Ist es ethisch vertretbar, die Rohstoffe des Mondes auszubeuten? Wird der Mensch auf dem einzigen natürlichen Satelliten der Erde schwerwiegende Umweltschäden hinterlassen? Und könnte eine neue Erklärung der Rechte des Mondes eine Möglichkeit sein, allzu dramatische Folgen zu verhindern?
Von Kate Evans
Irgendwann in diesem Jahrzehnt werden Menschen wahrscheinlich zum ersten Mal seit 1972 wieder auf dem Mond stehen. US-Präsident Joe Biden hat sich kürzlich für das Artemis-Programm der NASA eingesetzt. Möglichst bis 2024 – aber höchstwahrscheinlich erst etwas später – sollen die erste Frau und die erste Person of Color auf Lunas Oberfläche landen. Auch andere Länder und Privatunternehmen wollen Menschen auf den Mond schicken. Dieses Mal werden sie vielleicht mehr mitnehmen als nur ein paar Fotos und Steine.
Der Mensch wird die Rohstoffe des Mondes ausbeuten, das wird immer wahrscheinlicher. Immer mehr Länder und Unternehmen hoffen, seine Mineralien und Elemente nutzen zu können – für die Forschung und um ganz einfach Geld zu verdienen. Die Entdeckung von Wasser auf der Mondoberfläche macht die Möglichkeit einer dauerhaften menschlichen Besiedlung möglich. Der Mond ist zudem ein potenzieller Zwischenstopp auf dem Weg zum Mars. Denn: Wasser kann in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten und zur Herstellung von Raketentreibstoff verwendet werden.
Die USA markieren ihr Revier
Im Jahr 2015 verabschiedeten die USA unter Präsident Barack Obama ein Gesetz, ohne sich zuvor mit anderen Ländern abzustimmen. Amerikanische Unternehmen haben nun das Recht, natürliche Ressourcen zu besitzen und zu verkaufen, die sie auf Himmelskörpern abbauen. Mit anderen Worten, sie dürfen die Rohstoffe des Mondes ausbeuten. Im Jahr 2020 erließ Präsident Donald Trump eine Durchführungsverordnung, in der er verkündete, dass „die Amerikaner das Recht haben sollten, sich an der kommerziellen Erforschung, Gewinnung und Nutzung von Ressourcen im Weltraum zu beteiligen […] und dass die Vereinigten Staaten den Weltraum nicht als globales Gemeinschaftsgut betrachten“.
Auch andere Länder sind an der Erforschung unseres himmlischen Nachbarn interessiert. Im Jahr 2019 schickte China eine Sonde auf die Rückseite des Mondes. Auch Russland lässt sein Mondprogramm wieder aufleben. Ab 2021 sind eine Reihe von Missionen geplant, um die Oberfläche des Mondsüdpols anzubohren und nach Wassereis, Helium-3, Kohlenstoff, Stickstoff und Edelmetallen zu suchen.
Privatunternehmen wie SpaceX und Blue Origin aus den USA sowie das japanische Monderkundungsunternehmen ispace haben ihre eigenen Pläne. ispace will laut der eigenen Webseite Wasser abbauen und „Speerspitze einer weltraumgestützte Wirtschaft sein“. Das Unternehmen geht davon aus, dass bis 2040 „1.000 Menschen [permanent] auf dem Mond leben werden und ihn jedes Jahr 10.000 weitere besuchen werden“.
Doch welche Auswirkungen werden diese Aktivitäten auf den einzigen natürlichen Satelliten der Erde haben? Wer entscheidet, was auf dem Mond geschieht?
Wir, die Menschen der Erde
Um mehr Menschen zum Nachdenken über diese Fragen anzuregen, müssen wir beginnen, über die Ethik hinter der wirtschaftlichen Ausbeutung des Mondes zu diskutieren. Daher hat eine Gruppe hauptsächlich australischer Akademiker den Entwurf einer Erklärung der Rechte des Mondes ausgearbeitet. Sie hoffen, dass diese von der Weltöffentlichkeit unterzeichnet und diskutiert wird.
