Hi,
in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.
Claude wird zum KI-Agenten – und kann euren Computer steuern
- Ihr habt keine Lust, euch mühsam durch digitale Formulare zu klicken? Dann lasst das doch eine KI übernehmen, die nicht nur die Felder ausfüllt, sondern auch eure Maus steuert und auf Schaltflächen klickt. Möglich machen soll das die neueste Version des KI-Modells Claude von Anthropic, über die wir bei 1E9 diese Woche berichtet haben. Noch funktioniert das nicht ganz zuverlässig, gibt das Unternehmen zu – das Feature sei „experimentell“. Doch handelt es sich dabei dennoch einen echten „KI-Agenten“, also eine KI, die komplexe Aufgaben selbstständig ausführen kann – und nicht nur auf Wunsch einen Text oder ein Bild generiert. Wie wir im verlinkten Artikel bereits vermeldeten, soll OpenAI an einer ähnlichen Fähigkeit für ChatGPT arbeiten. Und auch Google will per KI die Steuerung des Browsers möglich machen, wie heute vermeldet wird. Daran werde gerade im „Project Jarvis“ gearbeitet.
Kommt Ende des Jahres das nächste KI-Modell von OpenAI?
- Einem Bericht von The Verge zufolge könnte OpenAI bereits im Dezember – und damit zum zweijährigen Jubiläum von ChatGPT – ein neues Sprachmodell veröffentlichen. Dieses soll den Projektnamen Orion tragen, könnte aber der Öffentlichkeit als GPT-5 vorgestellt werden. Allerdings soll es nicht sofort über ChatGPT für normale Nutzer zugänglich sein, sondern zunächst nur für Partnerfirmen von OpenAI. Sam Altman bezeichnete diese Meldung als „Fake News“. Niko Felix, ein Sprecher von OpenAI, stellte später gegenüber The Verge klar, dass OpenAI nicht plane, dieses Jahr ein Modell namens Orion zu veröffentlichen, jedoch andere großartige Technologien in der Hinterhand habe.
OpenAI verliert seinen „AGI-Vordenker“ Miles Brundage
- OpenAI hat einen weiteren wichtigen Mitarbeiter verloren. Wie Miles Brundage in einem Substack-Beitrag erklärt, hat er das Unternehmen und seinen „Traumjob“ nach sechs Jahren verlassen. Der Entwickler gilt als Vordenker auf dem Gebiet der Allgemeinen Künstlichen Intelligenz und hat bei OpenAI Technologiefolgenabschätzung in Bezug auf „AGI Readiness“ betrieben. Er sagt, er wollte diese Arbeit nun von außerhalb der Industrie fortsetzen – auch weil er glaubt, dass weder OpenAI noch irgendein anderes Unternehmen darauf vorbereitet ist, was aus der KI-Forschung entstehen könnte. „Auch die Welt ist nicht darauf vorbereitet“, schreibt Brundage. Er glaubt, dass AGI einen positiven Effekt haben könnte, aber nicht automatisch hat.
Memo aus dem Weißen Haus: Wie US-Behörden mit KI umgehen sollen
- Das Weiße Haus hat den amerikanischen Bundesbehörden Vorgaben für den Einsatz und den Umgang mit Künstlicher Intelligenz gemacht, wie Reuters schreibt. Darin geht es zum einen um die Bedeutung von KI für die nationale Sicherheit, weshalb KI schneller als von anderen Staaten eingesetzt, die Lieferketten der Chipindustrie gesichert sowie Aktivitäten anderer Länder gegen die heimischen KI-Unternehmen frühzeitig erkannt werden sollten. Zum anderen mahnt die Regierung die Achtung von Privatsphäre und Menschenrechten an. Auch wollen sich die USA für verbindliche internationale Regeln zum KI-Einsatz einsetzen.
Ist Character.AI für den Selbstmord eines Jungen mitverantwortlich?
- Ein KI-Chatbot könnte für den Tod eines Teenagers in Florida verantwortlich sein. Das berichtet zumindest die New York Times in einem Exklusivbericht. Der 14-jährige Sewell Setzer III soll auf der Plattform Character.AI eine enge Beziehung zu einem KI-Chatbot unterhalten haben, der auf der Figur Daenerys Targaryen aus Game of Thrones basiert. Der Jugendliche sei sich durchaus bewusst gewesen, dass es sich lediglich um eine KI-Figur handelte, habe aber dennoch eine starke Zuneigung entwickelt. Er habe mit der KI auch über Selbstmordgedanken gesprochen, woraufhin der Chatbot Kommentare abgegeben habe, die der Junge als Bestärkung dieser Gedanken empfunden haben könnte. Die Familie des Jungen, der sich später das Leben nahm, will rechtliche Schritte gegen Character.AI einleiten. Das Unternehmen hat inzwischen erklärt, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu installieren, die beispielsweise Hilfe anbieten, wenn Nutzer Stichworte oder Sätze an die Chatbots richten, die sich auf Selbstmord oder Selbstverletzung beziehen. Der Tod des Jungen wurde nur sehr vage adressiert. Bei 1E9 haben wir Character.AI vor einiger Zeit vorgestellt.
