Oxford-Forscher warnen davor, Aliens eine Grußkarte zu schicken

NASA-Wissenschaftler haben eine Funkbotschaft erdacht, die an unsere potentiellen Nachbarn in der Milchstraße gesendet werden soll. Sie soll außerirdische Intelligenzen darüber informieren, wer wir sind und wo die Menschheit ihre Heimat hat. Einige Forscher halten das für eine riskante Idee.

Von Michael Förtsch

Der Weltraum ist gigantisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit die einzige intelligente Spezies zwischen den Sternen darstellt, ist daher eher klein als groß. Alleine in unserer Milchstraße könnten rund 36 intelligente Zivilisationen ihr zu Hause haben. Das haben im Jahr 2020 Forscher der britischen University of Nottingham errechnet. Wissenschaftler des Jet Propulsion Laboratory der NASA, das unter anderem für die Konstruktion des Mars-Rovers Perseverance und der Raumsonde Juno verantwortlich ist, haben in einer im März dieses Jahres veröffentlichten Studie vorgeschlagen, dass die Menschheit doch mal ein kosmisches „Hallo!“ in unsere Nachbarschaft funken könnte. Diese Botschaft soll auf der bekannten Arecibo-Botschaft aufbauen, die am 16. November 1974 ins All gesendet wurde.

Die von den Wissenschaftlern konzipierte Transmission soll die Binär-Code-Architektur des Originals übernehmen, aber einen komplexeren Inhalt transportieren. „Die vorgeschlagene Botschaft umfasst grundlegende mathematische und physikalische Konzepte“, so die NASA-Wissenschaftler. Diese Konzepte sollen klar die intelligente Natur des Absenders erkennen lassen, aber auch die Basis für ein „universelles Kommunikationsmittel“ darstellen. Ebenso sollen in der The Beacon in the Galaxy getauften Botschaft „Informationen über die biochemische Zusammensetzung des Lebens auf der Erde, die zeitlich festgelegte Position des Sonnensystems in der Milchstraße im Verhältnis zu bekannten Kugelsternhaufen sowie digitalisierte Darstellungen des Sonnensystems und der Erdoberfläche“ kodiert werden.

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Der Vorschlag, aktiv Informationen über die Menschheit und ihren Heimatplaneten in die Tiefen des Raums zu senden hat durchaus Befürworter und Unterstützer. Doch einige Wissenschaftler sind nicht gerade von der Idee begeistert. Anders Sandberg vom Future of Humanity Institute an der Universität Oxford sagte in einem Interview mit der britischen Zeitung The Telegraph, dass eine solche Nachricht „einen solch großen Einfluss haben könnte, dass man [diesen Plan] wirklich sehr ernst nehmen muss“.

Besser still bleiben?

Laut dem Oxford-Forscher Sandberg könne eine Nachricht, wie sie die NASA-Wissenschaftler skizzieren, einer Grußkarte und Einladung an außerirdische Zivilisationen gleichkommen. Das Risiko, dass eine aggressive oder überlegene extraterrestrische Spezies auf die Nachricht reagiert, sei zwar eher gering, aber nicht auszuschließen. Worauf es ankäme sei, dass die Folgen im Falle eines negativen Kontaktes mit einer solchen Spezies sprichwörtlich vernichtend sein könnten. Daher fordern Sandberg und auch einige seiner Kollegen zu einer breiten Diskussion auf, um die Chancen und Risiken zu debattieren – und zwar bevor eine solche Botschaft gesendet wird.

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Eine definitive Absicht, die Nachrichten zu senden, gibt es bisher nicht. Aber als Funkstellen haben die NASA-Forscher bereits das FAST – oder Five-hundred-meter Aperture Spherical radio Telescope – in China ausgemacht, das als spiritueller Nachfolger des legendären Arecibo-Observatoriums gilt und derzeit das weltweit größte Radioteleskop darstellt. Außerdem würde die Nachricht über das Allen Telescope Array des SETI Institute in Nordkalifornien gefunkt. Beide Teleskope sind derzeit allerdings nur für das Empfangen und nicht das aktive Senden von Nachrichten ausgestattet. Doch beide „können möglicherweise durch zukünftige Erweiterungen aufgerüstet werden, die auch die auch die Übertragung von Nachrichten ermöglichen“, heißt es in der Studie der NASA-Wissenschaftler.

