This Week in Future #184 // 12.11.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Deutsches KI-Start-up Aleph Alpha sammelt von Investoren 500 Millionen Dollar ein

  • Vor einigen Wochen haben wir euch ausführlich erklärt, wie das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha mit eigenen großen KI-Sprachmodellen und einem Fokus auf Transparenz und Erklärbarkeit gegen OpenAI und Google punkten will. Firmenchef Jonas Andrulis war 2022 und 2023 als Speaker bei unserem Festival der Zukunft. In dieser Woche konnte das Start-up nun einen beachtlichen Meilenstein vermelden: Investoren stecken mehr als 500 Millionen US-Dollar in die Firma – und sie stammen vor allem aus Deutschland. Das meiste Geld kommt von der Schwarz Gruppe, zu der Lidl gehört, und dem Innovation Park Artificial Intelligence, hinter dem die Stiftung des Lidl-Eigners Dieter Schwarz steht. Auch SAP, Bosch Ventures, BurdaPrincipal Investments, Hewlett Packard Enterprise, Christ & Company und bestehende Investoren sind dabei. Mehr Details zum Riesendeal gibt’s zum Beispiel bei der FAZ.

Amazon soll ein Sprachmodell namens Olympus entwickeln

  • Amazon will im Wettrennen um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz nicht zurückfallen. Daher sagte der Konzern bereits zu, bis zu 4 Milliarden US-Dollar in den OpenAI-Konkurrenten Anthropic zu investieren. Aber auch intern arbeitet Amazon an KI: Unter dem Codenamen Olympus soll die Firma ein Sprachmodell entwickeln, das mit zwei Billionen Parametern – die Variablen, aus denen Inhalte abgeleitet werden können – doppelt so „groß“ werden soll wie GPT-4 von OpenAI, berichtet Reuters. Dafür habe Amazon immense Mengen an Trainingsdaten angesammelt, die teils gar nicht im Internet zu finden sind.

AI Graveyard: Diese KI-Projekte haben es nicht geschafft

  • Während manche KI-Firmen weiterhin Millionen einsammeln, sind etliche Projekte rund um Künstliche Intelligenz schon wieder am Ende. Die Webseite AI Graveyard erinnert an sie. Zu den prominentesten Verstorbenen dürfte die KI-Suchmaschine Neeva gehören, die 2019 von ehemaligen Google-Mitarbeitern gestartet wurde.

Erste Bilder vom Weltraumteleskop Euclid

  • Das neueste Weltraumteleskop der europäischen Raumfahrtagentur ESA hat seine Arbeit aufgenommen: Euclid soll innerhalb der nächsten sechs Jahre ein Drittel des Kosmos kartografieren und dabei vor allem Informationen über Dunkle Materie und Dunkle Energie liefern – aus denen das Universum zu 95 Prozent besteht, die sich aber nicht direkt beobachten lassen. Durch seine Aufnahmen blickt Euclid bis zu zehn Milliarden Lichtjahre tief in den Weltraum. Nachdem das Teleskop am 1. Juli 2023 von einer SpaceX-Rakete ins All gebracht wurde, lieferte es diese Woche die ersten Bilder. Mehr zu den Zielen der Mission könnt ihr bei der Tagesschau nachlesen.

Gehirn-Computer-Schnittstelle: Neuralink sucht Freiwillige für klinische Studien

  • Das Start-up Neuralink arbeitet seit Jahren an einer Gehirn-Computer-Schnittstelle, die aus einem Chip, der Patienten in den Kopf implantiert wird, und einem Empfänger außerhalb des Schädels besteht. Die Vision: Durch die Geräte sollen gelähmte Menschen wieder gehen, manche Blinde wieder sehen können. Getestet wurde die Technik bislang nur an Tieren – mit teils blutigen und tragischen Folgen. Trotzdem hat Neuralink nun eine Zulassung für erste klinische Studien mit Menschen erhalten und eine Warteliste für Interessenten gestartet. Jede Operation soll inklusive Untersuchungen, Zubehör, Arbeitsaufwand 10.500 US-Dollar kosten. Laut Neuralink könnten bis Mitte des kommenden Jahrzehnts über 22.000 Menschen eine derartige Gehirn-Computer-Schnittstelle bekommen.

