Screenshots einer $HUX Memory auf objkt.com
Seit Jahrtausenden nutzen wir Geld um den Austausch von Waren und Dienstleistungen zu organisieren. Die grundlegende Charakteristik unseres Geldsystems ist das Prinzip des Null-Summen-Spiels: Gewinne und Verluste ergeben zusammen immer die Summe Null - ich kann nur so viel gewinnen, wie andere verlieren. Seit Jahrtausenden nutzen wir aber auch gerne eine weitere Form des zwischenmenschlichen Austauschs, die nicht nach dem Prinzip des Nullsummenspiels funktioniert: die Umarmung.
Wenn man jemanden umarmt, kostet es zunächst auch etwas. Es kostet die Energie auf jemanden zuzugehen und die Arme um die Person zu legen. Aber das Entscheidende ist: beide erhalten etwas zurück. Aus einer Umarmumg entsteht ein Mehrwert, der die ursprünglichen Kosten übersteigt. Aus Energie wird Synergie – das Teilen hat sich gelohnt. Die Frage ist nun:
Könnte Geld nicht auch wie eine Umarmung sein? Könnte Geld auch so gestaltet sein, dass man es gerne teilt, weil beide damit gewinnen? Worin könnte dieser Gewinn bestehen?
Die Erschaffung des $HUX Tokens…zur Freude der Bots
Um mehr über Geld und Austausch zu lernen, habe ich Anfang des Jahres meine eigene Kryptowährung erschaffen: den $HUX Token. Mit Hilfe der FA2 Bakery habe insgesamt π-Trillionen Token auf der Tezos-Bockchain erstellt, und habe dafür auf Quipuswap in einem Liquidity-Pool insgesamt π Tezos (~ 3 EUR) hinterlegt. Dadurch erhielt ein einzelner $HUX-Token einen Wert von ca. 0,00000000001 EUR, aber um den finanziellen Wert des Token sollte es auch nicht gehen.
Nach dem ersten Tweet über den Launch des $HUX-Token folgten etliche bot-generierte Tweet-Kommentare, aber auch echte Fragen bezüglich der Roadmap des Projektes. Da ich keine Roadmap und noch keine konkrete Idee hatte, habe ich alle Fragen lieber mit einem Transfer von einer Million $HUX beantwortet, woraufhin immer mehr Fragen kamen. In der Zwischenzeit hatten sich bereits zwei Bots mit insgesamt 10 EUR in die Währung eingekauft, wodurch der Kurs um ein mehrfaches gestiegen war. Zusätzlich hatte jemand ohne mein Wissen einen zweiten Liquidity Pool eingerichtet, bei dem man $HUX gegen $CAT Tokens tauschen konnte…!? Mein $HUX Token war zwar immer noch wertlos, aber die Erwartungen waren nun groß.
Screenshot: Crunchy.network
Wenige Tage später kam mir endlich eine Idee, wie ich den $HUX Tokens für eine Art der virtuellen Umarmung nutzen könnte. Der Vorteil von Kryptowährungen ist ja, dass sie als sogenannter Smart Contract wie ein autonomes Programm auf einer Blockchain operieren. Es ist möglich weitere Smart Contracts auf derselben Blockchain zu speichern, die mit dieser Währung interagieren. Auf diese Weise kann man eine beliebige Krypto-Währung um zusätzliche Funktionen und Ereignisse erweitern. Die Frage ist, was auf einer Blockchain passieren könnte, damit wes sich wie eine virtuelle Umarmung anfühlt.
Der Launch von $HUX 4 ALL: zum Versenden virtueller Umarmungen
Letztes Wochenende habe ich ein erstes kleines Projekt gestartet, um zu erkunden wie so ein Smart Contract aussehen könnte; durch den sich Geld mehr wie eine Umarmung anfühlt. Um genug MitspielerInnen zu finden, habe ich zuerst Millionen meines $HUX Tokens kommentarlos per Airdrop an SammlerInnen und FreundInnen verteilt. Auf https://hux.uzupis.de habe ich die Netlify-Dapp „$HUX 4 ALL“ veröffentlicht, mit der $HUX-BesitzerInnen ihre Tokens für virtuelle Umarmungen nutzen können. Die Seite ist extrem simpel gebaut:
Screenshot hux.uzupis.de, Bild: Max HaarichAuf $HUX 4 ALL gibt man einfach die Tezos-Wallet-Adresse einer Person ein, die man virtuell umarmen möchte und drückt den Send-Button. Nach Zahlung der nötigen Transaktionskosten (ca. 0,10 EUR pro Umarmung) führt $HUX 4 ALL den Transfer von 1 Million $HUX von der SenderIn an die EmpfängerIn aus. Gleichzeitig erstellt die Dapp sowohl für die SenderIn als auch für die EmpfängerIn einen „$HUX Memory“-NFT, der beide ewig an den Transfer erinnern soll. Diesen Prozess kann man wiederholen, bis 42 vorbereitete $HUX-Memories entstanden sind.
