No future? Fünf ClimateTech Start-ups, die auf der Klimakonferenz COP27 überzeugten

Mangos, die nie wieder schlecht werden. Drohnen, die Müll sammeln. Oder Toiletten, die ohne Wasser funktionieren. Drei Projekte von Start-ups, die auch dem Klimaschutz dienen – und deshalb als ClimateTech gelten. Sie und andere wurden bei der UN-Klimakonferenz COP27 ausgezeichnet. Es gibt also angesichts des enttäuschenden „offiziellen“ Ergebnisses der Konferenz nicht nur Grund hoffnungslos zu sein, sondern auch ein paar Ideen, die unsere Zukunft besser machen können.

Von Joanne Arkless

Die UN-Klimakonferenz COP27 in Scharm al-Scheich ist vorbei und die Ergebnisse sind ernüchternd. Der Ausstieg von Öl und Gas scheint in weiter Ferne zu liegen – und der Ausstoß von Treibhausgasen erreichte letztes Jahr einen Höhepunkt. Luisa Neubauer von Fridays for Future meinte, man müsse das Ergebnis der Konferenz als Farce bezeichnen, denn freiwillige Nachbesserungen der Klimaschutzpläne reichen wohl nicht aus, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Und auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock erklärte: „Beim Ergebnis liegen Hoffnung und Frustration nah beieinander.“

Neben all der Unzufriedenheiten gab es jedoch auch kleine Lichtblicke. Der ClimaTech Run am Rande der diesjährigen Konferenz gehörte dazu. Der Wettbewerb für Tech-Startups und Tech-Projekte wurde von mehreren ägyptischen Ministerien gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm, USAID, Google, Microsoft und weiteren Organisationen veranstaltet, um Ideen zu unterstützen, die dem Klimawandel neue Technologien entgegensetzen.

ClimateTech wächst besonders schnell

ClimateTech-Unternehmen arbeiten daran, eine innovative und nachhaltige Wirtschaft aufzubauen, die gleichzeitig dem Klima zu Gute kommen soll. Dabei verfolgen die Firmen ganz unterschiedliche Ansätze – vom Pflanzenschutz über Kreislaufwirtschaft bis zu Klimaversicherungen. Bei Geldgebern kommt das zunehmend an – denn in diese zukunftsorientierte Branche wird kräftig investiert: ClimateTech gilt aktuell als Europas am schnellsten wachsender Start-up-Sektor.

Der ClimaTech Run sollte konkrete Lösungen aufzeigen. 15 Projekte stellten ihre Ergebnisse bei der COP27 vor. Vergeben wurde ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Dollar und zusätzliche Förderungen für afrikanische Startups. Thematisch hatten die Projekte folgende Schwerpunkte: Energie, Ernährungssicherheit und Landwirtschaft, Wassermanagement, Industrie 4.0 für den Klimaschutz, urbane Nachhaltigkeit, Mobilität, Transport sowie andere Klima resiliente Konzepte.

Und hier kommen fünf Projekte, die die Jury am meisten überzeugten:

Ryp Labs: Ein Sticker, der Obst länger haltbar macht

StixFresh von Ryp Labs

Gewinner des ClimaTech Runs war das amerikanische Start-up Ryp Labs. Das Unternehmen verspricht eine natürliche und sichere Lösung gegen Lebensmittelverschwendung. Immerhin landen laut Welthungerhilfe 17 Prozent aller Lebensmittel in der Tonne.

Einen Aufkleber auf eine Mango kleben und so 14 Tage mehr Haltbarkeit rausholen? Das verspricht StixFresh, das erste Produkt von Ryp Labs. Durch den Sticker soll das natürliche Abwehrsystem von Pflanzen so verändert werden, dass der Reifungsprozess von Lebensmitteln verlangsamt wird, um so die Frische und Haltbarkeit von Obst und Gemüse zu verlängern. Das im Sticker enthaltene Präparat imitiert hierbei pflanzeneigene Stoffe, die sonst genutzt werden, um die Pflanze vor Umwelteinflüssen zu schützen. Dadurch bildet sich eine natürliche Schutzhülle um die Frucht.

Ryp Labs selbst sagt, es sei das erste Unternehmen, welches sich mit der Verlängerung der Haltbarkeit von frischen Lebensmitteln auseinandersetzt.

Earthly: Mit naturbasierten Lösungen ganze Ökosysteme wiederherstellen

Das britische Startup Earthly unterstützt Firmen dabei, in naturbasierte Lösungen zu investieren, die CO2 speichern, die Biodiversität fördern und Existenzen von Communities sichern.

Das will Earthly durch drei Produkte erreichen, die Teil der eigenen Software-as-a-Service-Plattform sind: ein Zertifikat für klimapositive Unternehmen, einen Online-Marktplatz für Investitionen in passende Projekte, sowie eine API-Schnittstelle, mit der sich Investitionen in naturbasierte Projekte automatisieren und skalieren lassen sollen.

Bis 2030 will die Firma durch smarte Investitionen in geprüfte Projekte eine Milliarde Tonnen Kohlenstoff aus der Luft ziehen. Earthly ist bereits mit agro-forstwirtschaftlichen Projekten in Kenia, Mangroven-Pflanzungen auf Madagaskar, Regenwald-Schutz-Projekten in Kambodscha und vielen anderen Regionen aktiv.