Ein Tool, das die Verbreitung von Terror-Inhalten im Internet verhindern soll

  • Es sind – neben Telegram – oft kleinere File-Sharing-Plattformen, die von Terrororganisationen genutzt werden, um ihre Inhalte zu verbreiten: von grausamen Videos ihrer Verbrechen bis zu Posts, um Menschen zu rekrutieren. Anders als die großen Anbieter wie Meta, YouTube oder X, die auch schon ihre Probleme damit haben, derartige Inhalte schnell zu löschen, sind die kleinen Plattformen damit oft schlicht überfordert. Ein Tool namens Altitude, entwickelt von der Google-Abteilung Jigsaw und der Nichtregierungsorganisation Tech Against Terrorism, soll sie ab jetzt unterstützen. Wie WIRED schreibt, soll Altitude mithilfe Künstlicher Intelligenz und durch den Abgleich mit einer Datenbank terroristische Inhalte automatisch erkennen. Wie mit den Inhalten danach umgegangen wird, entscheiden die Plattform-Betreiber. Sie erhalten durch Altitude Zusatzinformationen als Entscheidungsgrundlage, zum Beispiel zur jeweiligen Terrorgruppe.

Bei Adobe Stock werden KI-generierte Bilder verkauft, die angeblich den Krieg im Nahen Osten zeigen

  • Wie Motherboard berichtet, verkaufte Adobe über Adobe Stock, seinen Marktplatz für Fotos und Illustrationen, auch Bilder, die angebliche Szenen aus dem Konflikt im Nahen Osten zeigen sollen, etwa die Bombardierung von Städten in Israel und dem Gazastreifen. Jedoch wurden sie mit Künstlicher Intelligenz generiert. Mindestens eins der Bilder soll bereits über Blogs und Webseiten verbreitet worden sein, ohne dort als „KI-generiert“ gekennzeichnet gewesen zu sein. Offenbar wurden die KI-Fakes von Usern erstellt und eingereicht. Bei Adobe Stock sollen sie jedoch noch ordnungsgemäß als „AI generated“ markiert gewesen sein. Adobe, die Firma hinter Photoshop und anderer Kreativsoftware, treibt die weltweite Content Authenticity Initiative voran, die Tools entwickelt, mit denen authentische Bilder überprüfbar werden sollen. Mehr dazu kommende Woche in unserem Themenmonat „This is Fine?! Was wird aus Social Media?“.

YouTube geht gegen Werbeblocker vor – was gegen EU-Recht verstoßen könnte

  • YouTube geht verstärkt gegen Nutzerinnen und Nutzer vor, die mithilfe von Software die Werbung der Videoseite blockieren. Immer häufiger werden sie dazu aufgefordert, ihre Werbeblocker zu deaktivieren – oder den Premium-Dienst von YouTube zu abonnieren, um die Seite werbefrei zu nutzen. Nach EU-Recht könnte das illegal sein. Denn hierfür muss YouTube überprüfen, ob von Nutzern ein Werbeblocker genutzt wird. Die dafür eingesetzten Systeme könnten jedoch gegen Artikel 5.3 der Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation verstoßen, da sie in die Privatsphäre der Nutzer eingreifen. Einige Datenschützer sehen derartige Skripte als „Spyware“, die nicht ohne Einwilligung der Nutzer eingesetzt werden darf, berichtet Golem.de .

Videochat-Portal Omegle stellt den Betrieb ein

  • Omegle war eine der obskursten Projekte der Web-2.0-Ära. Die Website verband wildfremde Menschen via Videochat miteinander – und sorgte so für unzählige schräge Momente und Memes. Doch nun wurde der Dienst abgestellt, wie 404 Media berichtet. Denn Gründer Leif K-Brooks hatte immer wieder mit dem Missbrauch des Dienstes zu kämpfen. So gab es sexuelle Übergriffe auf Minderjährige, Livestreams krimineller Taten und unzählige Strafanzeigen wegen Beleidigungen wegen aus dem Ruder gelaufener Videochats. Laut Leif K-Brooks machten Behörden immer mehr Druck, weshalb er sich nun entschied, einen Schlussstrich zu ziehen.