Nicolas Cage warnt vor KI in der Filmindustrie
- Bei einem Auftritt auf dem Newport Beach Film Festival hat der Schauspieler Nicolas Cage junge Kolleginnen und Kollegen vor dem Einsatz Künstlicher Intelligenz durch Filmstudios gewarnt. Zwar hat eine Vereinbarung zwischen der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA und großen Filmstudios den Einsatz eingeschränkt, aber nicht ausgeschlossen. Doch selbst diesen begrenzten Einsatz, etwa um Mimik, Gestik oder Lippenbewegungen eines Schauspielers im Film durch ein digitales Double zu korrigieren, sieht Cage als Gefahr, wie Deadline berichtet. Denn damit würden die Studios in die Schauspielkunst und die körperliche Autonomie eines Schauspielers eingreifen. Cage hat damit Erfahrung. Im DC-Film The Flash hatte er einen kurzen Auftritt als Superman aus einem alternativen Universum – ein Verweis auf den nie gedrehten Tim-Burton-Film Superman Lives. Für diesen Aufritt wurde Cage digital um mehrere Jahrzehnte verjüngt. Wie er in einem Interview sagte, habe er seine Schauspielerei auf der Leinwand nicht wieder erkannt.
Das Wall Street Journal verklagt die KI-Suchmaschine Perplexity
- Hat die KI-Suchmaschine Perplexity unerlaubt Inhalte des Wall Street Journals sowie seiner Schwesterzeitung New York Post verwendet? Das wird nun ein Gericht klären müssen. Denn der Mutterkonzern beider Medien, die News Corp, verklagt Perplexity, wie etwa The Register berichtet. Es ist nicht die erste Klage eines Medienhauses gegen ein KI-Unternehmen – und sicher auch nicht die letzte. Warum gerade KI-Suchmaschinen ein Problem für Publisher werden könnten, haben wir bei 1E9 hier näher beleuchtet.
Mit einer Retro-Marke will VW in den USA wieder erfolgreich werden
- Volkswagen lässt in den USA eine legendäre Automarke wieder aufleben: Scout Motors. Der in den 1960er Jahren vom Landmaschinenhersteller International Harvester Company entwickelte Scout war ein robuster Geländewagen, der dem erfolgreichen Jeep Paroli bieten sollte. Zwei Basisversionen, der Scout 80 und der Scout 2, wurden bis in die 1980er Jahre gebaut. Der Scout wurde zum Kultfahrzeug und gilt heute als Vorläufer moderner SUVs. Nun hat der Volkswagen-Konzern Scout als eigenständigen Fahrzeughersteller wiederbelebt: Bereits 2027 sollen mit dem Terra und dem Traveler ein Pick-up und ein SUV gebaut werden, natürlich elektrisch und in einem modernen, aber an den Klassikern orientierten Design. Mit den beiden Wagen sollen vor allem die US-E-Bauer Tesla und Rivian herausgefordert werden.
Design-Studie von Vattenfall: Vom Windkraftwerk zum Tiny House
- Der Energiekonzern Vattenfall hat ein Konzept zur Wiederverwertung ausgedienter Windkraftanlagen vorgestellt. Aus den ausrangierten Gondeln, in denen sich die Generatoren und die Halterungen für die Rotorblätter befinden, sollen so genannte Tiny Houses entstehen, also winzige Wohnhäuser. Die Idee entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit dem Designstudio Superuse auf Basis der V80-2MW-Windkraftanlagen der Firma. Denn der Umbau sei kostengünstiger und weniger energieintensiv als die Demontage und das Einschmelzen der verwendeten Rohstoffe.
BlueSky Pro: Der X-Konkurrent will (oder: muss) jetzt Geld verdienen
- Der Twitter- beziehungsweise X-Herausforderer BlueSky wächst weiter und soll bald auch Geld verdienen. Derzeit finanziert sich der Betrieb des sozialen Netzwerks über Investoren und den Verkauf von Domains, die die Nutzer als Benutzernamen verwenden können. Der Plan? Ähnlich wie bei Twitter soll es auch bei BlueSky eine Pro-Mitgliedschaft geben, kündigte Rose Wang von BlueSky an. Diese soll aber keine erhöhte Sichtbarkeit oder einen blauen Haken bringen. Stattdessen soll es Vorteile wie das Hochladen von Videos in höherer Auflösung und zusätzliche Anpassungsmöglichkeiten für das Profil geben – zum Beispiel farbige und unterschiedlich geformte Rahmen für das Profilbild.
Loops: Ein Neuzugang im Fediverse
- Das Fediverse bekommt sein eigenes TikTok, berichtet Techcrunch. Der Dienst namens Loops soll es Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, Videos von bis zu 60 Sekunden Länge zu teilen. Später sollen Funktionen hinzukommen, um die Videos anderer Nutzer zu remixen, mit Sounds zu unterlegen und vieles mehr. Verantwortlich für Loops ist das Team hinter Pixelfeld, dem „Instagram des Fediverse“. Wie die Macher versprechen, werden die Nutzerdaten weder für Werbevermarktung noch für das Training von KI-Systemen verwendet. Stattdessen soll die Finanzierung durch einen Mix aus Spenden, Sponsoren und Fördergeldern sichergestellt werden. Über das Fediverse haben wir bei 1E9 übrigens schon mehrfach ausführlich berichtet, zum Beispiel hier.
Du willst diesen Newsletter auch? Kein Problem.
Alle Mitglieder des Zirkels @This_Week_in_Future erhalten diesen Newsletter direkt in ihr Postfach. Das willst du auch? Kein Problem. Hier kannst du dem Zirkel beitreten. Auf der 1E9-Plattform ist dieser Newsletter exklusiv für angemeldete Mitglieder sichtbar.
Du hast ebenfalls noch Fundstücke der Woche? Dann ruf diesen Newsletter auf unserer Plattform auf und teil sie mit uns in den Kommentaren dazu. Gerne mit ein, zwei Sätzen, warum diese Veröffentlichung bemerkenswert ist.