Wer zukünftig auf dem Mond oder Mars lebt, der soll nicht auf ein Steak, Würstchen und andere Fleischprodukte verzichten. Dafür will das Start-up Aleph Farms sorgen. Mit einer Initiative will es seine Laborfleisch-Technologie fit für andere Planeten machen.
Von Michael Förtsch
Geht es nach den Plänen von Elon Musk und Jeff Bezos werden Menschen schon bald auf dem Mars und dem Mond leben. Oder in großen Raumstationen. Dort aber Tiere wie Rinder, Hühner oder Schweine zu züchten, dürfte schwierig werden. Dennoch sollen auch die Menschen jenseits der Erde kein Fleisch missen müssen. Dafür wollen Didier Toubia und das Team seines Start-ups Aleph Farms aus Rehovot, Israel sorgen. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen nun eine Raumfahrtinitiative gestartet – und will Partnerschaften mit Raumfahrtbehörden, Raumfahrtfirmen und Forschern eingehen.
Die Technik, Fleisch in Bioreaktoren zu züchten und so Steaks, Hühnerbrust und andere Fleischprodukte ohne lebende Tiere herzustellen, soll so bei zukünftigen Raumfahrtinitiativen von vornherein mitgedacht werden. Außerdem soll die Technologie unter den speziellen Bedingungen, die auf anderen Himmelskörpern oder in der Schwerelosigkeit des Weltraums herrschen, weiterentwickelt und erforscht werden. Ganz neu ist diese Ambition für das Start-up nicht. Vor einem Jahr hat das Unternehmen an Bord der Internationalen Raumstation ein kleines Fleischstück herstellt – und damit bewiesen, dass die eigene Technika uch in der Schwerelosigkeit des Alls funktioniert. „Dieser Machbarkeitsbeweis markierte einen historischen Meilenstein in der nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion“, heißt es von Aleph Farms.
Das Ziel der Aleph Zero getauften Initiative soll laut Aleph-Farms-Co-Gründer Didier Toubia aber nicht nur sein, Astronauten mit frischem Fleisch zu versorgen. Es gehe auch darum, die Extrembedingungen des Alls und anderer Himmelskörper als Ansporn und Chance zu sehen. „Die durch die Erforschung des Weltraums auferlegten Beschränkungen zwingen uns dazu, die Effizienz unseres Fleischproduktionsprozesses auf viel höhere Nachhaltigkeitsstandards zu optimieren“, sagt Didier. Es gehe darum herauszufinden, wie Fleisch „mit nahezu null natürlichen Ressourcen“ an jedem noch so beliebigen und entlegenen Ort produziert werden kann.
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Jetzt Mitglied werden!Die ersten Kultursteaks soll es in wenigen Jahren geben
Laut Didier Toubia sei es mit der richtigen Technik möglich, auch Menschen fernab der irdischen Heimat mit den Nahrungsmitteln zu versorgen, die sie kennen und vermissen würden. Das könnte dabei helfen, die Menschheit einfacher und mit weniger Entsagung zu einer multiplanetaren Spezies zu machen. „Wenn Menschen auf dem Mond oder Mars leben“, sagt der Gründer, „werden wir von Aleph Farms auch dort sein.“ Das Start-up gilt derzeit neben Mosa Meat und Memphis Meats mit als der aussichtsreichste Pionier, wenn es darum geht, Fleisch ohne Tierleid zu produzieren.
Ende 2019 hatte es das erste Steak vorgestellt, das komplett im Labor gewachsen ist. Momentan dauere es drei Wochen, um ein solches Fleischstück wachsen zu lassen, sagt die Firma. Der Prozess soll über die kommenden Jahre perfektioniert und weiter beschleunigt werden. Er funktioniert, in dem tierische Muskel-, Fett- und Bindegewebezellen in einem Tank durch eine Nährlösung zum Wachsen angeregt werden. Der Vorgang, sagte Didier Toubia in der 1E9-Reportage zu Clean Meat, sei grundsätzlich nicht anders als in der Natur. Nur dass eben kein Tier nötig sei, an dem das Fleisch wächst. Bereits Ende 2022 bis Anfang 2023 will Aleph Farms in ersten ausgewählten Restaurants im Labor gezüchtete Steaks anbieten.