Das Leben ist zu kurz. Das finden offenbar vor allem Tech-Unternehmer, die mit ihren Milliarden die Welt gerne grundlegend verändern wollen – aber feststellen, dass es dazu viel Zeit braucht. Mit einem eigenen Start-up, das sich auf die Reparatur von DNA-Schäden spezialisiert, will nun auch der Investor James Peyer das Altern besiegen. Der Gründer der Krypto-Börse Coinbase hofft hingegen darauf, das Altern mithilfe von Künstlicher Intelligenz nicht nur aufhalten, sondern umkehren zu können.
Von Michael Förtsch
Das Altern wird vor allem mit einem nach und nach ermattenden Körper gleichgesetzt. Wer jenseits der 70 Jahre noch fit und gesund ist, wird daher gerne nach seinem Geheimnis gefragt. Tatsächlich forschen zahlreiche Wissenschaftler daran, herauszufinden, wie sich ein gesundes Altern ermöglichen lässt, das frei ist von Demenz, schmerzenden Gelenken und anderen typischen Alterserkrankungen. Der 35 Jahre junge Tech-Investor und Stammzellforscher James Peyer behauptet nun, dass ein solches Leben bald Realität werden könnte.
James Peyer ist Co-Gründer von Cambrian Biopharma, einem Start-up aus New York, das an Therapien „zur Verlängerung der Lebensspanne […] der Zeitspanne, die wir in guter Gesundheit verbringen“ arbeitet. „In unserer über 100.000-jährigen Geschichte als Spezies sind diese Alterskrankheiten erst seit etwa 75 Jahren die Hauptfeinde der Menschheit“, sagt Peyer der Zeitung The Times bezogen auf altersbedingte Krankheiten. „Wir sind dabei, unsere größten Feinde – diese Krankheiten – ins Visier zu nehmen und herauszufinden, wie wir sie zurückschlagen können.“
Den Weg dahin sieht Peyer im Bekämpfen von DNA- und RNA-Schäden, die sich durch den Alterungsprozess aufbauen, dem Minimieren von Zellfehlfunktionen und der Verlangsamung der Degeneration von Gewebeschäden. Konkret soll Cambrian Biopharma 13 in diesen drei Kategorien bedingte Mechanismen identifizieren und nach Krankheiten suchen, die sich durch eine gezielte Therapie ausschalten ließen. Für die Entwicklung einer Therapie will das Unternehmen dann mit Forschern zusammenarbeiten, die sich schon mit dieser Krankheit oder deren Ursache befassen, eine Kooperation eingehen und ein wirkungsvolles Medikament auf den Markt bringen.
Auch andere wollen das Alter besiegen
Das Ziel von Peyer ist es, dass es irgendwann eine Tablette gibt, die einmal am Tag eingenommen werden kann, und zahlreiche altersbedingte Krankheiten verhindert oder deren Fortschreiten verlangsamt. Der Weg dahin sei angeblich nicht mehr so weit. Bereits in den kommenden 30 Jahren wäre es machbar, zahlreiche Krankheiten zu eliminieren oder in ihre Schwere zu reduzieren. „Ein 70-jähriger im Jahr 2050 wird sich dramatisch von einem 70-jährigen im Jahr 2020 unterscheiden“, sagt Peyer.
Bei der 1E9-Konferenz 2021 diskutierten die Investorin Marianne Mertens von Apollo Health Ventures, die Künstlerin und Forscherin Emilia Tikka und der Genetiker Wolfgang Nellen auch über die jüngsten Fortschritte bei der Bekämpfung altersbedingter Erkrankungen – und über die Frage, was ein Sieg über das Altern, falls dieser je kommt, mit unserer Gesellschaft machen könnte.
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Jetzt Mitglied werden!Mit seinem Glauben daran, dass die Forschung das Alter wie eine Krankheit untersuchen und einfach behandeln kann ist Peyer keineswegs alleine. In den vergangenen Jahren spezialisierten sich darauf immer mehr Wissenschaftler, aber auch Investoren und Start-ups. Erst in diesen Tagen kam ein neues dazu: Brian Armstrom, der Gründer der Krypto-Börse Coinbase, hat gemeinsam mit dem Standford-Forscher Blake Byers NewLimit gegründet. Das Unternehmen soll Künstliche Intelligenz nutzen, um den Prozess der Zellalterung zu untersuchen und dadurch eine epigenetische Neu-Programmierung des Zell-Codes ermöglichen. Dadurch sollen Kuren möglich werden, die „die diesen [Alterungs-]Prozess verlangsamen, aufhalten oder umkehren können“.
Bereits Ende des Jahres Jahres 2020 hatte sich der russische Internet-Milliardär Juri Borissowitsch Milner mit Wissenschaftlern getroffen, die an der Entwicklung von Methoden arbeiten, um den Alterungsprozess zu stoppen oder sogar umzukehren. Aus diesem Treffen ist zwischenzeitlich ein Start-up namens Altos Labs hervorgegangen, das vom Krebsforscher Richard Klausner geleitet wird und Niederlassungen rund um die Welt betreibt, in denen beispielsweise erforscht wird, ob sich Muskeln durch Stammzellen wieder verjüngen lassen. Finanziert wird Altos nicht nur von Milner, sondern auch anderen Silicon-Valley Investoren und Amazon-Gründer Jeff Bezos.
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