Elon Musk ist diese Woche nach Deutschland gekommen – auch wegen des Kampfs gegen das Coronavirus. Denn Tesla will mit dem Tübinger Pharmaunternehmen CureVac zusammenarbeiten, das als einer der aussichtsreichsten Kandidaten gilt, wenn es um die Entwicklung und Zulassung eines Corona-Impfstoffes geht.
Von Michael Förtsch
Weltweit forschen zahlreiche Unternehmen, Institute und unabhängige Wissenschaftsteams an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Darunter sind US-Unternehmen wie Inovio, Moderna, Novavax, der britische Pharmakonzern AstraZeneca, BioNTech aus Mainz, das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung und CureVac aus Tübingen. Letztere gilt mittlerweile als eine der aussichtsreichsten Firmen bei der Entwicklung und Zulassung eines wirksamen und sicheren Impfstoffes gegen das Coronavirus. Davon scheint auch der Tesla-Chef und SpaceX-Gründer Elon Musk überzeugt zu sein.
Der US-Milliardär ist am Dienstag und Mittwoch dieser Woche in Deutschland, um sich nebst anderen Terminen auch mit Mitarbeitern von CureVac und deutschen Tesla-Verantwortlichen zu treffen, das berichtet zumindest Spiegel Online . Bereits vor mehreren Wochen war bekannt geworden, dass es Pläne für eine Zusammenarbeit von Tesla und CureVac gibt. Das hatte Musk selbst auch auf Twitter bestätigt. Konkret geht es darum, die Herstellung von Vakzinen, wie sie CureVac entwickelt, zu vereinfachen, zu beschleunigen und weltweit möglich zu machen. Das deutsche Unternehmen entwickelt nämlich Impfstoffe basierend auf der vergleichsweise neuen RNA-Technologie.
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Jetzt Mitglied werden!Im konkreten Fall des Coronaimpfstoffes wird mit mRNA – quasi eine Boten-Variante der RNA, die ähnlich der DNA genetische Codes verschlüsselt – eine Bauanleitung für Eiweißstoffe des Virus kodiert, die im Körper gelesen und reproduziert werden. Die Proteine werden vom Körper als Fremdstoffe erkannt. Daraufhin werden Antikörper gebildet, die sie angreifen und eine Immunisierung auslösen. Die Synthese von RNA in größeren Mengen, wie sie für Impfstoffe benötigt werden, ist bislang fast ausschließlich zentralisiert bei spezialisierten Unternehmen möglich. Daher soll Tesla, wie Musk twitterte, „als Nebenprojekt RNA-Mikrofabriken“ bauen.
Gebaut werden die Maschinen wohl in Deutschland
Bereits im Juni 2019 hatten die Tesla-Tochter Grohmann und CureVac gemeinsam ein Patent für jene RNA-Mini-Fabriken eingereicht – oder genauer: für einen „Bioreaktor für die in-vitro-Transkription von RNA“. Die Produktionsstätten sollen es möglich machen, dezentralisiert und dort, wo sie gebraucht werden, Impfstoffe in nahezu beliebiger Menge herzustellen. Sie könnten sowohl in großer Masse verteilt in Großstädten aufgestellt werden oder einzeln in Dörfer gebracht werden, um Impfstoffe direkt vor Ort zu fabrizieren und auszugeben, statt die sensiblen Wirkstoffe selbst zu transportieren. Die Herstellung der RNA-Stoffe würde ohne allzu großes menschliches Zutun „automatisiert und nach GMP-konformen Bedingungen“ ablaufen, wie es im Patentschreiben heißt.
Laut Elon Musk hätten die „Hochgeschwindigkeits-RNA-Drucker das Potential, sowohl für Impfstoffe als auch Heilungen in anderen Bereichen sehr hilfreich zu sein“. Hergestellt werden sollen die Mini-Fabriken wohl zunächst nur in Deutschland, wie Reuters bereits im Juli berichtete – und zwar bei Tesla Grohmann Automation in Prüm. Das bereits im Jahr 1963 gegründete Maschinenbauunternehmen war 2017 von Tesla aufgekauft worden und hat unter anderem die automatisierten Produktionsstraßen für die Gigafactory 1 von Tesla und Chip-Produktionsanlagen für den Halbleiterhersteller Intel gefertigt. Aber Grohmann hat durchaus auch Erfahrung mit Pharmatechnologie. Denn das Unternehmen hat ebenso Maschinen für Philips Medizin Systeme entwickelt.
Teaser-Bild: Getty Images / Kevork Djansezian