Soweit sind wir dran, Laborfleisch wirklich essen zu können

Merke schon, hier ist ja ein ganzes „Aufklärungsgeschwader“ im Forum aktiv, mit zum Teil gepfefferten politischen Ansichten im Nachgang!

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finde eigentlich ethische Ansichten.

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Heisst das du bist nicht grundsätzlich gegen Fleischverzehr?

Das was zB früher Usus war, nämlich die Jagd in „freier Wildnis“, würde dem Tier zumindest ein normales Leben erlauben ohne dass durch die Zuchthaltung auferlegte Leid. Töten würde man das Tier dennoch, ohne dass man das Fleisch unbedingt nötig hätte.

Zum Leiden oder aber auch der Würde des Tieres (oder Menschen, der es erlegt - glaub da gabs hier woanders mal einen interessanten Kommentar):
In der Vergangenheit gab es bei der Jagd eine Art Totenwache, um das Erlegte zumindest noch zu würdigen. Glaub bei einigen Eingeborenenvölkern ist der Moment in dem Erlegt wird (und danach) ein ziemlich Spiritueller (es tut glaub ich Leid und gleichzeitig bedankt man sich für die „Gabe“ oder so).

Will hier aber kein Töten / pro oder kontra Jagen oder sowas aufmachen. Frag mich grad nur, ob es um das Leid allein geht, oder auch um das Töten, was ja auch nicht mehr sein muss.

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Ja, ich habe auf die Schweizer Bundesverfassung referenziert und Gedanken zur Würde, die ich in dem Kontext sozusagen invertiert verstehe, skizziert :slight_smile: :

In deinem Satz steckt die Antwort auf deine Frage, ob ich grundsätzlich gegen „Fleischverzehr“ bin, eigentlich schon drinnen :slight_smile: . Töten, ohne es nötig zu haben, also ohne Not meinerseits zu Verhungern oder meine Familie ernähren zu können, ist eben nicht nötig. D.h. ich muss es nicht tun und auch nicht tun lassen.
Und da wir nicht in einer Jäger und Sammler Gesellschaft leben sehe ich keinen Halt für das omnipräsente Argument „unsere Vorfahren lebten doch auch so“. Wir alle leben heute im Anthropozän und die meisten Exemplare des Homo Sapiens leben eine Lebensweise, die vom technologischen Fortschritt in irgendeiner Art zumindest beeinflusst ist. Die Mensch-geschaffene Technosphäre wiegt heute rechnerisch 8 Mal mehr als die lebendige Biosphäre (wird hier schön erklärt ab Min 4:22: https://www.youtube.com/watch?v=dWWkxJSJ9fY). Wir haben den Planeten komplett umgestaltet durch unser Handeln, welches dadurch selbst auch mehr und mehr „unnatürlich“ im ursprünglichen Sinne wurde. Z.B. lebten wir „ursprünglich“ in Höhlen. Heutzutage ist man nicht mit einem neolithischen Höhlenlöwen konfrontiert, wenn man eine Wohnung sucht, sondern mit dem Wahnsinn des Münchner Immobilienmarktes. Die Welt ist also zumindest einmal anders, ob man das gut oder schlecht findet ist wiederum eine weitere Thematik. Es bedeutet hier jedenfalls, dass ich erfreulicherweise nicht Töten muss um zu Überleben (einige weitere Aspekte dazu, zum Beispiel zur Lebensnotwendigkeit bei den Inuit, hab ich hier schon einmal diskutiert, unter „These 3. Laborfleisch ist unnatürlich“: Beginnt mit Weltraum-Fleisch aus dem 3D-Drucker eine neue Ära der Menschheitsgeschichte?). Aber ob ich persönlich jetzt gegen oder für Fleischverzehr bin ist ja eigentlich sekundär.

Viel interessanter finde ich deine Frage! Wenn ich deine letzte Frage richtig verstehe, zielt es dahin, ob man das Töten rechtfertigen kann, wenn man Leiden vorher vermeiden kann?
Nun, da muss ich sagen, dass man bei der Methode die Du beschreibst, also mit dem dankbaren entnehmen aus der Natur (zur Theorie von Andreas Weber hab ich mit @unulaunu einmal diskutiert :wink:: Indigenialität Beginnt mit Weltraum-Fleisch aus dem 3D-Drucker eine neue Ära der Menschheitsgeschichte? - #30 von barbara.mutzbauer), und einem nachhaltigen Umgang mit der Biosphäre, Leiden vermindert. Hier vermindert man, aber man vermeidet es eben nicht. Und wenn es nicht Not tut, so hat es kein Fundament der Rechtfertigung. Töten funktioniert ja nicht ohne Leiden. Auch die „humanste“ Methode nicht. Denn „Schlachttiere“ wie z.B. Schweine oder Rinder sind soziale Wesen. Sie sind Säugetiere und haben enge Bindungen und Gefühlte zu Ihren Müttern, Kindern und Artgenossen. Kühe z.B. haben beste Freunde in der Herde. Mutterkühe schreien Tagelang nach den ihnen entrissenen Kälbern. Sie sind hochentwickelt und intelligent und trauern beim Verlust eines nahen Artgenossen. Daher, auch der noch so sanfteste Tot eines glücklichen Biorindes verursacht Leid.

Unnötiges Leid, also Leid ohne Not (z.B. nur zum geschmacklichen Vergnügen des Verzehrs oder zur jägerischen Unterhaltung), kann man aus einer anti-speziesistischen Sicht nicht befürworten. Speziesismus bedeutet, dass man eine andere Spezies als weniger wertvoll erachtet, als die eigene. Ähnlich wie Rassismuss, die eigen Rasse bevorzugt und Sexismus das eigene Geschlecht. Es ok zu finden, dass empfindsame Lebewesen ihr Leben verlieren, weil sie „nur“ Tiere sind und nicht Menschen, wäre speziesistisch. Und Speziesismus finde ich nicht in Ordnung.

Rein theoretisch könnte man jetzt noch argumentieren: Gut. Wenn man ein einzelnes Tier quasi schmerzlos tötet. Ist das dann ok? Da ergibt sich anti-speziesistisch die simple Antwort. Nein. Denn wenn ein gesunder Mensch von sich aus ausgehen würde, würde er auch nicht sterben wollen. Auch wenns niemand zum Trauern gäbe und er den Tot selbst nicht merken würde. Weiterleben ist der Wunsch eines Lebewesens. Und gegen den Lebenswunsch kann ich im Sinne der Gerechtigkeit keine höheren Wünsche anbringen- ausser mein eigenes Leben wäre in Gefahr und es wäre also nötig. Wobei wir wieder beim Anfang sind :slight_smile:. Schönen Sonntag :sunny:!

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Dazu fällt mir der super Kommentar von @Joscha ein, der meinte dass man in tausenden Jahren unsere „Hochkultur“ postum daran erkennen wird, dass sich in der Erde mehr „phones als bones“ ausgraben lassen…

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