Auf der Fyre-Festival-Insel sollen bald Luxushäuser als NFTs verkauft werden

Das Fyre Festival war ein gigantischer Reinfall. Auf genau der Insel, auf der das Musikfestival stattfinden sollte, sollen nun Luxuswohnungen entstehen. Die sollen als NFT verkauft werden.

Von Michael Förtsch

Es war eine Katastrophe, die in die Geschichte der Popkultur einging: das Fyre Festival. Der Start-up-Gründer Billy McFarland und der Rapper Ja Rule hatten unter diesem Namen ein riesiges Musikfestival geplant. Es sollte 2017 auf der Bahamas-Insel Great Exuma stattfinden. Den Gästen wurden nicht nur Musiker wie Blink-182 oder Major Lazer versprochen, sondern auch jede Menge Luxus wie riesige Strandzelte, exklusive Villen, exotisches Essen und natürlich jede Menge Alkohol. Als das Fyre Festival beginnen sollte, gab es aber nichts davon. Das Team hatte den organisatorischen Aufwand und die Kosten massiv unterschätzt. Als die Besucher kamen, wurden sie von Rettungszelten, durchnässten Matratzen und Verpflegung in Form von mittlerweile legendären Styroporboxen mit Toast- und Käsescheiben sowie etwas Salat erwartet. Noch bevor es richtig losging, wurde das Festival wieder abgebrochen. Die Geschichte wurde in gleich mehreren Dokumentationen aufgearbeitet.

Wie Decrypt berichtet soll die nun weithin bekannte Fyre-Festival-Insel erneut für eine zumindest fragwürdige Geschäftsidee genutzt werden. Ein Unternehmen namens AGIA International plant, Great Exuma in ein exklusives Ressort mit „60 ultra-luxuriösen Pavillons und Villen“ zu verwandeln – samt Yacht- und Strandclub, Anlegestellen, Restaurants, Bars und Luxusläden. Geplant und gestaltet werden sollen die 100 bis 600 Quadratmeter großen Anwesen von der Architekturfirma Oppenheim Architecture, die für das Design des Ayla Golfclub oder auch die Kirchplatzresidenz in Basel bekannt ist. Der Verkauf hingegen soll von einem Unternehmen namens Unchained Partners unterstützt werden. Denn jedes Grundstück samt Bebauung soll als NFT veräußerst werden, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Konkret sollen die NFTs in die Ethereum-Blockchain geschrieben und für 1,5 bis fünf Millionen US-Dollar verkauft werden. Wer mitbieten will, muss allein 10.000 US-Dollar investieren, um auf eine sogenannte „allowlist“ gesetzt zu werden. „Das ist das erste Mal, dass eine komplette Immobilienentwicklung ausschließlich auf der Blockchain zum Verkauf angeboten wird“, sagte Matthew Salnick von Unchained Partners. Laut den Planern hätten die NFTs viele Vorteile: Der Besitz einer Immobilie könne transparent nachverfolgt werden, Käufe und Verkäufe könnten unmittelbar und unabhängig von der Nationalität der Geschäftspartner erfolgen.

Es werden schon Immobilien als NFTs verkauft

Die Ankündigung ist nicht ohne Ironie. Das Fyre Festival wurde im Rückblick vielfach als Scam – also als Betrug – bezeichnet. Und viele Kritiker sehen auch NFTs und zahlreiche NFT-Projekte vor allem als Betrugsmaschen – von denen es tatsächlich zahlreiche gab und gibt. Erik Sanderson, einer der Gründer von AGIA International, erklärt in der Pressemitteilung, dass das Unternehmen die Insel kaufte, weil es „nicht ihre Vergangenheit sieht, sondern ihre Zukunft“.

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Das Great-Exuma-Projekt ist nicht der erste Plan dieser Art. Bereits Anfang 2022 sorgte Cryptoland für viel Irritation. Eine Gruppe von Kryptoenthusiasten stellte mit einem aufwendigen Animationsvideo einen Plan für eine Insel für Krypto-Fans vor – einschließlich Shitcoin-Toiletten, einem Start-up-Inkubator namens House of DAO und Wohneigentum, das durch NFTs abgesichert sein soll. Viele waren unsicher, ob es sich dabei nicht nur um eine clevere Satire handle. Die Macher versicherten jedoch unter anderem gegenüber 1E9, dass sie es durchaus ernst meinten. Mit Satoshi Island existiert ein Konzept für ein Inselparadies nahe Vanuatu, das ebenso Häuser als NFTs verkaufen will. Die Finanzbehörde der Inselnation warnt hier jedoch explizit vor einem Betrug.

Immobilien als NFTs zu verkaufen, ist jedoch grundsätzlich nicht unmöglich. Erst im Oktober wechselte in South Carolina ein als NFT in eine Blockchain geschriebenes Haus für 175.000 US-Dollar den Besitzer. Bezahlt wurde es in der Kryptowährung USDC. Organisiert wurde die Veräußerung durch das Unternehmen Roofstock onChain. Laut dem Unternehmen ist jedes Haus auf ein Unternehmen registriert, dessen Besitz wiederum an den Eigner des NFTs geknüpft ist, wodurch der Verkauf und Weiterverkauf legal ermöglicht werde.

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Titelbild: Cristofer Maximilian on Unsplash

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Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Häuser tatsächlich gebaut werden. Aber vermutlich werden die Initiatoren durch die 10.000 Dollar, die alle Mitbietenden vorab zahlen müssen, besser wegkommen als das Team des Fyre Festivals.

Fun Fact, einen der Festival-Organisatoren hatten wir 2019 als Speaker bei unserer ersten 1E9-Konferenz – und auch im Interview.

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