In Dubai steht jetzt das größte 3D-Druck-Haus der Welt

Das Emirat Dubai will von der Öl- zur High-Tech-Nation werden. Helfen soll dabei vor allem 3D-Druck. Damit will sich der Drei-Millionen-Einwohner-Staat an die Weltspitze setzen. Schon in wenigen Jahren sollen zahlreiche neue Gebäude im 3D-Druck-Verfahren hochgezogen werden. Das bislang größte 3D-Druck-Haus der Welt wurde kürzlich fertiggestellt.

Von Michael Förtsch

Wirklich auffällig oder besonders sieht es nicht aus. Vor allem nicht im Vergleich mit den bekannten Wolkenkratzern von Dubai wie dem Burj Khalifa oder dem Princess Tower. Dennoch ist das zweistöckige Verwaltungsgebäude mit den weiß getünchten Wänden und schlitzförmigen Fenstern am Rande von Dubai etwas Besonderes. Denn es ist mit 9,4 Metern Höhe und 640 Quadratmetern nutzbarer Fläche das derzeit größte im 3D-Druck gefertigte Haus der Welt. Gebaut wurde es vom russisch-amerikanischen Start-up Apis Cor für die Regierung von Dubai. Und zwar innerhalb von nur zwei Wochen im Oktober.

Ein Unbekannter ist Apis Cor nicht. Das Start-up entwickelt große 3D-Druck-Roboter für die Gebäudefertigung und forscht an eigenen Baumaterialien. Bereits 2017 hatte das Unternehmen in nur 24 Stunden ein kleines Wohnhaus konstruiert, dessen Bauweise zur Blaupause für günstige Sozialwohnungen werden soll. Mit seiner Technik war Apis Cor auch bei der 3D-Printed Habitat Challenge der NASA angetreten und bis ins Finale gekommen. Mit dem Wettbewerb suchte die NASA nach Möglichkeiten, um auf dem Mars möglichst einfach und schnell Habitate für zukünftige Forscher und Siedler zu konstruieren.

Die Roboter von Apis Cor gleichen Kränen, die auf einen hydraulischen Hebemechanismus gesetzt wurden. Mit einer Düse an der Front zog einer der 3D-Druck-Roboter in Dubai Schicht für Schicht einen aus jeweils zwei parallelen und untereinander verstrebten Wänden bestehenden Grundriss in die Höhe. Genutzt wurde dabei eine spezielle Gipsmasse. Die Hohlräume zwischen den Wandelementen wurden später mit Beton gefüllt und eingelassenen Stahlverstrebungen verstärkt. Der Boden und das Dach wurden vorgefertigt und einfach auf die gedruckte 3D-Struktur aufgesetzt. Wenig später war der Bau auch schon fertig.

3D-Druck-Hauptstadt Dubai?

Bald schon sollen erste Mitarbeiter der Stadtverwaltung in das 3D-gedruckte Bürogebäude einziehen. Und geht es nach dem Emirat werden noch weitere solche Gebäude folgen. Denn der Wüstenstaat soll, wenn es mit der Öl-Förderung zu Ende geht, nicht nur ein Touristenmagnet sein, sondern auch das Epizentrum der 3D-Druck-Revolution. Das sieht zumindest die Dubai 3D Printing Strategy vor, die die Denk- und Strategiefabrik Dubai Future Foundation ausgearbeitet hat und die vom Staatsoberhaupt Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum zum Staatsziel erklärt wurde.

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In zehn Jahren soll kein Weg mehr an Dubai vorbeiführen, wenn es um das Drucken in drei Dimensionen geht. Möglichst frei sollen Start-ups wie Apis Cor und andere in Dubai experimentieren können, gezielt gefördert und langfristig in die Technologie- und Industrieparks gelockt werden, die an den Rändern der Stadt entstehen. Dabei geht auch um Unternehmen, die in Zukunft beispielsweise Fahrzeugteile aber auch Prothesen oder sogar Organe und Knochen in 3D-Druckern fertigen wollen.

Besonders wichtig ist für Dubai trotz allem der Bausektor. Denn dem Dämpfer durch die abflauende Weltkonjunktur zum Trotz ist der Bauboom im Wüstenstaat nach wie vor im Gange. Ein Ziel der 3D-Druck-Stategie ist, dass bis 2030 rund 25 Prozent aller Gebäude so hochgezogen werden wie das zweistöckige Bürogebäude von Apis Cor. Dadurch sollen sich die Baukosten um bis zu 70 Prozent drücken und auch die Bauzeit und der Personalaufwand drastisch reduzieren lassen.

Eine 3D-Druck-Stadt auf dem Mars

Typisch Dubai soll es nicht bei flachen Bürogebäuden aus dem 3D-Druckern bleiben. Das Bauunternehmen Emaar plant derzeit schon entlang einer vier Kilometer langen Promenade ein ganzes Viertel von 3D-Druck-Häusern für die Mittel- und Gutverdiener in Dubai. Aber auch die ersten Ideen für Wolkenkratzer im 3D-Druck-Verfahren gab es schon. Das 3D-Druck-Start-up Cazza hatte Pläne für eine futuristische Spiralkonstruktion, die von kleinen Robotern und umgerüstete Kränen in den Himmel gezogen werden sollte. Jedoch war von den Plänen und Cazza selbst zwischenzeitlich nichts mehr zu hören.

Das nächste große 3D-Druck-Projekt in Dubai wird wohl das 176.515 Quadramter große Mars Science City Project. Dubai will damit inmitten der Wüste eine Mars-Kolonie unter riesenhaften Glaskuppeln anlegen, um sich auf eine reale Besiedlung des roten Planeten „praktisch und realistisch“ vorzubereiten. Konstruiert werden sollen zahlreiche Strukturen wie Wände und Gebäude mit modernsten 3D-Druckern, die den im Übermaß vorhandenen Sand als Ausgangsmaterial nutzen sollen. In vier Jahren soll die Mars Science City fertig und nutzbar sein. Diese soll dann möglichst zur Vorlage einer echten Mars-Kolonie werden, die Dubai im Jahre 2117 bauen will.

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Glaube, dass Apis Cor bis vor kurzem ein russisches Startup war, von in Russland bekannten serial Entrepreneurs gegründet und aufgebaut. Vor etwa 2-3 Jahren gab es ein Video von ihnen das viral ging.

Denke, dass der Wechsel in die USA Finanzierungsgründe hatte.

Ziemlich cool, dass Dubai so sehr auf solche radikalen Technologien setzt. Bin gespannt wie es sich in den Gebäuden arbeiten und leben lässt. Und wie sich über den Lebenszyklus Reparaturen und Renovierungsmaßnahmen gestalten werden.

Wenn es mit dem Klima in old Germany noch etwas wärmer wird, bevkr der Golfstrom aufgiebt, könnte man auch damit arbeiten…

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Vielleicht müssen wir das nicht einmal. Es gibt durchaus Methoden und Additive, die dem Lehm beigemischt werden können, um ihn fester und schneller verhärtend zu machen.

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