Immer wieder werden am Himmel merkwürdige Phänomene gesichtet. UFOs, UAPs und Himmelslichter. Vieles davon lässt sich recht banal erklären, melden US-Militärs nun in einem Bericht an den US-Kongress. Aber nicht alle Sichtungen lassen sich als Ballons oder chinesische Spionagedrohnen abtun. Erst kürzlich machten Forscher aus der Ukraine bekannt, dass sie seit Kriegsbeginn zahlreiche sonderbare Erscheinungen am Himmel filmen.
Von Michael Förtsch
Es waren merkwürdige Sichtungen über die Piloten während des Zweiten Weltkrieges berichteten. Leuchtende Scheiben und Bälle sollen neben ihren Flugzeugen hergezogen sein. Die sonderbaren Lichtphänomene flogen den Schilderungen zufolge in Formation, setzten sich vor ihre Bomber, folgten ihnen und rauschten dann davon. Foo-Fighter wurden sie getauft. Britische und US-amerikanische Piloten glaubten, es könnte sich um neuartige Geheimwaffen der Nazi-Luftwaffe handeln. Doch auch deutsche Piloten beobachteten immer wieder diese Feuerbälle, die sie sich nicht erklären konnten. Noch heute ist nicht sicher, was damals am Himmel gesichtet wurde. Ziemlich sicher ist jedoch: Es wurden und werden immer wieder merkwürdige Dinge beobachtet. UFOs – also unidentifizierte Flugobjekte – geben Rätsel auf.
Erst vor wenigen Monaten räumte das US-Verteidigungsministerium öffentlich ein, dass es mit Millionensummen die Erforschung sogenannter UAPs – Unidentifizierte Luftphänomenen – finanziert. Schließlich könnte es sich um eine Technologie – sei sie nun irdischer oder anderweitiger Natur – handeln, die der nationalen Sicherheit gefährlich werden könnte. Oder um bislang unbekannte meteorologische Phänomene, die Einsätze von Marine und Luftwaffe beeinträchtigen könnten. Allein zwischen 2004 und 2021 soll es bei 144 Gelegenheiten durch Personal der Streitkräfte wie Kampfpiloten und Schiffsbesatzungen zu Sichtungen gekommen sein. Einige davon konnten recht einfach geklärt werden, wie jetzt ein Report für den US-Kongress aufklärt, über den die New York Times berichtet. Verfasst wurde er von einer All-domain Anomaly Resolution Office – oder kurz AARO – getauften Abteilung, die dafür im Juli 2022 gegründet wurde.
So manche Sichtungen seien laut dem Bericht Spionageaktionen zuzuschreiben, vor allem chinesischen Drohnen, die Manöver und das Training von US-Piloten und Schiffsmannschaften auskundschafteten. Und das mit vergleichsweise konventioneller Drohnen-Technologie. Andere Sichtungen ließen sich mit noch banaleren Erklärungen auflösen. In manchen Fällen habe es sich schlichtweg um Müll im Himmel gehandelt – wie etwa alte Wetter- oder Überwachungsballons, die je nach Höhe und Luftdruck zuweilen merkwürdige Formen annehmen, sich bei entsprechenden Luftströmungen erratisch bewegen und in der gleißenden Sonne merkwürdig erscheinen können. Wieder andere Beobachtungen waren auf optische Phänomene zurückzuführen – etwa Lichter von Drohnen, die bei Unschärfe durch den dreieckig geformten Blendenverschluss der Nachtsichtgeräte als Dreiecke erscheinen.
Nicht alles ist erklärbar
„In vielen Fällen werden beobachtete Phänomene als nicht identifiziert eingestuft, weil die Sensoren [von Kampfflugzeugen und anderem Militärgerät] nicht in der Lage waren, genügend Informationen zu sammeln, um eine eindeutige Zuordnung vornehmen zu können“, zitiert die New York Times eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums. Dennoch gibt es sie, die Fälle von merkwürdigen Sichtungen, die offene Fragen lassen – und das nicht nur, weil Sensoren zu wenige oder keine Daten liefern konnten. Sichtungen, zum Beispiel, bei denen sich optische Erscheinungen mit Geschwindigkeiten zu bewegen schienen, die von Kampfjets und Ballons nicht ohne weiteres erreicht werden können.