Das Charmante an diesem Mechanismus ist, dass jede/r Umarmungs-Empfängerin immer genug $HUX erhält, um selbst wieder eine Umarmung zu senden und damit wieder neue NFTs zu generieren. Ich hatte keine Ahnung, wie die $HUX-BesitzerInnen damit umgehen würden. Ehrlich gesagt habe ich sogar befürchtet, dass jemand die Million $HUX sofort 42mal an sich selbst schickt, bis alle NFTs weg sind. Aber dann kam es doch anders.
Reaktionen auf $HUX - einfach zum Knuddeln
Als erstes passierte nichts. Ich habe den Link zu $HUX4ALL auf Twitter gepostet und ca. 20 Freunde getaggt; aber es reagierte niemand. Ich beobachtete die Collection auf der NFT-Plattform objkt.com, um dabei zu sein, wenn erste $HUX memories auf der Blockchain auftauchen; aber auch da passierte nichts. War mein Smart Contract kaputt? Oder hielten die Leute mich für einen Scammer und dachten mein Projekt sei bloß ein süß-verpackter Wallet-Drainer? Solche Skepsis hätte ich keinem verübeln können bei den vielen Web3-Scam-Attacks der letzten Tage.
Aber dann, nach ca. 20 Minuten, kam zumindest eine erste Reaktion auf meinen Twitter-Post. Ich las ein herrlich befreiendes „Fuck yeah, why not!“
Bild: Twitter.com
Dann ging es los: Ein befreundeter Twitter Crypto Artist hatte sich im Vorfeld einen Milliardenbetrag an $HUX-Tokens zugelegt und bot sofort an, seine Freunde voll zu „spammen“. Ich wiedersprach nicht, und wenig später waren 20 der 42 verfügbaren Umarmungen von ihm verteilt. Viele Leute bemerkten nun in ihren Tezos Wallets einen Eingang von 1 Million $HUX sowie einem NFT mit einem kuschelnden Katzenpärchen wie diesem:
Beispiel einer $HUX Memory, Bild: Twitter
Langsam sprach sich herum, was gerade passiert und die ersten Katzen-Memes sammelten sich unter dem Beitrag. Besonders gefiel mir der Kommentar der folgenden Userin, die sich darüber freute, dass sie mit den $HUX Tokens jemand anderes eine Freude machen konnte.
Bild: Twitter.com
Dieser Kommentar war für mich ein gutes Zeichen, dass die User in $HUX 4 ALL mehr sehen könnten als bloß ein NFT-Projekt, bei dem man kostenlose Katzenkunst abstauben kann. Sie könnten es als Möglichkeit annehmen, auf eine neue Art freundlich zu einander zu sein. Aber es wurde noch knuddeliger.
Die am Launch-Abend aktiven UserInnen verfügten ursprünglich über durchschnittlich zwei Millionen $HUX. Das beste war, als die ersten UserInnen berichteten, dass sie nicht mehr genug $HUX zum Umarmen hatten. Daraufhin wurden sie von anderen umarmt, um wieder mit dabei zu sein. Selbst als einer UserIn nicht nur die $HUX Million, sondern auch die Tezos für die Transaktionsgebühren fehlten, wollten gleich mehrere UserInnen aushelfen und Geld senden. Ich habe das noch nie irgendwo gesehen, dass jemandem an Geld fehlt, um etwas zu zahlen, und gleich mehrere Leute schreien „Hier, nimm mein Geld!“. Das $HUX-Geld wurd immer weniger als zu schützender Privatbesitz behandelt, sondern als öffentliche Ressource wahrgenommen, mit der man gemeinsam mehr erreichen konnte. Ist das nicht knuddelig?
Bild: Twitter.com
Die UserInnen fingen an die Transaktionen auf der Blockchain zu verfolgen. Sie waren neugierig, wen die von Ihnen umarmten Personen als nächstes umarmen würden und welche NFTs dabei entstehen. Es war, als hätte man etwas Gutes in die Welt gesetzt und könnte zusehen, wie es immer immer wieder neue Menschen erfreut. Vielleicht sind wir Menschen mit unseren Freundlichkeiten manchmal nur deswegen so sparsam, weil uns einfach nicht bewusst ist, wie unser Gutes in der Welt weiterwirkt.
#ShareHUX #HUX4All