Fahrzeuge sollen immer smarter werden. Dafür braucht es eine zuverlässige Datenverbindung. Die soll nach Überlegungen von VW über Satelliteninternet möglich werden. Das SpaceX-Netzwerk Starlink ist für den deutschen Konzern ein Kandidat. Jedoch planen heimische Unternehmen bereits einen Konkurrenten.
Von Michael Förtsch
Autos sollen in nicht allzu ferner Zukunft autonom unterwegs sein, mit anderen geteilt, über Apps ad hoc geliehen werden, selbst die Abrechnungen und das Aufladen vornehmen und sich clever mit anderen Fahrzeugen koordinieren. Dafür braucht es eine zuverlässige und schnelle Verbindung mit dem Internet und verschiedenen Dienstanbietern. Eine Möglichkeit dafür? 5G-Netze, die jedoch wohl nicht so schnell ganze Länder abdecken werden. Daher zieht zumindest der Volkswagen-Konzern mittlerweile eine andere Lösung in Betracht.
Wie die WirtschaftsWoche schreibt, denke der VW-Strategiechef Michael Jost darüber nach, die kommenden VW-Fahrzeuge mit einer Satellitenanbindung auszustatten. Denn Konnektivität sei ein entscheidender Punkt bei der Mobilität der Zukunft. „Da ist der Satellit für die meisten Einsatzbereiche ein probates Mittel“, sagt er. Und zumindest auf längere Sicht sei die Verbindung über das Weltall eine „sehr elegante Lösung“. Volkswagen ist nicht der erste Autobauer, der eine Verbindung seiner Fahrzeuge via Satelliten erwägt. Der Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk hatte selbst bereits angedeutet, dass zukünftige Fahrzeuge mit einer entsprechenden Ausrüstung aus den Fabrikhallen rollen könnten. Auch hatte BMW schon eine Untersuchung inklusive eines Testlaufs zu einer „kontinuierlichen Datenkonnektivität“ von Fahrzeugen via Satelliten durchführen lassen.
Tatsächlich soll dem Bericht zufolge für Volkswagen derzeit das Elon-Musk-Unternehmen und die SpaceX-Tochter Starlink ein möglicher Kooperationspartner sein. Derzeit hat das Unternehmen bereits 1.085 Satelliten im Erdorbit und befindet sich in einem Beta-Test mit zahlenden Kunden. Erst vor kurzem informierte Starlink potentielle Kunden darüber, dass auch der Betrieb in Deutschland aufgenommen werden kann. Ebenso sollen hierzulande zwei Bodenstationen aufgebaut werden und ein Firmensitz in Frankfurt am Main entstehen. Eine weitere Möglichkeit sei für Volkswagen aber auch der Einstieg in einen europäischen Konkurrenten zu Starlink. Und so einen wollen mehrere deutsche Unternehmen offenbar bald ankündigen.
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Nach Informationen der WirtschaftsWoche will ein Verbund von etablierten Luft- und Raumfahrtunternehmen und mehreren New-Space-Start-ups in den kommenden Wochen ein Konsortium ankündigen. Dessen Ziel soll der Aufbau einer eigenen Satellitenkonstellation im niedrigen Erdorbit nach Vorbild von Starlink und ähnlichen Projekten wie OneWeb und Projekt Kuiper von Amazon sein. Beteiligt seien unter anderem der Laserkommunikationsentwickler Mynaric, das Satelliten- und Kommunikations-Start-up KLEO – das 2015 in Form von eightyLEO gestartet war – und der Raketenbauer Isar Aerospace.
Bereits Ende 2020 hatte Daniel Metzler von Isar Aerospace gegenüber 1E9 angedeutet, dass sich mit den vom Start-up entwickelten Raketen durchaus schnell und zuverlässig „Satellitenkonstellationen, beispielsweise zur Kommunikation oder für Near-Realtime-Services, mit denen man Themen wie autonomes Fahren umsetzen kann“, aufbauen lassen. Zumindest laut aktuellen Informationen soll die Satellitenkonstellation vor allem für Unternehmen und industrielle Anwendungen offen sein – aber wohl nicht für private Endkunden wie bei Starlink. Daher versuche das Konsortium unter anderem VW als potentiellen Kunden zu gewinnen.
Im vergangenen Sommer diskutierten bei „Reclaim the Future!“ von 1E9 und dem FUTURE FORUM by BMW Welt Daniel Metzler von Isar Aerospace, Bulent Altan von Mynaric und Clemens Kaiser von CLEO Connect über Internet aus dem All – und Europas Rolle.
Das deutsche Konsortium dürfte jedoch starke Konkurrenz haben. Denn ähnliche Projekte sind nicht gerade rar. Beispielsweise kündigte Chinas größter Autobauer Geely ein eigenes Satellitennetz an. Das Unternehmen wolle dafür 500 Satelliten ins All schießen, um Internet-of-Things-Geräte zu vernetzten. Darunter würden wohl vor allem die eigenen Fahrzeuge fallen – zu denen auch PKW von Marken wie Volvo, Lotus und Polestar gehören. Ebenso wollen auch unabhängige Start-ups wie SWARM, Lacuna Space, OQ Technology und Lynk kompakte Satellitennetze für Industrie- und IoT-Anwedungen und spezielle Kommunikationsdienstleistungen aufbauen.
Teaser-Bild: Forest Katsch auf Unsplash