Aber auch hier gibt es zumindest Erklärungsansätze. Die rasante Geschwindigkeit eines Lichtpunkts oder Objektes auf dem als Go Fast bekannt gewordenen Videos eines Militärpiloten soll einer optischen Täuschung geschuldet sein. Der Punkt erscheine nur durch das unter ihm wegziehende Wasser so schnell. Laut Berechnungen von Militärwissenschaftlern soll das UFO lediglich mit 50 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Aber was es war? Das ist weiterhin unklar. Bei anderen Objekten, die nicht mit bloßem Auge, sondern nur von Zielsystemen von Kampfflugzeugen erfasst werden konnten, könnte es sich um Lichtreflexionen handeln. Also um Lichtpunkte, die durch die geblendete Optik des Zielsystems entstehen, als solides Objekt fehlinterpretiert werden und entsprechend der Geschwindigkeit des Flugzeuges mitziehen.
Wie die New York Times schreibt, soll zwar der Kongress über derartige und andere Erklärungen und Einordnungen von UFO-Sichtungen informiert werden. Allerdings sollen der Öffentlichkeit sollen aufgrund der Brisanz mancher Erklärungsansätze zahlreiche Details vorenthalten werden, weil es dabei unter anderem um Spionage geht. Aber nicht nur das US-Militär und die Geheimdienste forschen an UFO-Phänomenen. Sondern auch ukrainische Wissenschaftler. Und diese haben seit Beginn des Krieges zahlreiche merkwürdige Phänomene aufgezeichnet.
UFOs in der Ukraine
Seit Monaten dauert der Krieg in der Ukraine schon an. Laut dem Astronomischen Hauptobservatorium der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine werden seitdem immer wieder unidentifizierte Flugobjekte registriert. Darunter sind zweifelsohne Drohnen und Kampfflugzeuge, die von den russischen Invasoren eingesetzt werden. Doch wie ukrainische Wissenschaftler in der Vorabveröffentlichung einer Studie ausführen, wurden über Kiew und dessen umliegenden Dörfern zwei Arten von anderen UFOs festgestellt. Sogenannte Cosmics, helle Erscheinungen, die gut sichtbar am Himmel entlang ziehen. Und sogenannte Phantoms, eher dunklere bis schwarze schwerer sichtbare Erscheinungen.
Diese UFOs sollen zwischen drei und zwölf Meter messen und sowohl allein als auch in Schwärmen und mit bis zu 53.000 Kilometern pro Stunde unterwegs sein – deutlich schneller als Kampfjets, Drohnen und Raketen. Was dieses Phänomen so prägnant macht: Es wurden nicht nur Sichtungen berichtet, sie wurden von den Forschern mit Kameras von Wetterstationen auch aufgezeichnet – und zwar Dutzende Male. Eine der Kameraanlagen befindet sich in Kiew, die andere im 120 Kilometer entfernten Vinarivka. „Wir sehen sie überall“, erklären die Wissenschaftler. Laut den Forschern ließen sich die Aufzeichnungen zumindest bislang „nicht wissenschaftlich mit natürlichen Phänomenen erklären […] Wir beobachten eine beträchtliche Anzahl von Objekten, deren Natur nicht geklärt ist“, schreibt das Team.
Die Forscher spekulieren nicht, worum es sich bei den gesichteten Phänomenen handelt. Stattdessen erläutert die Studie vor allem die bislang gesammelten Informationen und wie es zu den Aufzeichnungen kam. Als Reaktion auf die Studie mutmaßten jedoch einige Forscher, dass solche Sichtungen durch Eiskristalle in der Atmosphäre oder durch Treibstoffrückstände von Helikoptern und Flugzeugen ausgelöst werden könnten. Denkbar wären außerdem Lichterscheinungen, die möglicherweise durch Reflexionen der Kameraoptiken von Drohnen oder Spionageflugzeugen hervorgerufen werden.
Die NASA forscht auch
Zurück in die USA, aber nicht zum Militär: Erst am 24. Oktober startete auch die US-Raumfahrtagentur NASA ein Programm, bei dem sich ein 16 Personen umfassendes Forschungsteam mit unidentifizierten Objekten und Sichtungen befasst. Zunächst neun Monate lang soll das aus Physikern, Biologen, Luft- und Raumfahrtexperten, Astronomen und dem NASA-Astronaut Scott Kelly bestehenden Gremium zahlreiche Berichte analysieren, bei denen Dinge am Himmel gesehen wurden, die „nicht als Flugzeuge oder bekannte Naturphänomene identifiziert“ wurden. Laut der NASA gibt es „keine Indizien für die Annahme, dass UAPs außerirdischen Ursprungs sind“. Dennoch soll das Programm unvoreingenommen arbeiten und für sämtliche Erkenntnisse offen sein.
