Dass 3D-Druck-Technologie geeignet ist, um damit ganze Häuser zu errichten, wurde mittlerweile bewiesen. Jetzt entsteht in Mexiko sogar die erste Siedlung, die komplett aus dem Drucker kommt. Die Pläne dafür könnten später als Open Source freigegeben werden.
Von Michael Förtsch
Erst vor kurzem wurde in Dubai das bisher größte 3D-Druck-Haus der Welt errichtet. Aber schon vorher bewiesen Start-ups und Architekten bereits, dass sich nicht nur einzelne Bauelemente, sondern ganze Häuser im 3D-Druck-Verfahren fertigen lassen. Seit einigen Jahren existieren daher auch Pläne, Stadtteile und Siedlungen mit 3D-Druckern zu erschaffen. Im mexikanischen Tabasco ist es nun soweit. Das US-amerikanische Non-Profit-Unternehmen New Story hat gemeinsam mit dem Tech-Start-up ICON begonnen, Häuser für eine Siedlung aufzubauen: mit einem The Vulcan II genannten 3D-Drucker, der speziell für den Aufbau von eingeschossigen Häusern und Hallen entworfen wurde.
Die von ICON entwickelte 3D-Druck-Maschine gleicht einem Hafenkran, steht auf fahrbaren Rollen, ist 3,5 Meter hoch und ist insgesamt zehn Meter breit. Für den Bau der Häuser verarbeitet ein an einer Schiene fahrender Düsenkopf ein besonders schnell härtendes Betongemisch. Das wird in einem Schicht-für-Schicht-Verfahren zu einer Hohlwand hochgezogen, die mit ebenso aus dem Beton gefertigten Querstreben verstärkt wird. Im Grunde, sagt New-Story-Gründer Brett Hagler gegenüber dem Radiosender 90.9 WBUR, funktioniere der Drucker also ganz „ähnlich wie eine Soft-Eis-Maschine.“ In nur 24 Stunden soll sich so ein Haus mit einer Grundfläche von bis zu 185 Quadratmetern fertigen lassen.
Zwei Häuser wurden seit Dezember 2019 mit dem 3D-Drucker fertiggestellt, um die Machbarkeit zu beweisen. Ganz ohne menschliche Arbeiter ging das aber nicht. Denn der Drucker muss während der Arbeit überwacht, Flüssigzement angemischt und in einen Tank gefüllt werden. Ebenso braucht es Handwerker, um den Bau beispielsweise mit einem Fundament vorzubereiten und die letzten Installationsarbeiten an den Häusern durchzuführen: Unter anderem müssen Dächer, Türen und natürlich auch Strom- und Wasseranschlüsse eingebaut werden. Denn das können Roboter noch nicht übernehmen.
Baupläne könnten als Open Source freigegeben werden
Die in Tabaso bereits fertiggestellten und noch geplanten Häuser verfügen über jeweils zwei Schlafzimmer, eine Küche und ein Bad. Problemlos sollen sie schweren Stürmen und sogar einem Erdbeben standhalten. Gedacht sind sie für einkommensschwache und obdachlose Menschen und Familien – darunter auch welche, die ihre Häuser und Heime durch Umweltkatastrophen verloren haben. Sie sollen damit nicht nur ein Dach über den Kopf, sondern auch eine Chance erhalten, sich in eine Gemeinschaft einzubringen. Insgesamt sollen in der mexikanischen Stadt in diesem Jahr noch 48 solcher Häuser gebaut werden.
Ist die mexikanische Siedlung fertiggestellt, will das Non-Profit-Unternehmen New Story weitere Hilfsorganisationen, Regierungen und Privatinitiativen überzeugen, die 3D-Druck-Technik zu adaptieren, um die Obdachlosigkeit weltweit zu bekämpfen. Pläne und Grundrisse wie für die Häuser in Tabaso könnten dafür als Open-Source-Dokumente veröffentlicht werden. Diese könnten dann als Fertigungsgrundlage genutzt und für die jeweiligen Regionen und Bedürfnisse angepasst werden. Bis 2050 hofft New Story auf diese Weise Wohnraum für mehrere Millionen Menschen, wenn nicht sogar Milliarden zu schaffen.
Auch im niederländischen Eindhoven soll eine Siedlung mit Häusern aus dem 3D-Drucker entstehen. Die sollen allerdings deutlich individueller, luxuriöser und zum Teil auch mehrstöckig ausfallen. Eigentlich hätte die Fertigung bereits im letzten Jahr beginnen sollen. Ebenso soll in Dubai in den kommenden Jahren ein ganzes Viertel von 3D-Druck-Häusern aufgebaut werden – für Gut- und Besserverdiener.
Teaser-Bild: New Story