„Wir, die Menschen der Erde“, beginnt die Erklärung und erklärt weiter, dass der Mond „ein souveränes natürliches Wesen mit eigenem Recht ist und […] grundlegende Rechte besitzt, die sich aus seiner Existenz im Universum ergeben“. Zu diesen Rechten gehören „das Recht, zu existieren, fortzubestehen und seine Lebenszyklen unverändert, unversehrt und unverschmutzt durch den Menschen fortzusetzen. Das Recht, seine ökologische Integrität zu bewahren […] und das Recht, für immer ein friedliches himmlisches Gebilde zu bleiben, das nicht von menschlichen Konflikten oder Kriegen beeinträchtigt wird.“
Die geplanten Mond-Missionen nehmen in rasender Geschwindigkeit Fahrt auf. Gleichzeitig besteht anhaltende Rechtsunsicherheit darüber, was private Unternehmen im Weltraum tun dürfen. Deshalb, so die Autoren, „ist es an der Zeit, den instrumentellen Ansatz infrage zu stellen, der diesen uralten Himmelskörper den menschlichen Interessen unterordnet“. Wir sollten, eine globale Debatte über die Folgen menschlichen Handelns in einer Landschaft führen, die seit Milliarden von Jahren weitgehend unverändert geblieben sei.
Anstoß der Erklärung war eine Reihe öffentlicher Diskussionen. Sie wurden von Thomas Gooch, einem in Melbourne ansässigen Landschaftsarchitekten organisiert. Das Fachgebiet der Landschaftsarchitektur sei eine gute Voraussetzung, um bei der Erforschung des Mondes eine Stimme zu haben: „Wir bewegen uns an der Grenze zwischen Wissenschaft, Kunst, Kreativität, Natur und menschlicher Besiedlung.”
Eine eigene Stimme für den Mond
Bisherige Raumfahrtabkommen befassen sich mit anderen Themen. Da geht es um Sicherheit, Konfliktreduzierung, Erhaltung des kulturellen Erbes, Wissensaustausch und Hilfe in Notfällen. Das Ziel dieser neuen Erklärung sei es, dem Mond als Himmelskörper mit einer uralten, von der menschlichen Wahrnehmung unabhängigen Existenz, eine eigene Stimme zu geben, so Gooch.
Der Mond mag keine Bewohner oder biologische Ökosysteme haben – oder zumindest haben wir noch keine gefunden –, aber das bedeutet nicht, dass er ein „toter Stein“ ist, wie es manchmal heißt. „Sobald man etwas als tot ansieht, schränkt das die Art und Weise ein, wie man sich mit ihm auseinandersetzt“, so Gooch.
Alice Gorman, Mitverfasserin der Erklärung, sieht in ihr ein Positionspapier, mit dem auf dem Mond tätige Unternehmen und Länder zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Gorman ist Weltraumarchäologin und erforscht an der Flinders University in Adelaide, Australien, das Erbe der Weltraumforschung (und damit auch den Müll, den Menschen hinterlassen).
„Haben sie respektiert, welche natürliche Prozesse der Mond hat?“, fragte sie. „Haben sie die Umwelt des Mondes respektiert?“ In manchen Fällen wird die Antwort darauf nein lauten, denn man kann nicht einfach riesige Teile einer Landschaft ausgraben und erwarten, dass dies keine Auswirkungen hat.
„Aber wenn wir uns von solchen Prinzipien leiten lassen, dann wird uns das mit Sicherheit ein besseres Ergebnis bescheren, als wenn wir uns in zehn Jahren umdrehen und feststellen, dass man auf dem Mond mit bloßem Auge die Narben des Rohstoffabbaus sehen kann“, so Gorman.
Der Mond lebt!