„Die Erforschung des Unbekannten im Weltraum und in der Atmosphäre ist das Herzstück der NASA“, so Thomas Zurbuchen, der stellvertretende Leiter des Science Mission Directorate bei der NASA. „Das Verständnis der Daten, die wir über unidentifizierte Luftphänomene haben, ist entscheidend, um wissenschaftliche Schlussfolgerungen über die Vorgänge an unserem Himmel zu ziehen. Daten sind die Sprache der Wissenschaftler und machen das Unerklärliche erklärbar.“
Der Grund für das Programm? Die NASA sieht in den UFOs oder UAPs ein potentielles Risiko oder zumindest einen Faktor, der Einfluss auf die Sicherheit von Flugzeugen und Raumfahrzeugen haben könnte. Deren Sicherheit sicherzustellen sei ein Auftrag der Raumfahrtbehörde. Die Ergebnisse der NASA-Studie sollen bereits 2023 präsentiert werden – und zwar öffentlich und für jeden einsehbar. „In Einklang mit den NASA-Grundsätzen der Transparenz, Offenheit und wissenschaftlichen Integrität“ solle dann jeder Forscher eingeladen sein, sie aufzugreifen und weiter zu nutzen.
Historische Beweise?
Eine andere Gruppe von Forschern hat eine ganz andere Herangehensweise an das UFO-Thema gefunden. Sie will keine Berichte über Sichtungen von unidentifizierten Flugobjekten untersuchen. Die Gruppe will sie stattdessen finden, obwohl sie nicht gesichtet und gemeldet wurden. Konkret schlägt das von Beatriz Villarroel von der Universität Stockholm geleitet Team vor, zahlreiche Fotoplatten aus der Zeit des Kalten Krieges zu untersuchen, mit denen einst Aufnahmen des Nachthimmels erstellt wurden. Denn diese könnten unbekannte Flugobjekte, Luft- und Nachthimmelphänomene zeigen. Wie beispielsweise eine Fotoplatte vom 12. April 1950, die von Astronomen des Palomar Observatory in Südkalifornien aufgenommen wurde und neun Lichtpunkte offenbart, die keine Sterne sein können.
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Jetzt Mitglied werden!Auch Satelliten können die Punkte nicht sein. Sputnik, der erste Satellit, startete erst sieben Jahre, nachdem die Platte belichtet wurde. Ein Erklärungsversuch könnten Fragmente eines Asteroiden sein, der in der Erdatmosphäre zerbrach. Allerdings sei auch das eher unwahrscheinlich, wie Beatriz Villarroel und ihre Kollegen in einer Studie anführen. Da die Fotoplatten über Minuten hinweg belichtet wurden, müssten solche Bruchstücke als lange und vergleichsweise schwer erkennbare Spuren auftauchen. Gammablitze, Fast Radio Burst oder ein pulsierender Zwergstern wären denkbar, aber nicht in dieser Zahl. Auch Staub, Sandkörner oder Kondensationströpfchen seien eher unwahrscheinlich – wenn auch nicht komplett auszuschließen.
Es gebe für die Aufnahme aus dem Jahr 1950 „keine bekannte natürliche Erklärung“, so die Studienautoren. Beatriz Villarroel und ihre Kollegen glauben nicht, dass sie unbedingt auf außerirdische Raumschiffe gestoßen sind. Aber es könnten durchaus extraterrestrische Phänomene oder Artefakte sein. Oder irdische Ereignisse, die bislang nicht klassifiziert und erforscht sind. Und diese könnten nicht nur auf dieser einen Fotoplatte aufzufinden sein, sondern auch auf anderen. „Fotografische Plattenaufnahmen aus der Zeit vor den Satelliten sind ideal für die Suche nach nicht-terrestrischen Artefakten“, schreiben die Wissenschaftler. Selbst wenn sich die Lichtpunkte auf den Platten als irdischen Ursprungs herausstellen, könnten sie signifikant sein und das menschliche Verständnis über Vorgänge am Himmel bereichern.
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