Dieses futuristische Auto des DLR soll das Pendeln grün machen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat mit einem kleinen Team ein besonders leichtes Auto entwickelt. Der Wagen sieht aus wie ein futuristischer Sportwagen und könnte helfen, Pendelfahrten und Car-Sharing-Angebote klimaschonender zu machen. Denn mit einer Batterie und 1,6 Kilogramm Wasserstoff kann der Wagen 400 Kilometer schaffen.

Von Michael Förtsch

Mehr Fahrräder und Mikromobilität, mehr öffentlicher Personennahverkehr und bessere Anbindungen des Umlands an die Städte. Solche Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass mehr Menschen auf ein Auto verzichten können und wollen. Doch ganz ohne Autos wird wohl auch die Zukunft nicht funktionieren. Aber bei denen muss es sich ja nicht um klassische PKW handeln. Davon ist zumindest die Abteilung für Fahrzeugtechnologie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt überzeugt und hat mit dem Safe Light Regional Vehicle nun ein kompaktes, kleines und vor allem sicheres Brennstoffzellenauto entworfen, das den Brückenschlag zwischen Klimaverträglichkeit und Individualverkehr schaffen soll.

Der Wagen ist geformt wie eine flache und rund 3,8 Meter lange Kapsel, er bietet zwei Sitze und die Hinterräder sind von Radkästen eingefasst, die von der Fahrerkabine abgetrennt sind. Dazu gibt es keine Türen, stattdessen wird zum Ein- und Aussteigen die Haube des Wagens nach vorne geklappt. Dadurch erinnert das SLRV weniger an ein biederes Öko-Auto, sondern vielmehr an einen futuristischen Wagen aus einem Science-Fiction-Film wie Minority Report oder an übermotorisierte Elektrosportexoten wie den Vanda Dendrobium D-1 oder den Techrules Ren RS. Allerdings soll die Entwicklung des DLR deutlich vernünftiger unterwegs sein als diese optischen Vorbilder.

Bereits das Gewicht macht das Safe Light Regional Vehicle besonders. Denn die Karosserie soll lediglich 90 Kilogramm wiegen – der Wagen insgesamt kommt auf 450 Kilogramm. Dadurch fällt er in die Fahrzeugklasse L7e, also der Elektroleichtfahrzeuge, zu denen auch der Renault Twizy und der Microlino zählen. Um den Wagen trotzdem möglichst sicher zu machen, sitzen die Passagiere in einer Art Wanne, die mit einer Ringstruktur ummantelt ist. Dazu wurde die Fahrzeugstruktur in einer Sandwichbauweise mit Schichten aus Stahl und Kunststoffschaum verstärkt, die bei einem Crash besonders gut schützen sollen. Die ist neu und wird beim generellen Fahrzeugbau so noch nicht angewendet.

Das DLR will zunächst weiterforschen

Als Antrieb dient beim SLRV ein Hybridantrieb. Allerdings keiner, der fossilen Brennstoff und Batterien verbindet, sondern eine Kombination aus einer 8,5-Kilowatt-Brennstoffzelle mitsamt 39 Liter fassendem Drucktank für 1,6 Kilogramm Wasserstoff, und einer kompakten Batterie, die insbesondere die Beschleunigung unterstützen soll. Der Wagen soll durch seinen Elektromotor auf bis zu 120 Kilometer pro Stunde kommen. Die Reichweite soll bei 400 Kilometern liegen – Fahrzeuge wie der Hyundai Nexo verbrauchen auf 100 Kilometer 1,2 Kilogramm Wasserstoff. Die Abwärme der Brennstoffzelle soll im Winter zum Heizen des Innenraums genutzt werden. Dass das alles funktioniert, beweist ein fahrfertiger Prototyp, den ein Team um den DLR-Forscher und Projektleiter Michael Kriescher konstruiert hat.

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Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt würde das Safe Light Regional Vehicle, ginge es in die Produktion, einen Käufer wohl um die 15.000 Euro kosten. „Das SLRV eignet sich zum Beispiel als Pendlerauto, als Zubringer im öffentlichen Nahverkehr oder als Car-Sharing-Fahrzeug“, heißt es beim DLR. „Es kann den öffentlichen Nahverkehr in einer Vorstadt- oder ländlichen Umgebungen ergänzen, als zweites Auto genutzt werden und ist durch die schnelle Wasserstoffbetankung gut für Carsharing-Dienste geeignet.“ Dass der Wagen bald auf den Straßen zu sehen ist, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn vorerst wollen die Entwickler weiterforschen und unter anderem die Fertigungstechniken für die Produktion optimieren, die für das Auto nötig sind.

Teaser-Bild: DLR

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Sehr aufregendes Konzept und eine echt schöne Umsetzung. Ich würde mir so ein Auto kaufen :wink:

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Ja, da kann man nur hoffen, dass wirklich mehr daraus wird. Alleinig die Haube finde ich nicht so clever.

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Ja, dolles Auto.
Nur der Verwendungszweck „Zweitwagen oder Pendler Auto“ wird uns nicht die dringend erforderliche Verkehrswende bringen. Ohne die Disruption des ÖPNV wird das auch nicht klappen. Wo sind die neuen Ideen?
Bei der Digitalisierung geht es darum neue Organisationsformen für Funktionen zu entwickeln und nicht analoges 1:1 ins digitale zu überführen!

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