Jüngste Entdeckungen deuten darauf hin, dass der Mond viel komplexer und dynamischer ist als bisher angenommen, erklärt Gorman. Es gibt seismische Aktivitäten, darunter Mondbeben und Bruchlinien. Uraltes Wassereis wurde 2018 direkt an beiden Mondpolen beobachtet, versteckt in schattigen Bereichen, die seit zwei Milliarden Jahren kein Sonnenlicht mehr gesehen haben. „Das ist sicherlich ökologisch bedeutsam“, sagte Gorman. „Selbst für den Menschen sind zwei Milliarden Jahre alte Schatten ästhetisch bedeutsam.“
Kürzlich wurden auch einzelne Wassermoleküle auf der sonnenbeschienenen Oberfläche des Mondes identifiziert, und möglicherweise gibt es sogar einen Wasserkreislauf, bei dem die Moleküle im Laufe eines Mondtages hin und her springen.
Gorman ist stellvertretender Vorsitzender einer Expertengruppe, die der Moon Village Association angehört, einer internationalen Organisation, die eine ständige menschliche Präsenz auf dem Mond anstrebt. „Ich bin von Weltraumforschung genauso begeistert wie der eingefleischteste Weltraumfanatiker“, sagt sie.
Sie ist sich bewusst, dass menschliche Aktivitäten – der Bau eines Dorfes, die Durchführung wissenschaftlicher Experimente oder der Abbau von Mineralien – unweigerlich Auswirkungen auf die Umwelt auf dem Mond haben werden. Für den Abbau werden Maschinen, Aufbereitungsanlagen, Transportinfrastruktur, Lagerstätten und Energiequellen benötigt, so Gorman. Es sei einfach mehr als „lasst uns mal ein Loch in den Mond graben.“
Mondstaub zum Beispiel ist ein Grund zur Sorge. Er ist scharfkantig, haftet an allem und voller Obsidianfragmente, einem vulkanischem Gesteinsglas. Mondstaub ist so scharf, dass er die Anzugnähte der Apollo-Astronauten zerfraß. Er legte sich auf ihre Instrumente, sodass die Daten schwer zu lesen waren. Es roch nach „verbrauchtem Schießpulver“, verursachte bei Harrison Schmitt aus der Apollo-17-Mission eine Art Heuschnupfen und erwies sich als äußerst gefährlich für die Atemwege. Die kleinen Körner sind so scharf, dass sie Löcher in die Lungen der Astronauten schneiden und sogar ihre DNA schädigen können.
Der Mensch könnte eine kleine Staubhülle um den Mond erzeugen und wir wissen noch nicht genug darüber, wie der Mond funktioniert, um diese Auswirkungen richtig einschätzen zu können.
Alice Gorman
Die Maschinen, die auf dem Mond arbeiten sollen, müssen gegen den Abrieb durch den Mondstaub resistent sein. Und einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine erhebliche Menge an Staub in die Exosphäre befördert werden könnte, wenn zu viele Raketen auf dem Mond landen und starten. „Der Mensch könnte eine kleine Staubhülle um den Mond erzeugen“, so Gorman, „und wir wissen noch nicht genug darüber, wie der Mond funktioniert, um diese Auswirkungen richtig einschätzen zu können.“
Ein kapitalistischer (Welt-)Raum
Theoretisch sollte das bestehende Weltraumrecht den Mond bereits vor kommerzieller Ausbeutung schützen, meint Gbenga Oduntan. Er studiert an der Universität von Kent in Großbritannien internationales Wirtschaftsrecht, aufgewachsen ist der in Nigeria. Die Idee, dass sich die Nationen der Welt zusammengeschlossen haben, um einen Weltraumvertrag zu vereinbaren, hat ihn schon in seiner Jugend fasziniert. Er beschloss Jura zu studieren. Ihn mache diese Idee „stolz auf die Menschheit“, sagt er.
