Bitcoin, Armut, Indexfonds: Dieser Comic erklärt, was ihr schon immer über Geld wissen wolltet

Inflation, Kryptowährungen, NFTs, Hartz IV. Alle reden darüber, aber wer durchschaut wirklich, was diese Begriffe bedeuten? Wie Geld, Finanzmärkte und Gesellschaft zusammenhängen? Viel zu wenige. Deswegen haben die Autorin Julia Schneider, die Volkswirtin Prof. Miriam Beblo und die Illustratorin Pauline Cremer mit Money Matters einen (digital kostenfreien) Comic erschaffen, der alle wichtigen Fragen rund ums Geld klärt, einordnet – und auch in die Zukunft blickt.

Von Wolfgang Kerler

Hört ihr manchmal diese mahnende Stimme im Hinterkopf, die euch sagt: Kümmere dich endlich um deine Altersvorsorge? Und bekommt ihr dann auch ein schlechtes Gewissen, weil ihr zwar wisst, dass es stimmt, ihr aber keine Ahnung habt, wie man Geld denn nun richtig anlegt?

Geld ist allgegenwärtig, scheint aber undurchschaubar. Dabei passen die wichtigsten Tipps für den Start des eigenen Portfolios auf zwei Comicseiten – von Festgeld über Aktien und Indexfonds bis zur richtigen Strategie, um bei hohen Kursen zu verkaufen und bei niedrigen zu kaufen. Nachzulesen auf den Seiten 80 und 81 von Money Matters.

Mit spielerischen Illustrationen, freundlichen Farben und kurzen Textblöcken wird auch anderen Komplexitätsmonstern der Schrecken genommen: Kapitalismus und Gender-Pay-Gap, Schulden und Versicherungen, Hartz IV und Geldschöpfung durch Banken. Ihr erfahrt sogar, was ein bekanntes Sprichwort über Geld mit alt-römischem Urin zu tun hat…

Alltagstipps und das große Ganze

Gerade hatte Julia Schneider mit KI, wir müssen reden ihren erfolgreichen Comic über Künstliche Intelligenz herausgebracht, da entstand auch schon die Idee zu Money Matters . Und zwar aus der oben schon beschriebenen, allgemeinen Hilflosigkeit beim Thema Geld, wie zwei der Macherinnen im Gespräch mit 1E9 erzählen.

„Alle möglichen Leute kamen auf mich zu, weil sie Fragen zu Geld hatten“, sagt Miriam Beblo, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Uni Hamburg, „angefangen von meiner Schwester zu Doktorand:innen, die in Ökonomie ausgebildet sind, aber sich trotzdem nicht mit konkreten Finanzanlagen auskennen.“

„Da ging es noch ganz klassisch um Themen wie Rente, Testament, Ehegattensplitting – und mir hat die Idee total gut gefallen, auf der einen Seite einen Hands-On-Comic mit kleinen Alltagstipps zu machen, von dem Leute unmittelbar profitieren können“, sagt Julia Schneider, die selbst in Volkswirtschaft promoviert hat. „Auf der anderen Seite fand ich es auch spannend, dieses riesige und verrückte Phänomen Geld anzuschauen, das so mächtig ist und sich fast wie etwas Natürliches anfühlt, obwohl es kulturell gemacht ist.“

Genau deshalb macht der Comic auf 160 luftigen Seiten mehrere Dinge gleichzeitig, dramaturgisch stimmig miteinander verwoben: praktische Tipps geben, gesellschaftliche Herausforderungen diskutieren, technologischen Trends nachspüren, volkswirtschaftliche Zusammenhänge erklären. Der Tonfall ist dabei weder trocken, nüchtern und neutral, wie es bei Geldliteratur sonst häufig der Fall ist, noch zugespitzt anklagend, wie es bei künstlerischen Auseinandersetzungen mit Ökonomie immer mal vorkommt. Haltung leisten sich die Macherinnen allerdings schon.

„Wir haben nichts gegen Geld“, sagt Miriam Beblo. „Aber, wer wie viel Geld hat, das ist nur zum Teil individuell verschuldet oder geleistet.“ „Es geht uns nicht darum, dass jeder zu jeder Zeit immer dasselbe haben soll, oder, dass wir alle Anreize abschaffen, die besondere Ideen oder Engagement fördern“, ergänzt Julia Schneider. „Wir wollen aber Verhältnisse in Frage stellen, in denen die Chancen auf Geld und Macht bereits durch die Geburt determiniert sind, zum Beispiel durch Erbe.“

Der Comic plädiert also, zum Beispiel, für größere Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit, für die bessere Bezahlung von Pflegearbeit oder ein Ende der rücksichtslosen Ausbeutung von Rohstoffen. „Aber auch wenn wir vieles kritische sehen, maßen wir uns nicht an, ein besseres System vorzuschlagen“, sagt Miriam Beblo.

Eine Zukunft ohne Geld? Unwahrscheinlich.

Auch Geld verändert sich durch technologische Entwicklungen. Folgerichtig greift Money Matters auch mobiles Bezahlen per Smartphone und Smartwatch oder PayPal auf, erklärt Fintechs, die traditionelle Banken herausfordern, aber auch Blockchain, Kryptowährungen, NFTs und Tokens, mit denen sich ebenfalls Werte abbilden lassen.

Zum Schluss unternimmt der Comic dann einen Ausflug in die Zukunft – ins 24. Jahrhundert, in dem es zumindest laut Star Trek kein Geld mehr gibt. Dank Technologie haben alle alles, können sich autonom versorgen und müssen sich keine Sorgen um ihre Altersvorsorge machen. Wozu da noch Handel? Wozu ein Zahlungsmittel?

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Dass es allerdings zu dieser utopischen Welt kommt, bezweifeln die Comic-Macherinnen. „Ich kann mir eine Welt ohne Geld nicht vorstellen. Eine globale Arbeitsteilung ohne Schmiermittel – sorry, aber aus volkswirtschaftlicher Sicht sehe ich das schwer machbar“, sagt Julia Schneider. „Aber vielleicht kommen die Leute in fünfzig Jahren mit digitalen Mitteln auf ganz andere Ideen.“ Und auch Miriam Beblo meint: „Geld lässt sich nicht abschaffen. Wir brauchen die Funktion von Geld als Tauschmittel und Recheneinheit, ob man es in Schokoladentafeln oder Bitcoins ausdrückt.“

Ein schlechtes Gewissen, weil man sich immer noch nicht um eine vernünftige Geldanlage fürs Alter gekümmert hat, dürfte es also auch im 24. Jahrhundert noch geben…

Den Comic Money Matters von Julia Schneider, Pauline Cremer und Miriam Beblo könnt ihr hier kostenfrei als PDF herunterladen. Er macht sich aber auch gut als Druckversion, die ihr hier bestellen könnt.

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