Koltiva: Nachhaltigkeit vom Saatgut bis zum Tisch

Die Mission von Koltiva aus Indonesien ist es, Lieferketten nachhaltiger, klimaneutraler und transparenter zu gestalten. Durch sein Management-Informations-System sollen Erzeuger:innen und Unternehmen besser vernetzt werden, interaktive Karten zur Nachverfolgung von Produkten nutzen und Statusberichte abfragen können. Zudem bietet Koltiva eine integrierte Fintech-Plattform für Transaktionen. Die Tech-Gründer wollen es Produzenten und Anwendern ermöglichen, Produkte von der Saat bis zum Tisch zu verfolgen.

Werde Mitglied von 1E9!

Hier geht’s um Technologien und Ideen, mit denen wir die Welt besser machen können. Du unterstützt konstruktiven Journalismus statt Streit und Probleme! Als 1E9-Mitglied bekommst du frühen Zugriff auf unsere Inhalte, exklusive Newsletter, Workshops und Events. Vor allem aber wirst du Teil einer Community von Zukunftsoptimisten, die viel voneinander lernen.

Jetzt Mitglied werden!

BleagLee: Mit KI-ausgestattete Drohnen finden Müll in der Umwelt

BleagLee

Das Start-up BleagLee aus Kamerun hat das Ziel, Abfall in der Umwelt mit KI zu finden und dann daraus neue Produkte herzustellen. Dafür hat das Unternehmen eine patentierte Software entwickelt, die Müll automatisch auf Straßen, Feldern, in Abwasserrohren oder anderen Orten aufspüren kann. Drohnen, die mit BleagLees Software ausgestattet sind, sollen die Abfälle erkennen und klassifizieren, um dann gemeinsam mit Recyclingfirmen neue, nachhaltige Produkte herzustellen.

Durch den Einsatz von Drohnen sollen Kosten und Aufwand gespart werden, da keine Arbeitskräfte losgeschickt werden müssen, die stundenlang herumfahren, um Abfall aufzuspüren und einzusammeln. Die unsachgemäße Entsorgung von Abfällen sorgt in vielen Regionen zur Verschmutzung von Wasser und Böden, was zu erheblichen Gesundheitsgefährdung führen kann.

LiquidGold Africa: Toiletten, die kein Wasser brauchen

Dass Wasser in vielen Regionen ein wertvoller und knapper Rohstoff ist, ist mittlerweile bekannt. Auch Südafrika hat seit Jahren mit Wasserknappheit zu kämpfen. Das dort ansässige Start-up LiquidGold Africa bietet Toiletten und Sanitäranlagen, die kein Wasser brauchen. Ihr Einsatz reduziert Infektionen, außerdem wandeln die Anlagen Urin in einen trockenen Biodünger um.

Außerdem verringern die Systeme Wasserverschmutzung und bieten Ansätze für ein intelligentes Kreislaufmanagement für Abwasser. Auch existierende Urinale können mit der Technologie von LiquidGold zu wasserlosen umfunktioniert werden. Zudem entwickelt LiquidGold Africa auch Urinale für Frauen. Insgesamt will das Start-up jährlich 650 Millionen Liter Wasser sparen.

Titelbild: metamorworks / Shutterstock

Hat dir der Artikel gefallen? Dann freuen wir uns über deine Unterstützung! Werde Mitglied bei 1E9 oder folge uns bei Twitter, Facebook, Instagram oder LinkedIn und verbreite unsere Inhalte weiter. Danke!

Sprich mit Job, dem Bot!

Job, der Bot

War der Artikel hilfreich für dich? Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Ich freue mich, wenn du mir Feedback gibst!

2 „Gefällt mir“

Mir persönlich hat die Idee von Ryp Labs gut gefallen, aber ob das wirklich sicher funktionieren kann, das weiß ich nicht. Außerdem finde ich die wasserlosen Toiletten eine super Lösung um mehr Wasser einzusparen! In welcher Idee steckt eurer Meinung nach das größte Potenzial?

Mehr zu ClimateTech: Im Juni wies @RomanM übrigens auf Fünf Ideen, wie CO2 langfristig gebunden und zum Rohstoff werden kann, hin. Falls euch das Thema interessiert, lohnt es sich auf jeden Fall einen Blick darauf zu werfen und einige Carbon-Storage-Solutions kennenzulernen.

2 „Gefällt mir“

Ich kann mir vorstellen, daß die Toiletten-Innovation sich schnell umsetzen läßt und ggf. auch in Industriestaaten ein Umdenken hinsichtlich der seit bestimmt 100 Jahren nicht mehr veränderten Toiletten erzeugen kann. Auch hier in Deutschland werden wir uns bemühen müssen, Trinkwasser zu sparen, wo es unnütz verbraucht wird. Bevor wir versuchen, Toiletten auf Grauwasser umzurüsten, was in vielen Gebäuden nicht geht, wäre das ein Alternative.
Ansonsten bin ich davon überzeugt, daß wir Plattformen wie Earthly brauchen, wenn ein Umdenken im Finanzsektor stattfinden soll. Bisher habe ich zB meiner Bank noch nicht den Rücken gekehrt, da entsprechende Alternativen mühsam gesucht und nicht gut bewertet werden können.

1 „Gefällt mir“

Finde die Ideen alle spannend, am faszinierendsten aber die Aufkleber. Würde die echt sehr gerne mal testen, um zu sehen, ob das wirklich klappt. Wenn sich das auch auf anderes Obst, auf Gemüse übertragen ließe, könnte das die Lebensmittelverschwendung wirklich ganz schön verringern.