In dem 1967 in Kraft getretenen Vertrag einigten sich die Nationen darauf, dass der Weltraum (einschließlich des Mondes) „nicht der nationalen Aneignung durch Souveränitätsansprüche unterliegt“ und dass „die Erforschung und Nutzung des Weltraums zum Nutzen und im Interesse aller Länder erfolgen und der gesamten Menschheit vorbehalten sein soll.“ Für Oduntan ist die Bedeutung klar: Rohstoffabbau auf dem Mond wäre legal, wenn die Ressourcen für die weitere Erkundung und wissenschaftliche Forschung im Namen der gesamten Menschheit genutzt würden. „Aber Abbau zu kommerziellen Zwecken ist ein völlig neues Territorium, das wir nicht Ländern, ganz zu schweigen Unternehmen, alleine überlassen können“, sagte er.
Die US-Regierungen nach 1967 haben den Weltraum anders interpretiert: Für sie ist das Weltall ein kapitalistischer Raum. 1979 weigerten sich die Vereinigten Staaten, das Mondabkommen zu unterzeichnen, einen weiteren Vertrag der Vereinten Nationen. In diesem wurde ausdrücklich erklärt, dass die Ressourcen des Mondes „gemeinsames Erbe der Menschheit“ seien. Die Unterzeichner sollten sich verpflichteten, ein internationales Kontrollregime einzurichten, wenn der Abbau von Ressourcen „durchführbar werden sollte“. Mangels Unterstützung durch die großen Weltraummächte unterzeichneten nur 18 Länder den Vertrag. Bis heute ist er einer der unbeliebtesten multilateralen Verträge.
Stattdessen verabschiedeten die USA 2015 das Weltraumgesetz. Jetzt, wo der Abbau kurz vor der Verwirklichung steht, sichert er US-Unternehmen ausdrücklich das Recht, Ressourcen, die sie im Weltraum abbauen, auch zu besitzen und zu verkaufen. Weitere acht Jahre sollten sie dabei ohne staatliche Aufsicht handeln dürfen. In einem Artikel aus dem Jahr 2015 bezeichnete Oduntan das Gesetz als „der bedeutendste Kugelhagel, der in der ideologischen Schlacht um das Eigentum am Kosmos abgefeuert wurde“.
USA: Der Mond gehört denen, die alls erstes da sind
Scott Pace, Professor für internationale Angelegenheiten an der George Washington University und Direktor des U.S. Space Policy Institute, sagte, dass der Weltraum rechtlich gesehen kein globales Gemeinschaftsgut ist. In seiner früheren Funktion als Leiter des National Space Council arbeitete Pace an der Trump-Durchführungsverordnung von 2020 mit, in der auch das Mondabkommen der Vereinten Nationen ausdrücklich abgelehnt wurde.
„Nur weil ein Gebiet jenseits der Souveränität eines Landes liegt, ist es noch lange kein globales Gemeinschaftsgut“, sagte er. „Gemeinschaftsgüter implizieren gemeinsames Eigentum und gemeinsame Verantwortung, was bedeutet, dass [andere Länder] ein Mitspracherecht bei dem hätten, was die Vereinigten Staaten dort draußen tun.“
Die offizielle amerikanische Auffassung geht in eine andere Richtung. „Die Regeln für Grenzen und gemeinsam genutzte Gebiete werden von denen gemacht, die dort als erstes sind, nicht von denen, die es nicht dorthin schaffen“, so Pace. Zu diesem Zweck haben die Vereinigten Staaten unverbindliche bilaterale Abkommen – die „Artemis-Abkommen” – mit bisher 11 anderen Ländern unterzeichnet. Diese Länder hoffen, mit den Vereinigten Staaten bei bevorstehenden Mondmissionen zusammenzuarbeiten. Die Abkommen zielen darauf ab, Verhaltensnormen für menschliches Verhalten auf dem Mond festzulegen, sagte Pace. Allerdings weisen einige Experten darauf hin, dass sie auch dazu dienen könnten, die US-Interpretation des Weltraumvertrags über die Ausbeutung von Ressourcen zu stärken.
