Elon Musk zeigt einen Affen, der mit Gedankenkraft Pong spielt

Das Start-up Neuralink arbeitet seit Jahren an einer Schnittstelle, die das Gehirn mit einem Computer verknüpft. Nun hat es gezeigt, dass diese Technik funktioniert: Es lässt einen Affen mit seinen Gehirnströmen das Videospiel Pong spielen. Diese Technik soll es Menschen irgendwann erlauben, ihr Smartphone mit Gedankenkraft zu steuern und gelähmte Personen wieder laufen lassen.

Von Michael Förtsch

Vor fünf Jahren gründete Elon Musk gemeinsam mit mehreren Wissenschaftlern das Start-up Neuralink. Das Ziel des mittlerweile 100 Personen starken Unternehmens ist es, eine moderne und kompakte Computer-Gehirn-Schnittstelle zu entwickeln. Damit sollen mittels Elektroden auf und in der Gehirnmasse elektrische Impulse abgegriffen und eingespeist werden. Sogenannte BCIs sind kein neues Konzept, sondern wurden erstmals in den 1960ern realisiert. Aber auch heute noch sind sie mehrheitlich klobig und können nur über aufwendige Operationen mit dem Gehirn verbunden werden, wenn sie akkurate Messdaten liefern sollen. Genau das will Neuralink ändern und hatte bereits eine Maschine vorgestellt, mit der sich Elektroden ähnlich wie mit einer Nähmaschine schnell und sicher implantieren lassen sollen.

Nun hat das Unternehmen zwei Videos veröffentlicht, die demonstrieren, was mit solchen Implantaten bereits möglich ist. Denn sie zeigen einen Affen, der, wie Neuralink anführt, nur mit seinen Gedanken eine Fassung des Videospiel-Klassikers Pong namens MindPong spielt. Der Makake namens Pager sitzt dabei vor einem Bildschirm während „neurale Aktivitäten über 200 Kanäle“ abgegriffen werden, die die Bewegungen der Schläger auf dem Schirm bestimmen. Zuvor war ein Decoderalgorithmus, der seine Gedanken liest und übersetzt, trainiert worden, in dem der Affe zunächst ein Spiel spielte, bei dem er mit einem Joystick einen Punkt auf farbige Flächen manövrieren musste. Dabei wurden laut Neuralink die „Beziehungen zwischen Mustern der neuralen Aktivität und den verschiedenen Joystick-Bewegungen ermittelt“.

Insgesamt sollen dem Makaken bereits vor mehreren Wochen ganze 2.000 Elektroden in den Kopf implantiert worden sein, die gezielt die Signale auf dem Motorkortex abfangen, der für Hand- und Armbewegungen zuständig ist. Ein etwa Münz-großer Transmitter – der Link –, der ebenfalls im Kopf des Affen steckt, lässt diese drahtlos abfangen – auch mit einem iPhone und der dazu passenden App. „Nicht anders als mit einem Bluetooh-Speaker“, erklärt ein Sprecher im Video. Dadurch könne Neuralink „Pagers beabsichtigte Handbewegungen in Echtzeit“ auslesen und mit kaum merklicher Verzögerung in Bewegungen seines Lieblingsspiels übertragen. „Pager denkt nur daran, seine Hand hoch oder runter zu bewegen“, so der Sprecher weiter. Einen Joystick brauche es nicht mehr.

Das Ziel ist das Neural Lace

Laut Elon Musk soll es genau diese Technik bewegungsunfähigen Menschen in naher Zukunft bequem und zielsicher erlauben, ein Smartphone zu steuern – und das „schneller als jemand es mit seinem Daumen kann“. Dadurch soll Menschen die Möglichkeit zurückgegeben werden, sich ohne Anstrengung in Textform auszudrücken, im Internet an Debatten teilzunehmen, Kultur zu erleben oder auch Videospiele zu spielen. In diesem Bereich hatte vor drei Jahren bereits BrainGate Research, eine Forschungsinitiative verschiedener US-Universitäten und dem Unternehmen BrainGate, Pionierarbeit geleistet. Über das Kaffeetasse-große BrainGate2-Neural-Interface war es gelähmten Menschen machbar, mit Android-Tablets im Internet zu surfen und Apps zu nutzen.

Verstehe, was die Zukunft bringt!

Als Mitglied von 1E9 bekommst Du unabhängigen, zukunftsgerichteten Tech-Journalismus, der für und mit einer Community aus Idealisten, Gründerinnen, Nerds, Wissenschaftlerinnen und Kreativen entsteht. Außerdem erhältst Du vollen Zugang zur 1E9-Community, exklusive Newsletter und kannst bei 1E9-Events dabei sein. Schon ab 2,50 Euro im Monat!

Jetzt Mitglied werden!

Geht es nach Elon Musk, wird die Kontrolle eines Smartphone, eines Tablet oder auch eines Computers nur ein erster Schritt sein. Spätere Fassungen von Neuralink würden, daran glaubt der US-Milliardär, es Menschen mit Nervenschäden erlauben, wieder zu laufen. Denn die Technik offeriert zumindest theoretisch die Möglichkeit, geschädigte Nerven zu stimulieren, gebrochene Nervenbahnen zu überbrücken oder Prothesen so akkurat zu kontrollieren, wie andere Menschen ihre echten Armen und Beine.

Das langfristige Ziel von Neuralink ist es, das fiktionale Neural Lace aus der Science-Fiction-Saga Kultur-Zyklus von Ian Banks in die Realität zu holen. In der Romanreihe kann ein Implantat den kompletten Verstand des Trägers aufnehmen – und dadurch quasi unsterblich machen –, seine Denk- und Erinnerungskapazität erweitern und Zugang zu Datenbanken und Künstlichen Intelligenzen ermöglichen.

Mehr zum Thema:


Hat dir der Artikel gefallen? Dann freuen wir uns über deine Unterstützung! Werde Mitglied bei 1E9 oder folge uns bei Twitter, Facebook oder LinkedIn und verbreite unsere Inhalte weiter. Danke!

Teaser-Bild: Neuralink

7 „Gefällt mir“