Mehrere Regionalregierungen und Unternehmen aus den Niederlanden haben sich verbündet, um eine Hyperloop-Strecke zu planen. Diese soll einen LKW-freien Frachtverkehr zwischen Rotterdam und Amsterdam ermöglichen – und als Vorbild für ein EU-weites Hyperloop-Netz dienen. Hierzulande gibt es allerdings keine großen Ambitionen, wie eine Anfrage an die deutsche Bundesregierung nun ergab.
Von Michael Förtsch
Seit mehreren Jahren arbeiten verschiedene Start-ups, unabhängige Institute und Universitäten an verschiedenen Interpretationen des Hyperloop. Und tatsächlich gibt es immer wieder Erfolge und Durchbrüche. Erst Ende des vergangenen Jahres fuhr das Unternehmen Virgin Hyperloop erstmals Passagiere in einer Kapsel durch eine Vakuumröhre – ohne Probleme oder Schäden. Koreanischen Entwicklern gelang es hingegen, ein Model im Maßstab 1:17 auf rund 1.000 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Damit wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Zahlreiche Städte und Länder planen daher bereits, einen Hyperloop als neue Verkehrsmöglichkeit zu integrieren.
In den Niederlanden wurde dieser Tage eine Kooperation aus Regionalregierungen und mehreren Unternehmen gestartet. Die Hyperloop Development Programm genannte Initiative, zu der unter anderem Logistikunternehmen wie APMT, der Flughafenbetreiber Schiphol Group, aber auch Blumenexporteure wie Dutch Flower Group gehören, wollen Pläne für eine Hyperloop-Pilotstrecke für Frachttransporte zwischen der Hafenstadt Rotterdam und der niederländischen Hauptstadt Amsterdam erarbeiten lassen. In einer Studie sollen bis 2022 unter anderem die entsprechenden technischen Anforderungen, die Integrationsmöglichkeiten in die bestehende Infrastruktur und natürlich auch die langfristigen Kosten für Wartung und Unterhalt untersucht werden.
Die Initiative hofft, Warentransporte unkomplizierter, günstiger und schneller zu machen – und gleichzeitig CO2-Emissionen zu reduzieren. Denn viele der Transporte auf dieser Route werden derzeit via LKW abgewickelt. Insbesondere bei Waren wie Nahrungsmitteln aber auch frischen Schnittblumen soll der Hyperloop zahlreiche Vorteile bringen – auch für die gesamte EU. Denn das Pilotprojekt soll den „ersten Schritt zum Aufbau eines europaweiten emissionsfreien Hyperloop-Netzes“ darstellen, heißt es in der Pressemitteilung. „Ein solches Netzwerk würde es ermöglichen, Waren innerhalb von Stunden, statt Tagen quer durch Europa zu schicken.“
„Ein Cargo-Hyperloop-System erfordert eine kleinere Infrastruktur als das Passagiersystem“, erklärt das Hyperloop Development Programm. Ein entsprechendes System, das vom niederländischen Hyperloop-Start-up Hardt Hyperloop entwickelt wird, soll „demnächst“ im European Hyperloop Center in der niederländischen Provinz Groningen erste Tests durchlaufen. In dem von Hardt initiierten und seit 2020 im Bau befindlichen Zentrum sollen Hyperloop-Unternehmen aus der ganzen Welt ihre Technik erproben können. „Nach Abschluss dieser Tests soll das System für den kommerziellen Betrieb bereit sein“, heißt es. „Etwa auf dem Streckenkorridor, auf den sich die Studie konzentriert.“
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In Deutschland wird derzeit an der TU München an einem Hyperloop in Lebensgröße samt passender Tunnelstrecke gearbeitet und auch der Hamburger Hafen prüft gemeinsam mit Hyperloop TT den Einsatz eines Hyperloop für den Gütertransport. Ansonsten sind Ambitionen hinsichtlich der Hyperloop-Technologie in Deutschland bislang eher rar – vor allem von Regierungsseite. Das hat nun auch eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag ergeben, die die Neue Osnabrücker Zeitung zitiert. Die Bundesregierung fördert, heißt es, aktuell kein Forschungsprojekt zu sogenannten Hyperloops oder vergleichbaren Technologien. Auch für die Zukunft sei das nicht geplant. Allerdings würden die Entwicklungen in diesem Bereich verfolgt.
Gefördert wird die Forschung am Hyperloop jedoch in Bayern von der Staatsregierung. Die hat 700 Millionen Euro bereitgestellt, um in Programme und Projekte rund um Luft-, Raumfahrt und Zukunftstechnologien zu investieren. Bereits 2019 wurde dem studentischen Hyperloop-Team der TU München ein Scheck über 80.000 Euro überreicht. Mittlerweile ist der Hyperloop zum offiziellen Forschungsprojekt der TU München geworden und wird mit Mitteln aus der Hightech Agenda Bayern unterstützt.
Derartiges Engagement würden Abgeordnete wie der FDP-Politiker Jens Beeck gerne auch auf Bundesebene sehen. Er schlägt etwa vor, dass die einstige Transrapid-Teststrecke im Emsland zur Hyperloop-Forschung genutzt werden soll. „Der Hyperloop hat enormes Potenzial“, sagt er. Die Bundesregierung müsse sich aktiv einbringen, sonst würde Deutschland im internationalen Vergleich abgehängt.
Teaser-Bild: Hardt