Humane hat nun auch offiziell seinen AI Pin vorgestellt

  • Nachdem über die vergangenen Monate immer mehr Details rund um den „AI Pin“ der KI-Firma Humane bekannt wurden – auch wir berichteten –, folgte in dieser Woche seine offizielle Vorstellung. Das Gerät soll 2024 für 699 US-Dollar auf den Markt kommen und besteht aus zwei Teilen, die magnetisch verbunden werden können: der zentralen Recheneinheit, in der auch Kamera, Mikrofon und Projektor eingebaut sind, sowie einem „Batterie-Booster“. Getragen werden soll der AI Pin an der Kleidung. Im Alltag soll das Device ein Smartphone ersetzen, per Spracheingabe gesteuert werden und Informationen sowie Antworten auf Fragen, die von KIs wie ChatGPT stammen, per Sprache oder über eine Projektion auf die Handfläche liefern. The Verge hat sich genauer mit dem AI Pin befasst und sieht in ihm den noch unvollkommenen Anfang etwas Neuem – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

Nvidia entwickelt drei KI-Chips speziell für den chinesischen Markt

  • Der „Chip-Krieg“ zwischen den USA und China ist weiterhin in vollem Gange – und Chips, mit denen sich KI-Modelle trainieren lassen, sind gefragt wie nie. Im Zentrum beider Entwicklungen steht der US-Halbleiterhersteller Nvidia, dessen speziellen Grafikchips inzwischen zentral für die Entwicklung von KI sind und die gleichzeitig von amerikanischen Sanktionen betroffen sind. Diese unterbinden den Export von bestimmten Hochtechnologien nach China. Wie Bloomberg nun unter Berufung auf chinesische Berichte vermeldet, reagiert Nvidia darauf mit drei neuen KI-Chips, die speziell für den chinesischen Markt hergestellt werden sollen. Allerdings hatte die amerikanische Regierung erst kürzlich auch den Export einiger Chips unterbunden, die eigens für China designt wurden, um die bereits vorhandenen Sanktionen zu umgehen.

Klimaasyl: Australien will Einwohner des Inselstaats Tuvalu aufnehmen

  • Der Staat Tuvalu könnte in weniger als 100 Jahren nicht mehr existieren. Denn er besteht aus einem Inselatoll, das durch den steigenden Meeresspiel akut bedroht ist. Die Inselnation hat daher bereits Pläne, künstliche Inseln und schwimmende Städte zu bauen. Ob sich diese umsetzen lassen, ist aber unsicher. Also wurde nun auch ein Abkommen mit Australien geschlossen: Einwohner von Tuvalu sollen ohne große Hindernisse nach Australien übersiedeln und dort arbeiten können, berichtet etwa der Spiegel. Jährlich sollen zunächst 280 der rund 11.200 Einwohner in Australien Klimaasyl beantragen können.

Wie der Hedgefonds Alameda Research die Kryptobörse FTX in den Abgrund zog

  • Die Kryptobörse FTX veruntreute Gelder ihrer Kundinnen und Kunden, steckte Millionen in Parteispenden und Werbung – und kollabierte schließlich. Dafür verantwortlich waren wohl vor allem unprofitable Geschäfte des Hedgefonds Alameda Research, zu dem FTX-Gelder abflossen und nie zurückgezahlt wurden. Denn Alameda fiel offenbar reihenweise auf überbewertete Coins und Token herein, schreibt die New York Times. Mehrfach sollen die Händler der Firma daran gescheitert sein, sogenannte Pump-&-Dump-Geschäfte rechtzeitig zu erkennen. Bei diesen schließen sich mehrere Personen zusammen, um den Wert eines Tokens durch viele Käufe zuerst künstlich zu steigern und dann mit Gewinn zu verkaufen. Die Verlierer solcher Deals sind diejenigen, die den Token weiterhin halten, wenn der Kurs wieder eingebrochen ist. Zu oft gehörte dazu Alameda.

Du willst diesen Newsletter auch? Kein Problem.

Alle Mitglieder des Zirkels @This_Week_in_Future erhalten diesen Newsletter direkt in ihr Postfach. Das willst du auch? Kein Problem. Hier kannst du dem Zirkel beitreten. Auf der 1E9-Plattform ist dieser Newsletter exklusiv für angemeldete Mitglieder sichtbar.

Du hast ebenfalls noch Fundstücke der Woche? Dann ruf diesen Newsletter auf unserer Plattform auf und teil sie mit uns in den Kommentaren dazu. Gerne mit ein, zwei Sätzen, warum diese Veröffentlichung bemerkenswert ist.

2 „Gefällt mir“