Elon Musk verspricht 100 Millionen Dollar für die beste Methode, um CO2 einzufangen

Die Menschheit pumpt immer noch viel zu viel CO2 in die Atmosphäre und treibt den Klimawandel voran. Einfach damit aufzuhören würde inzwischen nicht mehr genügen, um katastrophale Folgen zu verhindern. Es braucht auch Technik, um CO2 aktiv aus der Atmosphäre zu ziehen, meinen Experten. Der Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk will nun einen Preis für die beste CO2-Sauger-Technik ausloben.

Von Michael Förtsch

Infolge des immer sichtbarer werdenden Klimawandels verpflichten sich immer mehr Länder der Welt CO2-neutral zu werden. Sie wollen also kein CO2 mehr emittieren oder zumindest genauso viel CO2 kompensieren, wie sie ausstoßen. Die Länder der Europäischen Union haben sich das für 2050 vorgenommen. Ebenso Kanada und Japan. China meint, das Ziel bis zum Jahr 2060 erreichen zu können. Laut vielen Experten wird es jedoch nicht genug sein, nur auf erneuerbare Energien oder elektrische Fahrzeuge umzuschwenken und auf die Wirkung von Bäumen und Ozeanen als Klimagas-Fänger zu vertrauen. Es müssten auch aktiv CO2 und andere Klimagase aus der Luft gezogen werden.

Dieser Meinung ist offenbar auch Elon Musk, der Chef von Tesla und Gründer von SpaceX – und seit kurzem reichster Mensch der Welt. Nachdem der Aktienkurs von Tesla sprunghaft anstieg, überholte er den Amazon-Gründer Jeff Bezos. Sein Vermögen wird von Bloomberg auf 201 Milliarden US-Dollar – umgerechnet etwa 165 Milliarden Euro – geschätzt. Musk kündigte daraufhin an, aktiver für wohl- und gemeintätige Projekte zu spenden. Unter anderem spendte er für die freie Bildungsplattform Khan Academy fünf Millionen Dollar. Nun will er mit 100 Millionen US-Dollar die Forschung nach Möglichkeiten vorantreiben, CO2 aus der Atmosphäre zu holen, wie er auf Twitter schrieb.

Sogenannte Carbon-Capture-Technologien gibt es bereits. Beispielsweise entwickelt das Start-up Climeworks riesige Ventiltoranlagen, die Luft ansaugen und CO2 herausfiltern. Das Unternehmen Silicon Kingdom hat hingegen einen mechanischen Baum entwickelt. Einer davon soll CO2 so effizient einfangen wie ein kleiner Wald. Das Problem der Technik ist bisher, dass derartige Anlagen mit hohen Fertigungs- und oft auch massiven Betriebskosten verbunden sind. Erst im vergangenen Jahr warnte eine Studie, dass bisherige CO2-Fänger zwar das CO2-Problem begrenzen aber gleichzeitig zu Strom- und Wasserengpässen führen könnten.

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Ein CO2-X-Prize?

Mit den 100 Millionen US-Dollar will Elon Musk nun die Suche nach effektiven Methoden fördern, CO2 zu filtern – vielleicht auch nutzbar zu machen –, die möglichst wenig Nachteile haben. Beispielsweise experimentieren Start-ups damit, CO2 nicht nur einzufangen, sondern damit Algenmasse zu produzieren. Andere versuchen gänzlich passive Technologien zu nutzen, um CO2 zu binden: beispielsweise bestimmte Mineralien, Erden oder auch einfach besonders CO2-hungrige Bäume und Pflanzenarten. Das Unternehmen LanzaTech will hingegen das CO2 gleich dort abfangen, wo es entsteht. CO2-Fänger sollen direkt in Fabriken eingebaut und das CO2 umgewandelt und weiterverarbeitet werden.

In welcher Art und Weise der Preis ausgelobt werden wird, ist bisher noch nicht bekannt. Details verspricht Musk für die nächste Woche. Spekuliert wird jedoch, dass sich Elon Musk mit seinen 100 Millionen US-Dollar dem Carbon X-Prize der X-Prize Foundation anschließt, die bereits seit den 1990ern regelmäßig Preise für wissenschaftliche Leistungen ausschreibt und damit Forschung und Entwicklung fördert. Am bekanntesten ist wohl der Wettbewerb Google Lunar X-Prize, bei dem mehrere Teams darum kämpften, einen Rover auf den Mond zu bringen. Geschafft hat es keines. Jedoch gingen aus dem Wettbewerb Unternehmen wie Astrobotic Technology oder Planetary Transportation Systems hervor.

Teaser-Bild: Saul Martinez / Getty Images

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Volle Zustimmung, nur Vermeiden wird zu nichts führen, wenn wir uns anschauen wie einfach weiter CO2 in die Luft geblasen wird, und wie globale Probleme trotz vieler Mühen von Politik und Gesellschaft nicht wirklich kontrolliert werden können. Wenn wir schon mit Corona überfordert sind, wie soll das mit dem CO2 klappen?

Technologien, die das CO2 direkt in langkettigere Formen bringen halte ich für plausibler, dann hat man kein Gasspeicherproblem. Ich habe große Hoffnungen auf diese Algentechnologie. Aber man muss mit der Geschichte Geld verdienen können, sonst bleibt es ewig beim „man müsste doch mal“.

Und was bei aller Technologie nicht vergessen werden darf: Die Regenwälder werden nach wie vor gerodet für billiges Fleisch und Plantagen. Hier gibt’s auch sehr viel CO2 einzufangen.

Ich empfehle noch einen schönen Vortag zum Thema vom bärtigen Professor. Und diskutieren hier gern über seine Thesen.

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Ich auch. Auch weil sie damit durchaus Geld verdienen ließe. Schließlich lassen sich Algen gut in Verpackungsmaterial aber auch als Nahrungszusätze verarbeiten.

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