Backup Ukraine: Freiwillige fertigen 3D-Scans von Kunstwerken und Denkmälern für den Fall, dass sie zerstört werden

Durch die Angriffe der russischen Armee auf die Ukraine wurden bereits zahlreiche historische Artefakte und Kunstwerke zerstört. Eine Initiative namens Backup Ukraine will verbleibende Statuen und historische Bauten als 3D-Scans bewahren.

Von Michael Förtsch

Mehrere Wochen dauert der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine bereits an. Ein Ende ist trotz der Verluste, die die russische Armee verzeichnet hat, nicht abzusehen. Mehr als deutlich ist allerdings, dass, wo die russische Armee angegriffen hat und wohl noch angreift, vor allem Verwüstung zurückbleibt. Zahlreiche historische Bauten, Museen, Kultur- und Naturdenkmäler und andere Kulturgüter, die von gesellschaftlicher und geschichtlicher Bedeutung sind, sind Berichten zufolge bereits in Schutt und Asche gelegt. In Teilen, wie Experten mutmaßen und auch russische Militärs in Interviews zugaben, geschehe das wohl ganz gezielt. Denn dadurch soll nicht nur die Ukraine, sondern auch ihre nationale Identität und deren Symbole vernichtet werden.

Die Mitarbeiter von Museen in der Ukraine haben seit Kriegsbeginn eiligst zahlreiche Kunstwerke und Kulturschätze in Sicherheit gebracht. Aber viele Denkmäler und Bauten im öffentlichen Raum lassen sich nicht oder nur behelfsmäßig schützen. Daher wurde nun das Projekt Backup Ukraine gestartet, das zumindest Abbilder des ukrainischen Kunst- und Kulturerbes bewahren soll, falls dieses weiter zerstört wird. Eine Gruppe freiwilliger Ukrainer ist mit Erlaubnis ukrainischer Behörden unterwegs, um mit Smartphones und der App Polycam beispielsweise Statuen auf Plätzen, schmuckvolle Fassaden und anderes als 3D-Modell zu dokumentieren und ins Internet zu laden. Auch Artefakte aus dem Alltag werden gesichert.

Diese Initiative wurde von den Polycam-Entwicklern, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, der Kultur- und Kunstschutzorganisation Blue Shield, der Medienorganisation VICE sowie der Kunstrettungsinitiative der Ukraine und dem Nationalmuseum für Geschichte der Ukraine ins Leben gerufen. Wer mitmachen will, der kann sich über ein Formular bewerben.

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Keine Scans, die Freiwillige in Gefahr bringen

Die Scans der Freiwilligen werden mit Schlagworten, Koordinaten und einem Namen versehen und dann auf der Polycam-Plattform gesichert, wo sie betrachtet werden können und später kuratiert werden sollen. Unter den bisherigen Scans sind Mosaike, Statuen, Treppenaufgänge aus Kiew, Lviv und Kalyniwka beispielsweise. Aber auch 3D-Scans aus Notunterkünften, 3D-Modelle von zerstörten russischen Panzern und ganze Straßenabschnitte samt zerschossenen PKWs befinden sich darunter.

Die freiwilligen Helfer, so Backup Ukraine, sind natürlich aufgefordert, sich möglichst nicht in Gefahr zu begeben. „Haltet euch an Ausgangssperren und versucht nicht, Aufnahmen in Gebieten zu machen, in denen unmittelbar Gefahr durch den Konflikt droht“, heißt es auf der Website. Ebenso sollen die Kulturretter es natürlich vermeiden, versehentlich die Standorte von ukrainischen Militärs zu enthüllen.

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Der Anlass für diese Initiative ist äußerst schrecklich. Die Tatsache, dass Gebäude und Kunst-Gegenstände als 3D-Modell einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, ist jedoch eine große Bereicherung und sollte - jedoch bitte ohne einen vergleichbaren traurigen und fatalen Anlass - viele häufiger realisiert werden.

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