Deutsche Forscher haben eine Solarfolie entwickelt, die alle E-Autos zu Solarfahrzeugen machen könnte

Die Idee begeistert zwar viele Menschen, doch bisher sind Projekte für Solar-PKW oft gescheitert. Jetzt allerdings haben Forscher aus Freiburg eine Folie entwickelt, durch die Autobauer ihre E-Fahrzeuge günstig und einfach zu Solarautos machen könnten. Die Folie soll sich aufkleben lassen und Strom für bis zu 4.000 Kilometer pro Jahr generieren.

Von Michael Förtsch

Autos, die sich selbst betanken. Genau das ist mit Elektroautos möglich, die mit Photovoltaikzellen ausgestattet sind. Sowohl während der Fahrt als auch beim Parken können sie ihre Akkus füllen und dadurch elektrischen Strom für die Fahrt generieren. Wie effektiv das bei einer entsprechenden Fläche für die Solarzellen und einer Optimierung der Fahrzeuge selbst funktionieren kann, haben in den vergangenen Jahren mehrfach Wettbewerbe für die Entwicklung von Solarfahrzeugen und aufwendige Studierendenprojekte gezeigt. Auch von Firmen wurden mittlerweile mehrere Solar-PKW angekündigt.

Doch bis zur Serienreife schafften es nur wenige. Der niederländische Hersteller des erst dieses Jahr gestarteten Lightyear 0 musste Konkurs anmelden und die Produktion einstellen. Auch Sono Motors aus München ging das Geld aus – allerdings ohne vorher das seit Jahren geplante, von der Community mitfinanzierte Auto Sion auf die Straße zu bringen. Aber vielleicht braucht es auch gar keine speziellen Solarautos. Denn eine Solarzellenfolie aus Deutschland könnte nun jedes E-Auto zum Solarfahrzeug machen.

Klassische Photovoltaikmodule bestehen aus siliziumbasierten Solarzellen, die zwischen zwei Glasplatten eingefasst werden. Auch gibt es Photovoltaikzelle, die in biegsamen Kunststoff eingearbeitet sind. Beide Varianten sind vergleichsweise gewichtig und schwer an geschwungene und kleine Flächen anpassbar. Die Entwicklung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE aus Freiburg könnte für die Solarstromgewinnung daher eine kleine Revolution darstellen. Die von den Forschern entwickelte Photovoltaikfolie ist weniger als einen Millimeter dünn, soll sich problemlos an viele Strukturen anpassen und besonders gut auf Metalloberflächen aufbringen lassen.

Ganz neu sind auch Solarfolien nicht. Bereits seit mehreren Jahren wird an Photovoltaikzellen geforscht, die deutlich dünner und flexibler sind als bisherige Varianten. Und bereits im vergangenen Jahr präsentierten Wissenschaftler des MIT hauchdünne Solarzellen, die auf einen flexiblen Plastikfilm aufgebracht sind, der sich irgendwann etwa auf Glasfassaden aufkleben, in Textilstrukturen einnähen oder auf Dächern ausrollen lassen soll. Die neue Folie der Freiburger Solarentwickler soll allerdings schon weit ausentwickelt sein, dass sie bei Interesse der Autobauer in wenigen Jahren produziert werden könnte. Ein Prototyp mit einer Leistung von 115 Watt ist bereits auf der Motorhaube eines VW Polo im Einsatz. Für die Serienfertigung brauche es also nicht mehr viel, heißt es vom Institut.

Genug Strom für 4.000 Kilometer

Laut den Fraunhofer-Forschern ließe sich die Folie in nahezu jeder Farbe anfertigen und so auf das jeweilige Auto passen. Das soll laut Martin Heinrich vom Fraunhofer ISE die Folie besonders für die Industrie interessant machen. Denn letztlich wäre sie nahezu unsichtbar. Genau daran wurde viel geforscht und optimiert. Denn auch Faltenbildung und sogenannte Luftspalten sollten möglichst vermieden werden, die sowohl unschön aussehen als auch die Effizienz beeinträchtigen könnten. Würden Motorhaube und Dach beklebt, könne sich – je nach Größe des PKW – pro Jahr genug Strom für rund 4.000 Kilometer erzeugen. Die Fertigungskosten für die Folie lägen dabei bei lediglich 100 bis 150 Euro für einen PKW.

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Laut dem Projektleiter Sebastian Neven-du Mont hoffe man am Institut, dass „in zehn Jahren die meisten Elektro-Fahrzeuge, die neu auf den Markt kommen, Photovoltaik auf der Motorhaube und dem Dach haben“. Aber natürlich ließe sich die Folie auch für ganz andere Oberflächen nutzen. Etwa für die Dächer von LKW-Anhängern, Wohnmobilen oder Parkplatz-, und Fahrradstellplatzüberdachungen beispielsweise.

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