Die Regeln für Grenzen und gemeinsam genutzte Gebiete werden von denen gemacht, die dort als erstes sind, nicht von denen, die es nicht dorthin schaffen.
Scott Pace
Oduntan ist der Ansicht, dass alle Länder ein Mitspracherecht bei den Aktivitäten im Weltraum und auf dem Mond haben sollten. Er schließt dabei auch Länder ein, die noch nicht in der Lage oder daran interessiert sind, zum Mond zu reisen. Bei einer solchen Perspektive geht es nicht darum, „den Kommunismus in den Weltraum zu exportieren“, sagte er. Vielmehr geht es darum, zu erkennen, dass Konflikte um Ressourcen unvermeidlich sind. „Die Kommerzialisierung des Weltraums in einer Art Wildwest-Modus wird schneller zu Streitigkeiten führen. Es wird Revierkämpfe geben. Und die Erfahrung zeigt uns, dass fehlende Regulierung zu Tränen führt.“
Rechte für Gestein
Könnte es also eine Möglichkeit sein, dem Mond eigene Rechte zu geben? Würde das die richtige Art von Aufsicht ermöglichen, damit Länder und Unternehmen der Umwelt möglichst wenig Schaden zufügen?
Die Erklärung der Rechte des Mondes wurde von der wachsenden Bewegung „Rechte für die Natur“ inspiriert. Einige Formulierungen wurden direkt übernommen. In den letzten fünf Jahren wurden einigen Naturgebieten eigene Rechtsansprüche eingeräumt, beispielsweise dem neuseeländischen Whanganui-Fluss und dem Urewera-Wald, dem indischen Ganges-Fluss und dem kolumbianischen Atrato-Fluss. Nach diesem Vorbild haben einige Astronomen rechtliche Schritte eingeleitet, um zu verhindern, dass Satellitenkonstellationen wie „Starlink” von „SpaceX” ihre Beobachtungen stören und den Nachthimmel verändern.
Für Pace hat die Erklärung der Rechte des Mondes keinen rechtlichen Bestand: „Die Idee, dass der Mond als unbelebtes Objekt aufgrund seiner Existenz im Universum Grundrechte besitzt, ergibt keinen Sinn. Rechte sind etwas, das an menschliche Personen gebunden ist. Wir können uns über die Rechte von Tieren streiten, aber hier geht es darum, dass es so etwas wie Gesteinsrechte geben sollte – dass ein Mondgestein ein Recht hat. Das ist eine interessante Metapher, aber sie entbehrt jeder rechtlichen Grundlage und ist politisch bedeutungslos.”
Der neuseeländische Whanganui-Fluss habe zwar jetzt Rechte, räumt Pace ein, aber nur, weil diese Rechte von der souveränen Regierung Neuseelands gewährt wurden. Im Weltraumvertrag haben sich die Länder darauf geeinigt, dass der Mond nicht unter die Souveränität einer Nation fällt. Das bedeutet, dass es keine souveräne Macht gibt, die dem Mond rechtmäßig Rechte gewähren könnte, so Pace. Und aus demselben Grund sind auch Bemühungen gescheitert, den Mond zum Nationalpark oder zum Weltkulturerbe zu erklären.
Erin O’Donnell, Expertin für Wasserrecht und die „Rights for Nature-Bewegung” an der Universität von Melbourne, sieht ein anderes Problem. Ihre Forschungen haben gezeigt, dass häufig unbeabsichtigte Folgen für den Umweltschutz entstehen, wenn Flüsse Rechte bekommen.