Der Wunsch mit extraterrestrischen Wesen in Kontakt zu treten ist alles andere als neu. Bereits seit Hunderten von Jahren soll es Versuche geben, kosmischen Nachbarn ein „Hallo!“ entgegen zurufen. Aber der erste Funkspruch, der gezielt an Aliens gerichtet wurde, wurde 1962 von sowjetischen Wissenschaftlern gesendet. Seitdem wurden Dutzende von weiteren Nachrichten an potentielle Nicht-Erdlinge geschickt – darunter sowohl von Wissenschaftlern erdachte Transmissionen, als auch welche, die über das Internet gesammelt wurden. Diese Sendefreudigkeit wurde auch schon vom Physiker Stephen Hawking kritisiert. „Die Begegnung mit einer fortgeschrittenen Zivilisation könnte wie die Begegnung der Ureinwohner Amerikas mit Kolumbus sein“, sagte Hawking. „Die ging [für die Ureinwohner] nicht gut aus.“

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Titelbild: Getty / ferrantraite

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Hierzu gibt es auch ein tolles kurzes Video von „Kurzgesagt“ https://www.youtube.com/watch?v=IZ7DQaribZg

Ich sehe es auch so, dass die Wahrscheinlichkeit einer eher negativen Auswirkung höher ist als die einer positiven Auswirkung. Die, die es erreichen könnte und die damit umzugehen wüssten, würden wohl technisch so fortgeschritten sein, dass diese uns wohl schon längst gefunden hätten uns aber „in Ruhe“ lassen.

Wer zu uns in unser Sonnensystem kommt, tut dies wohl eher aus Eigeninteresse. Dem sollte man mit offener aber ernster Skepsis begegnen.

Ressourcen sind auch im gesamten Universum begrenz, sowohl im Sinne von „wie viel“ als auch „wann“, ganz besonders auch wenn man aus dem Virgo-Superhaufen, geschweige denn unserer Lokalen Gruppe, nicht herauskommt. Ressourcen waren schon immer Grund für Krieg und Zerstörung. Eine weiterentwickelte Spezies (Stufe 2 oder Höher) würde uns wohl eher als Bienen betrachten, die ihr Bienenstock verteidigen wollen. Das stört aber den Imker nicht, welcher an den leckeren Honig möchte.

Und um mal von wissenschaftlicher Philosophie zu wissenschaftlicher Fiktion umzuschwenken:
Wir wissen auch nicht, wie sich solch eine Nachricht auf die Entwicklung potentieller intelligenter Spezies auswirken könnte. Frei nach der ersten Direktive (oder auch oberste Direktive) der Vereinigte Föderation der Planeten ( :vulcan_salute: ) „Kein Raumschiff darf sich in die natürliche Entwicklung von außerirdischem Leben oder Gesellschaften einmischen.“

Vielleicht, wie bereits erwähnt, möchte bzw. darf eine andere Spezies nicht auf unsere Rufe antworten. Vielleicht aber auch hat die Entsendung unserer Nachricht bereits jetzt schon unaufhaltsame Auswirkungen auf eine Spezies, die evtl. noch nicht so weit ist wie unsere.

Hierzu empfiehlt sich die Folge „Friendship One“ aus der siebten und letzten Staffel von Star Trek Voyager, welche auf die Entsendung der „echten“ Voyager 1 (und Voyager 2) anspielt und eher die theoretisch negativen Auswirkungen auch mal praktisch darstellt.

Eventuell sieht man das aber auch als Angriff oder als Heuchelei, wie die Klingonen in Star Trek Discovery Staffel 1, Folge 1:

Aus diesem Grund entzünden wir heute unser Leuchtfeuer. Um unser ganzes Volk zu versammeln. Um uns standhaft denen entgegenzustellen, deren verhängnisvoller Gruß lautet: Wir kommen in Frieden.

Fazit, wir sollten wirklich darauf achten wohin und das wir überhaupt Nachrichten unkontrolliert in das All befördern. Ein Beacon oder Repeater in unserer Nähe wäre dort viel praktischer. Also eine Art Sender, welcher erst empfangbar bzw. lesbar ist, wenn man sich physisch in unserer Nähe befindet. Innerhalb der Heliosphäre? Außerhalb? Das überlasse ich lieber denen, die sich damit Tag ein und Tag aus beschäftigen :slight_smile:

In diesem Sinne ein hoffnungsvolles „Wir sind hier in Frieden“. :upside_down_face: