NASA-Wissenschaftler glauben, dass der von Boston Dynamics entwickelte Laufroboter Spot helfen könnte, den roten Planeten zu erforschen. Denn mit seiner schmalen Statur und seinen Beinen sei er ideal, um in Höhlensysteme auf dem Mars einzudringen. Erste Praxistests laufen bereits.
Von Michael Förtsch
Der Mars könnte irgendwann zur zweiten Heimat der Menschheit werden. Das ist nicht nur die Vision von Elon Musk, sondern auch die der NASA: Anders als der US-Milliardär glauben die Forscher der US-Raumfahrtbehörde jedoch, dass der roten Planet noch viel genauer und akribischer untersucht werden muss, bevor das Risiko eingegangen werden kann, Menschen dorthin zu schicken. Daher wurde erst in diesem Jahr die Mission Mars 2020 gestartet, die einen Rover samt Helikopter auf den Weg brachte. Ende Februar 2021 soll sie ankommen. Die NASA-Forscher planen jedoch schon darüber hinaus und grübeln über neue Methoden, den felsigen Bruderplaneten der Erde zu erkunden. Dabei könnte zukünftig ein echter Star der Robotik eine Rolle spielen: der Robo-Hund Spot von Boston Dynamics.
Der 1992 gegründete Roboterbauer aus Waltham, Massachusetts hatte den vierbeinigen Laufroboter erstmals 2015 vorgestellt. Seit Ende November 2019 kann Spot gemietet und seit Juni 2020 für 75.000 US-Dollar gekauft werden. Unter anderem wird er bereits von Bauunternehmen mit Sensoraufbauten versehen und als automatisierter Wachhund eingesetzt. Industrieunternehmen vermessen mit ihm ihre Fabrikhallen. US-Polizeidienststellen nutzen ihn mit einem Armaufbau in Bombenentschärfungsteams. Auf Ölbohrschiffen in Norwegen wird er zur Inspektion von Leitungen eingesetzt und während der Corona-Pandemie fungiert er als Telepräsenzgerät für Ärzte und Ärztinnen, die dadurch aus der Ferne beraten und helfen können. Bei diesen Aufgaben hat sich der kleine Roboter durchaus bewiesen.
Ein Collaborative SubTerranean Autonomous Resilient Robots genanntes Team aus Ingenieuren und Raumfahrtforschern des Jet Propulsion Laboratory der NASA, des California Institute of Technology und weiteren Forschungseinrichtungen glaubt daher, dass er auch für außerirdische Einsätze taugt. Seine auf Laufbeinen beruhende Fortbewegung, seine Agilität und die kompakten Maße könnten ihn befähigen, Terrain auf dem Mars zu erkunden, das für breite Rover mit ihren Rädern nur schwer oder gar nicht zugänglich ist – beispielsweise steile Sanddünen, enge Tunnel und steinige Höhlensysteme. Dazu hat Spot gezeigt, dass er sich, wenn er an bestimmten Stellen scheitert und umfällt, auch wieder aufrichten und weitergehen kann.
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Jetzt Mitglied werden!Schneller als Curiosity
Die Idee einen Spot-Roboter auf den Mars zu schicken ist aber nicht nur eine theoretische, die Forscher führen bereits praktische Versuche durch. Dafür haben sie einen Spot-Roboter gekauft und mit entsprechendem Gerät modifiziert, das er bräuchte, um auf dem Mars funktionieren, navigieren und seine Umgebung auch kartographieren zu können. Dazu gehören ein großer Zusatz-Akku, ein Laserscanner für eine räumliche Umgebungserfassung, mehrere kleine Kameras, die einen weiten Rundumblick ermöglichen sowie Bewegungs- und Wärmesensoren. Zusätzlich wurde eine derzeit noch provisorische Software basierend auf Künstlicher Intelligenz aufgespielt, die es dem Roboter erlaubt, selbstständig zu navigieren, Hindernisse zu erkennen und zu umgehen.
Schon jetzt kann der Mars-Spot dadurch mehrheitlich unfallfrei irdische Höhlen und Lavaröhren erkunden oder Rampen und Treppen erklimmen. Und das deutlich schneller als derzeitige Rover. Denn Spot ist mit bis zu fünf Kilometern pro Stunde unterwegs, der Mars-Rover Curiosity mit gerade mal 0,14 Kilometern pro Stunde. Das Interesse an Höhlen kommt nicht von ungefähr. Laut der NASA würden Höhlensysteme die sicherste Option für eine dauerhafte Kolonie auf dem Mars bieten, da sie die Kolonisten sowohl vor Stürmen als auch kosmischer Strahlung schützen könnten. Ein Roboter wie Spot könnte helfen, einen passenden Ort für eine solche Untergrundsiedlung ausfindig zu machen.
Teaser-Bild: NASA JPL