Steine, Flüsse und Berge können nicht klagen
Je nach dem genauen Rechtsinstrument, das verwendet wird, haben einige Flüsse jetzt das Recht, zu klagen, Verträge abzuschließen oder Eigentum zu besitzen. „Aber keiner von ihnen hat das Recht auf Wasser“, sagte sie. „Das ist das eigentliche Problem der Bewegung, die sich für die Rechte der Natur einsetzt: Wenn etwas nicht rechtlich einklagbar ist, dann führt es nicht unbedingt zu großen Veränderungen. In Konfliktsituationen kann man sich nicht darauf verlassen.“
Die Betonung von Rechtsansprüchen kann eine feindliche Atmosphäre schaffen. So werden Konflikte wahrscheinlicher. Sogar die Unterstützung der Gemeinschaft für den Schutz der Umwelt wird schwächer, weil die Menschen davon ausgehen, dass etwas, das Rechte hat, auf sich selbst aufpassen kann. „Wenn man sich auf gesetzlichen Rechte fokussiert und alles andere außer Acht lässt, kann das Verhältnis zwischen den Menschen und der Natur zerrüttet werden. Das kann sehr schwer zu beheben sein.”
Der Erfolg der Naturrechtsbewegungen bestehe darin, „die Beziehung zwischen Mensch und Natur neu zu gestalten und neu auszurichten”, oft durch die Aufwertung indigener Weltanschauungen.
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Für Pace kommt die Erklärungen der Rechte des Mondes zu früh. Im Laufe der Zeit würden sich Verhaltensnormen entwickeln, sagt er. Dazu müssten wir aber erst einmal auf dem Mond sein und herausfinden, was wir dort überhaupt erreichen können.
„Was man nicht tun sollte, ist eine Gruppe von Anwälten, egal wie klug, in einen Raum zu setzen und zu versuchen, Regeln für Dinge aufzustellen, die völlig hypothetisch sind. Umweltethische Überlegungen sind eher spekulativ und im Moment nicht wirklich notwendig.”
Wenn die Menschen wirklich Einfluss auf die Raumfahrtpolitik nehmen wollen, so Pace, sollten sie ihre Regierungen dazu bringen, dass sie sich am neuen Wettlauf ins All beteiligen. „Stellen Sie sicher, dass Sie mit am Tisch sitzen. Es klingt plump, aber die Regeln werden von den Leuten gemacht, die da sind. Finden Sie einen Weg, dabei zu sein, dann haben Sie ein Mitspracherecht“.
Oduntan, O’Donnell und Gorman sind jedoch anderer Meinung. „Wenn es ein Problem gibt, ist es schon viel zu spät“, sagte O’Donnell. „Wir sehen das jeden Tag bei den Flüssen. Alle Flüsse auf der Welt, die Rechtsansprüche erhalten haben, sind beliebt, aber stark beeinträchtigt. Auch der Mond werde geliebt, sei aber noch unbeschädigt. „Es wäre schön, wenn wir in diesem Fall präventiv handeln könnten.“
Die Erklärung der Rechte des Mondes wird vielleicht nicht zu einem juristischen Ergebnis führen, sagte O’Donnell, aber sie ist ein wichtiger Gesprächsanstoß“.
Alle menschlichen Kulturen erzählen Geschichten über den Mond. Er erhellt unsere Nächte, lebt in unseren Mythen und Legenden, treibt die Gezeiten an und markiert den Lauf der Zeit. „Je mehr von uns über diese Dinge sprechen“, so O’Donnell, „desto eher werden wir den Mond als etwas anderes sehen als ein Stück Territorium, um das Nationalstaaten und Unternehmensinvestoren kämpfen.“
Die Befürworter der Erklärung wollen die Diskussion über die Rechte des Mondes demokratisieren. Jeder soll die Möglichkeit haben, sich daran zu beteiligen. „Jeder einzelne Mensch auf der Erde hat ein Recht darauf, mitzubestimmen, was mit dem Mond geschieht“, sagte Gorman. „Er ist wichtig für die Umwelt, in der wir leben, und für unsere kulturellen und wissenschaftlichen Weltanschauungen. Er gehört wirklich niemandem.“
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Kate Evans via The Story Market; erstmals erschienen in Eos
Teaser-Bild: Ganapathy Kumar / Unsplash