten überflüssig machen.
Von Michael Förtsch
Gerade erst ist es dem US-Start-up Virgin Hyperloop gelungen, die ersten Passagiere sicher in einer Kapsel durch eine Vakuum-Röhre zu transportieren. Die Geschwindigkeit dabei war eher moderat. In der Spitze erreichte die Kapsel 172 Kilometer pro Stunde. Irgendwann soll das Magnetschwebesystem die Passagiere jedoch mit 1.000 Kilometern pro Stunde und mehr um die Welt bringen. Genau diese Geschwindigkeit will das Korean Railroad Research Institute bereits erreicht haben. Wenn auch ohne Passagiere – und mit einem kleinen Miniaturmodell.
Das staatliche Eisenbahn- und Schienenverkehrsforschungsinstitut von Südkorea nennt sein 2017 gestartetes Projekt nicht Hyperloop, sondern HyperTube oder auch HyperTube Express. Die Idee hinter beiden Systemen ist jedoch die gleiche: Kapseln sollen durch Metallröhren rauschen, in denen der Druck auf einen Wert nahe eines Vakuums gesenkt wird. Dadurch verringert sich der Luftwiderstand, wodurch der Zug schneller vorankommt. Angetrieben werden soll er dabei durch ein Schwebesystem. Im Falle des HyperTube ist das eine Linear-Motor-Technik, die auf der Magnetschwebebahn SUMA550 aufbaut, an der das Institut ebenso forscht. Dadurch fällt der Reibungswiderstand von klassischen Schienenfahrzeugen weg.
Dass das System der südkoreanischen Forscher funktionieren kann, haben sie jetzt mit einem 1:17-Modell bewiesen. Das erreichte auf einer ringförmigen Teststrecke eine Höchstgeschwindigkeit von 1.019 Kilometern pro Stunde – und brach damit die bisherigen Geschwindigkeitsrekorde. Ende 2017 hatte Virgin Hyperloop mit seiner Testkapsel XP-1 387 Kilometern pro Stunde erreicht. Gehalten wurde der bisherige Rekord jedoch vom Next-Prototypes-Team der TU München. Dessen Test-Pod hatte im August 2019 auf der Test-Strecke von SpaceX eine Geschwindigkeit von 482 Kilometern pro Stunde erreicht. Mittlerweile arbeitet das Studierenden-Team daran, ihren Prototypen in ein nutzbares Verkehrskonzept zu übertragen.
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„Wir haben die Probleme, die durch die Reibung bei schneller Beschleunigung im Beschleunigungssegment des aerodynamischen Testsystems verursacht werden, überwunden und die Geschwindigkeit von 1.000 Kilometern pro Stunde überschritten“, heißt es vom Korean Railroad Research Institute. Gelänge es, die verbleibenden Reibungen und Widerstände noch weiter zu reduzieren, wären noch weitaus höhere Geschwindigkeiten denkbar. Jedoch ist der nächste Schritt der koreanischen Entwickler, eine Teststrecke und einen Pod in Lebensgröße zu konstruieren. Der Prototyp eines Röhrensegmentes samt Vakuumtechnik wurde bereits entwickelt. Sowohl die Röhre als auch der Pod sollen 2022 für Probefahrten bereitstehen.
Das Korean Railroad Research Institute schlägt vor, den HyperTube, sobald er einsatzbereit ist, als Alternative zu Inlandsflügen und klassischen Zügen zu nutzen. Das könne Ende der 2020er oder Anfang der 2030er Jahre soweit sein. Mit einer bis zu 40 Meter langen Kapsel sollen sich bis zu 40 Passagiere transportieren lassen. Start-ups wie Virgin Hyperloop setzen auf kleinere Kapseln mit weniger Sitzplätzen. Vor allem zwischen den großen Städten wie Seoul oder Busan soll dadurch eine deutlich schnellere Reise möglich werden. Eine Bahnfahrt zwischen den beiden Städten dauert dreieinhalb Stunden und ein Flug knapp unter einer Stunde. Mit dem HyperTube sei diese Strecke in 30 Minuten schaffbar.
Teaser-Bild: Korean Railroad Research Institute
Züge durch Röhren zu schicken ist übrigens keine neue Idee. Wir haben die verrückte Geschichte des Hyperloops und seiner Vorgänger einmal für euch aufgeschrieben.