Guten Mittag, liebe @Mitglieder von 1E9!
Vielen geht es dann doch zu schnell. Die Debatte über das Wettrüsten, das sich Technologie-Unternehmen bei Künstlicher Intelligenz liefern, wird heftiger. In einem offenen Brief, der von über 1.000 Menschen unterzeichnet wurde, die zum Teil selbst an KI arbeiten oder sie erforschen, wurde nun eine sechsmonatige Pause bei der Entwicklung von KI-Modellen gefordert, die noch mächtiger sind als GPT-4. Zu den Unterzeichnern gehören auch Prominente wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak oder Tesla-Chef Elon Musk. Was ist von der Initiative zu halten?
Handfester ist aus meiner Sicht die Beschwerde, die eine Organisation namens Center for AI and Digital Policy bei der US-Verbraucherschutzbehörde eingereicht hat: Sie wirft OpenAI vor, ein KI-System auf den Markt gebracht zu haben, das nicht sicher und diskriminierend sei. Hat das Unternehmen damit gegen geltendes Recht verstoßen? Das soll die Federal Trade Commission jetzt überprüfen. Tatsächlich fände ich es sehr interessant, zu erfahren, ob und wie ChatGPT mit geltenden Verbraucherschutzregeln kollidiert – oder ob die Regulierer vielleicht schon an neuen Regeln arbeiten.
KI kann jetzt auch Videos – und wir sollten über Daten sprechen
Auch wenn ich mir mehr Nachdenken über den verantwortungsvollen Einsatz von Technologie und weniger Aktionismus und Torschlusspanik der Tech-Industrie wünschen würde, halte ich eine sechsmonatige Pause für kaum durchsetzbar. Denn die Generative-KI-Katze ist aus dem Sack – und es sind ja nicht nur Großkonzerne und üppig finanzierte Start-ups am Werk. Das zeigt auch die Entwicklung, die wir gerade im Bereich der KI-generierten Videos miterleben können. Sie wird nämlich nicht nur von Meta oder Runway, sondern auch von unabhängigen Entwicklern, Künstlerinnen und Kreativfirmen getrieben.
Nach intelligenten Textgeneratoren und beeindruckender Text-zu-Bild-KI könnten hier bald die nächsten massentauglichen Tools kommen. @Michael hat für uns recherchiert, was sich allein in den letzten paar Wochen und Monaten getan hat. Schaut euch seinen Artikel und die darin eingebetteten Beispiele auf jeden Fall an.
Unerlässlich für neue KI-Werkzeuge sind Trainingsdaten – und Daten sind immer eine sensible Angelegenheit. Wurden bei Bildern deren Urheber gefragt? Sind in den Datensätzen persönliche Informationen von Menschen enthalten? Wer darf die Daten nutzen, die über allgegenwärtige Trackingtools und Überwachungssysteme gewonnen wurden? Alles Fragen, auf die wir zeitgemäße Antworten brauchen, wenn wir die Chancen nutzen wollen, die KI in vielen Bereichen – bei aller berechtigter Sorge – bieten kann.
@julia.stamm aus unserer Community plädiert zusammen mit Stefaan G. Verhulst für ein gesellschaftliches Umdenken beim Umgang mit Daten. Warum, dazu haben sie zehn Thesen mit uns geteilt. Darunter: Daten sind nicht das neue Öl, Daten brauchen Kontext und ihrer Nutzung sollte eine soziale Lizenz zugrunde liegen. Was haltet ihr von den Thesen? Oder fehlen vielleicht welche? Julia und Stefaan freuen sich über Feedback.
Noch mehr KI, aber nicht nur, gibt’s in der neuesten Ausgabe unseres Sonntagsnewsletters This Week in Future – darunter: ein Vergleich zwischen ChatGPT, Bing und Bard, das Problem mit der politischen Haltung von KI-Bots oder auch KI in der Spieleentwicklung. Dazu kommt Ärger für TikTok in den USA, eine wiederverwendbare Rakete aus Spanien, ein Nachruf auf Gordon Moore – ja, der vom Mooreschen Gesetz – und mehr. Wer den Newsletter auch abonnieren will, muss nur diesem Zirkel beitreten.
Macht mit beim New Realities Wettbewerb – und lernt einen niedlichen Roboter kennen
Gute Nachrichten: Auch in diesem Jahr suchen der XR HUB Bavaria und 1E9 im New Realities Wettbewerb nach XR-Ideen für eine bessere Zukunft. Wer also an spannenden Ideen in Virtual, Augmented und Mixed Reality arbeitet – ob Kunstprojekt, Hardwarelösung oder Industrial-Metaverse-Anwendung – sollte sich bewerben. Das Finale findet wieder im Rahmen unseres Festivals der Zukunft im Juli in München statt. Hier gibt’s alle Infos.
Eine Idee, die auf jeden Fall die Suchkriterien erfüllen würde, stellen wir außerdem in der neuesten Folge unseres New Realities Podcasts vor: Darin geht es um den Einsatz von Ehrenamtlichen, die die Eye-Tracking-Funktion moderner VR-Brillen nutzen wollen, um einem Mädchen, das an schwerem Muskelschwund leidet, die Kommunikation mit ihren Mitmenschen zu ermöglichen. Ein kleines, aber wichtiges Projekt. Hier könnt ihr die Folge hören. Oder überall sonst, wo es Podcasts gibt.
Zum Schluss darf ich euch noch den vielleicht sympathischsten Roboter vorstellen, der mir bisher begegnet ist: Er heißt Miroki, stammt von einem Zauberplaneten, hat ein liebevoll animiertes Gesicht und soll bald in Krankenhäusern, Restaurants oder Flughäfen arbeiten. Hinter der Idee, moderne Robotiktechnik mit einer Hintergrundgeschichte und Charakterdesign wie für Trickfilme zu verknüpfen, steckt einer der Macher von Nao und Pepper, von Robotern also, die weltbekannt wurden. Miraki soll nun noch viel mehr Menschen verzaubern.
Das war’s von mir für diese Woche. Danke an alle, die unsere Arbeit durch ihre Mitgliedsbeiträge ermöglichen. Ihr seid der Hammer! Bei Fragen, Wünschen, Ideen, Kritik – gerne bei mir melden.
Bis dann
Wolfgang