Das Satelliten-Internet von Starlink soll noch 2020 in Deutschland starten

Der Internet-aus-dem-All-Dienst Starlink könnte noch in diesem Jahr in Deutschland angeboten werden. Das kündigte ein SpaceX-Manager an. Die nötigen Anträge zur Zulassung als Telekommunikationsanbieter seien eingereicht. Und die bislang 900 Satelliten im Orbit würden Deutschland bereits abdecken.

Von Michael Förtsch

Die ersten Beta-Tester haben schon vor einigen Wochen ihren Karton vom SpaceX-Dienst Starlink bekommen und ausgepackt. Der enthält eine kleine Satellitenschlüssel, die Kontakt zu den mittlerweile 900 Satelliten der Elon-Musk-Firma aufnimmt, die die Erde umkreisen. Damit soll in wenigen Jahren nahezu überall und vollkommen ohne Kabelgewirr schnelles Internet verfügbar werden. Die Tester in den USA haben schon bestätigt, dass das funktioniert – und zwar besser als Elon Musk angedeutet hatte. Denn der hatte die Beta-Phase „Besser als nichts“ getauft. Doch es werden bis zu 180 Megabit pro Sekunde an Download- und bis zu 40 Megabit pro Sekunde an Upload-Rate erreicht. Vor allem für Starlink-Nutzer in ländlichen Regionen sei der Dienst eine „kleine Revolution“, wie auf Reddit berichtet wird.

Noch in diesem Jahr soll der Internet-Satelliten-Dienst auch in Deutschland an den Start gehen. Das hat Space-X-Manager Hans Königsmann der WirtschaftsWoche verraten. „Wenn alles nach Plan läuft, starten wir in Deutschland noch in diesem Jahr“, sagt Königsmann. Die nötigen Anträge zur Zulassung von Starlink als Internet- und Kommunikationsdienstleister wären bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Es müsste also nur noch rechtzeitig die Genehmigungen erteilt werden. Dann könnten auch deutsche Nutzer die kleine Satellitenschüssel bei Starlink bestellen und unter freiem Himmel aufstellen, um sich ohne Kupfer- oder Glasfaserkabel ins Netz einzuwählen.

Kunden, für die das interessant sein könnte, gibt es tatsächlich auch in Deutschland genug. Laut einer Studie des Branchenverbandes VATM gibt es in Deutschland derzeit zwar rund 36,2 Millionen Haushalte mit einem Breitbandanschluss. Die befinden sich aber mehrheitlich in und um die Großstädte oder in lokalen Ballungsgebieten. In ländlichen oder dörflichen Regionen ist nicht einmal jeder zweite Haushalt mit einem zuverlässigen Internetzugang mit 50-Megabit-Geschwindigkeit ausgestattet. Insgesamt fünf Millionen Haushalte sollen weder über DSL- noch Breitband-Kabel- oder einen Glasfaseranschluss verfügen. Das liegt laut dem EU-Rechnungshof sowohl an Versäumnissen der Telekommunikationsanbieter als auch deutschen Regierungsstellen.

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Es sollen noch deutlich mehr Satelliten kommen

Das amerikanische Startpaket für den Internet-Satelliten-Dienst von SpaceX ist verglichen mit einem DSL-Angebot nicht gerade günstig. 500 US-Dollar kostet das Paket mit Satellitenschüssel und Router einmalig. Dazu kommt das Abo, für das SpaceX’ Starlink 99 US-Dollar monatlich verlangt. In der Beta-Phase garantiert die Firma eine 95-prozentige Verfügbarkeit des Dienstes, da noch keine vollständige Abdeckung des Servicebereiches mit Satelliten erreicht ist. Wie die Preise für Deutschland aussehen werden, sei laut SpaceX-Manager König noch nicht entschieden. Allerdings wolle sich das Unternehmen am lokalen Markt orientieren und eine konkurrenzfähige Preisgestaltung aufstellen.

Die bislang 900 Satelliten im Orbit sollen für Starlink erst der Anfang sein – auch, wenn sie schon eine „gute“ Abdeckung der Nordhalbkugel bieten sollen. Derzeit hat SpaceX die Genehmigung, bis 2027 fast 12.000 Satelliten im All zu positionieren. Langfristig könnten es über 40.000 werden, die in verschiedenen Höhen die Erde umrunden. Damit soll letztlich fast die ganze Erde abgedeckt und an nahezu jedem Ort eine Internetgeschwindigkeit von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde machbar werden. Laut Forschern könnte sich das Satellitennetz dadurch auch als eine genauere und zuverlässigere Alternative zu den bisherigen GPS-Satelliten nutzen lassen, mit denen sich die eigene Position auf der Erde bestimmen lässt.

Teaser-Bild: Forest Katsch auf Unsplash

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Die Geschwindigkeit mit der SpaceX Tatsachen schafft, und das nicht nur technisch sondern auch im Roll-out der Dienste ab einem Zustand „besser als nichts“ ist atemberaubend.

Ob man nun daran glaubt, dass Konstellationen à la Starlink langfristig und nachhaltig ein Geschäft haben werden oder nicht, ich würde mir sehr wünschen, dass allein schon die Möglichkeit eine so grundlegende technische Infrastruktur in LEOs abgebildet überhaupt mal mit den hiesigen Profis diskutiert würde und im öffentlichen Raum.

Ich verstehe nicht ganz warum eine Deutsche Telekom oÄ hierzu nichts zu sagen hat. Klar, seit kurzem arbeiten sie an Airborne Networks. Bedeutet ein „Nichts-Sagen“, dass Starlink nichts werden wird? Ist es so offensichtlich, dass man nicht mal was dazu sagen muss?

Denke, dass man es sich eigentlich nicht leisten kann so einen Diskurs nicht zu führen. Immerhin werden große Teile der Kosten für neue Kommunikationsinfrastruktur auf Steuerzahler und Kunden abgewälzt.

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Ich schätze dass die deutschen Unternehmen von diesem Tempo etwas überrumpelt sind und einfach danebenstehen. Es wird ihren Markt in den Ballungsgebieten (noch) nicht kritisch angegreifen, eher können sie beruhigt sein dass sich endlich jemand um die unprofitable Kundschaft auf dem Land kümmert.

Richtig revolutionär ist das Konzept hingegen für Leute, die sich (insb. privat) abseits der Zivilisation bewegen, z.B. auf Schiffen oder in der Wildnis Sibiriens. Hier ist plötzlich überall schnelles Internet verfügbar, das ist schon krass. Leute, die 100% am Rechner arbeiten, könnten das jetzt ohne viel Stress von der Yacht oder dem Wohnmobil aus.

Auch spannend wir das Thema, wenn die Menschen in Ländern mit starker Zensur sich heimlich in StarLink einwählen können. In Nordkorea plötzlich Netflix durch geschmuggelte Ausrüstung?

Zu dem Thema war auch das 1E9 Event in der BMW Welt vor einigen Monaten sehr spannend.

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