Durchbruch bei der Kernfusion? Erstmals Nettoenergiegewinn gemessen

US-Forschern könnte ein Durchbruch bei der Kernfusion gelungen sein. Laut der US-Energieministerin sei erstmals ein sogenannter Nettoenergiegewinn gemessen worden. Es könnte mehr Energie erzeugt worden sein, als für die Initiierung der Kernfusionsreaktion eingesetzt werden musste. Eine Bestätigung steht allerdings noch aus.

Von Michael Förtsch

Die Kernfusion gilt als eine der großen Hoffnungen für eine nachhaltige Zukunft. Denn mit der Technologie soll es möglich sein, nahezu unendliche Mengen sauberer Energie in Reaktoren zu erzeugen – ohne den strahlenden und hochgefährlichen Abfall wie bei heutigen Atomkraftwerken, die auf Kernspaltung setzen. Denn bei der Kernfusion werden kleinere Atome zu größeren Atomen verschmolzen, wobei Energie freigesetzt wird. Das Verschmelzen gelingt mit dem Druck von starken Magnetfeldern, wie es in den europäischen Versuchsanlagen Jet und zukünftigen beim Iter erprobt wird. Oder aber mit der Nutzung energiereicher Laser, eine Methode die vor allem in den USA viele Anhänger hat. Beide Praktiken verbrauchen immense Mengen an Energie und konnte keine Fusion angestoßen werden, die mehr Energie lieferte, als eingesetzt werden musste. Bisher zumindest.

Laut der US-Energieministerin Jennifer Granholm ist es bei einem Versuch mit einer Laser-Kernfusionsanlage in der National Ignition Facility am Lawrence Livermore National Laboratory jetzt erstmals gelungen, einen Nettoenergiegewinn zu verzeichnen – also mehr Energie zu generieren, als für den Start der Reaktion gebraucht wurde. Das sei „ein bedeutender wissenschaftlicher Durchbruch“, so die Ministerin in der Financial Times. Wenn es denn so stimmt.

Ob es tatsächlich eine theoretisch nutzbare Ausbeute an Strom gegeben hat, das wollten das Labor und das US-Energieministerium laut der Washington Post bislang noch nicht kommentieren. Derzeit würden noch Analysen des entsprechenden Versuchs durchgeführt. Außerdem warnen manche Wissenschaftler vor allzu großer Euphorie. Denn „obwohl das eine gute Nachricht ist, ist dieses Ergebnis noch weit von der tatsächlichen Energiegewinnung entfernt, die für die Stromerzeugung erforderlich“, sagte beispielsweise der Ingenieur und Kernenergieforscher Tony Roulstone von der Universität Cambridge.

Auch in Deutschland wird mit Lasern an Kernfusion geforscht

Laut Roulstone und anderen würden mehrere Faktoren in den Ergebnissen solcher Testläufe oft nicht berücksichtigt. Unter anderem die Laser, deren Einsatz durchaus ein Mehrfaches des möglichen Energiegewinns benötigen könnte. Entsprechend könnte das Ergebnis der US-Forscher zwar einen Durchbruch darstellen, der aber nicht unbedingt die Hoffnung auf einen baldigen kommerziellen Einsatz der Technologie schüren sollte.

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Vor allem in den USA arbeiten derzeit zahlreiche Forschungsgruppen und auch mit Milliarden an Investorengeldern ausgestattete Start-ups daran, die Kernfusion zu einer im großen Maßstab nutzbaren Energiequelle zu machen. Die Firma TAE Technologies glaubt, dass bereits 2030 ein erster Reaktor als Kraftwerk in Betrieb genommen werden könnte. Auch das Unternehmen Commonwealth Fusion Systems hofft auf einen Start der kommerziellen Nutzung bis Ende dieses Jahrzehnts.

Auch in Deutschland arbeiten Unternehmen an der Kernfusion. Darunter sind Focused Energy und Marvel Fusion, die ebenso auf die Initiierung einer Kernfusion mit Lasern setzen. Die deutschen Entwickler sind deutlich konservativer, was ihre Zeitpläne angeht. Bei Marvel Fusion soll in zwei Jahren in Experimenten demonstriert werden, dass der eigene Ansatz funktioniert. In den zehn Jahren darauf soll dann bewiesen werden, dass eine Kommerzialisierung der Methode machbar ist. Focused Energy hat ähnliche Pläne. In 10 bis 15 Jahren sieht Focused-Energy-Gründer Markus Roth ein erstes Prototypen-Kraftwerk.

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