Das 1E9_Update vom 14. April 2022 // Decentraland vs. Second Life, der Ukraine-Krieg im Internet und unser Leben mit Robotern

Guten Mittag, liebe @Mitglieder von 1E9!

Wirklich schön hier, aber ein bisschen leer. Das war der Eindruck von @Michael, nachdem er sich für uns in der virtuellen Welt Decentraland herumgetrieben hat – dem derzeit wohl am stärksten gehypten Projekt, das sich vorgenommen hat ein Metaverse zu erschaffen. Optisch machen die bunten 3D-Landschäften und Plazas einiges her, technisch ruckelt es an der ein oder anderen Stelle noch, vor allem aber ist mit Ausnahme der digitalen Poker-Clubs nicht viel los.

Dennoch kostet ein Grundstück in Decentraland Tausende von Euros. Warum? Weil das Projekt viele Elemente verbinden will, die die nächste Evolutionsstufe des Internets ausmachen könnten: eine virtuelle Welt, die irgendwann auch mit VR-Brillen erkundet werden kann, und eine Ökonomie und Selbstverwaltung auf Basis von Blockchain, Kryptowährung und NFTs. Metaverse meets Web3, Investoren sind begeistert. Der Reisebericht von Michael ist daher auf jeden Fall lesenswert!

In Second Life ist heute noch mehr los…

Virtuelle Welten im Internet mit eigenem Geld, Clubs, Einkaufszentren, Avataren, erschaffen von Usern und Unternehmen? Gab es das nicht schonmal? Klar. Mit Ausnahme des Web3-Unterbaus bot und bietet Second Life – inzwischen auch schon fast 20 Jahre alt – fast alles, was Decentraland & Co. heute versprechen. Der große Unterschied: Bei Second Life gingen die Userzahlen schnell durch die Decke. Erst dadurch wurde ein Medienhype ausgelöst. Nicht ganz unschuldig daran waren Ailin und Guntram Graef, die als erste Second-Life-Millionäre gelten und dort regelrechte Immobilienmagnate wurden.

Der Wirbel um Second Life endete, als die Nutzerzahlen stagnierten. Doch Totgesagte leben länger. Immer noch sollen eine Million Menschen pro Monat dort aktiv sein. Und auch die Graefs sind noch im Geschäft. Für die neueste Folge des New Realities Podcast von 1E9 und XR HUB Bavaria konnte ich mit Guntram Graef sprechen: über die wilde Anfangszeit, Debatten über Kapitalismus in virtuellen Utopiewelten und natürlich über die neue Aufregung ums Metaverse. Hört rein, denn diese Geschichte und Guntrams Einschätzung sind wirklich spannend. (Den Podcast findet ihr auch so gut wie überall, wo es Podcasts gibt.)

Zensur und Infokrieg und die Rettung des ukrainischen Kulturerbes

Der Krieg um die Ukraine findet auch im digitalen Raum statt – weniger als erwartet mit tatsächlichen Cyberangriffen, etwa durch russische Hacker, dafür umso mehr mit Informationen und Falschinformationen. Russland zensiert kritische Medien und verbreitet Propaganda für die eigene Bevölkerung. Der ukrainische Präsident nutzt derweil geschickt seine enorme Reichweite, um Unterstützung für sein Land zu gewinnen. Über diese Gemengelage hat sich unsere Kolumnistin @Kryptomania, die selbst Expertin für Cybersicherheit ist, intensiv und differenziert Gedanken gemacht.

Außerdem haben wir euch das Projekt Backup Ukraine vorgestellt. Weil die russische Invasion auch die Zerstörung ukrainischer Kulturschätze – Statuen, historische Gebäude, aber auch Alltagsartefakte – bedeutet, ruft eine Initiative dazu auf, diese digital als 3D-Modelle zu erfassen. Natürlich nur dort, wo für die Freiwilligen, die das übernehmen sollen, keine akute Gefahr besteht.

Roboter kommen in unsere Städte

Das japanische Unternehmen ZMP stellt unter anderem kleine autonome Roboter her, die Menschen oder auch Pakete sicher durch die Stadt fahren – und dabei mit sympathischen Augen ihre Umgebung beobachten und mit Passanten kommunizieren. Kein Wunder also, dass ZMP-Gründer Hisashi Taniguchi im Interview mit Camilla-Shiori Oura-Müller und @b.eichstaedt von unserem Partner J-BIG, zu diesem Schluss kommt: „Die Stadt der Zukunft wird von Menschen und Robotern gleichermaßen bewohnt sein.“ Und das ist nicht die einzige interessante Aussage, also reinlesen!

In manchen Städten ist dieses Mensch-Roboter-Zusammenleben schon heute Realität. Zumindest auf den Straßen. Doch nicht immer läuft dabei alles glatt, wie ein Zwischenfall aus San Francisco zeigt: Dort war ein selbstfahrendes Auto des GM-Unternehmens Cruise nachts ohne Licht unterwegs und wurde deswegen von der Polizei angehalten. Die Beamten taten sich bei der Kommunikation allerdings schwer, denn einen Menschen hatte das Fahrzeug nicht an Bord. Und zuerst schien es auch noch vor den Polizisten davonzufahren. Hier erfahrt ihr mehr über den Vorfall.

Weitere Nachrichten aus der 1E9-Themenwelt findet ihr natürlich in der aktuellen Ausgabe unseres sonntäglichen Newsletters This Week in Future!. Diesmal geht’s um ein neues Raumfahrt-Start-up aus Deutschland, das Satelliten in Rekordzeit bauen will, um Algen, die CO2 aus der Atmosphäre saugen sollen, um Zebra-, Elefanten- und Tigerfleisch aus dem Labor oder auch um biologisch abbaubare Computerchips aus Honig. Wer den Newsletter abonnieren will, muss nur diesem Zirkel beitreten.

Danke übrigens an alle, die vergangene Woche bei der Abschluss-Session unseres sechswöchigen Web3-Kurses dabei waren, vor allem natürlich an @Yann1c, der uns mitgenommen hat in die faszinierende, aber auch irgendwie irre Welt der Network States, die durch Code und Blockchain verwaltet werden sollen. Da alle Sessions gut ankamen und wir bisher sehr gutes Feedback erhalten haben, werden wir das Format auf jeden Fall weiterführen – auch zu anderen Themen. Jetzt machen wir aber eine kleine Osterpause.

Das war’s von mir für diese Woche! Danke an alle, die unsere Arbeit durch ihre Mitgliedsbeiträge unterstützen. Bei Fragen, Wünschen, Kritik – schreibt mir gerne persönlich. Euch allen schöne Feiertage!

Bis dann
euer Wolfgang