This Week in Future #151 // 26.03.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Welcher KI-Chatbot liefert die besten Antworten?

  • Das wollte die Redaktion von The Verge wissen – und hat ChatGPT gegen Microsofts Bing und Bard von Google antreten lassen. Unter anderem sollten die KIs Strategien für ein bestimmtes Videospiel, das Rezept für einen Schokokuchen, eine Anleitung zur Speichererweiterung eines PCs, ein Gedicht oder die Lösung einer Matheaufgabe liefern. Abgesehen davon, dass die Gegenüberstellungen der unterschiedlichen Antworten durchaus unterhaltsam sind, ergibt der Test folgendes Fazit: Wer von der KI einen kreativen oder logisch aufgebauten Text will, sollte ChatGPT nutzen. Wer möglichst hilfreiches und aktuelles Wissen aus dem Netz gut aufbereitet bekommen möchte, sollte Bing fragen. Und Bard von Google… tja, kann man mal ausprobieren.

Plugins für ChatGPT ermöglichen die Einbindung des KI-Chatbots in Apps und Webseiten

  • ChatGPT konnte schon bei seiner Veröffentlichung vor ein paar Monaten ziemlich viel – und jetzt noch viel mehr. Seit dieser Woche können Entwickler ihre Plattformen über Plugins an ChatGPT anknüpfen. Dadurch kann man den Chatbot auf Daten zugreifen lassen, die nicht in den unterliegenden GPT-3- und GPT-4-Modellen enthalten sind. Wolfram, Slack, Shopify und Klarna haben bereits entsprechende Anbindungen veröffentlicht. Die KI kann dadurch etwa selbstständig für Nutzer nach Produkten suchen, Lieferungen verfolgen oder Mathematikaufgaben mit Hilfe von dedizierten Algorithmen lösen.

Das Problem mit der politischen Haltung von KI-Chatbots

  • Es dauerte nicht lange – und schon stellten Kritiker fest, dass ChatGPT von OpenAI bei politischen Themen im Sinne der amerikanischen Skala eher „liberal“, „progressiv“ und „demokratisch“ ist. Schnell wurden „konservative“ und „rechte“ Chatbots angekündigt. Ein Datenwissenschaftler aus Neuseeland, der sich mit dem politischen Bias von KI beschäftigt, zeigt mit RightWingGPT zu Demonstrationszwecken, wie einfach sich intelligente Text-KIs mit klarer politischer Haltung erschaffen lassen. Es kostete ihn nicht allzuviel Zeit und nur 300 Dollar, um ein bestehendes KI-Modell zu einem glühenden Anhänger von Donald Trump zu machen. Der Wissenschaftler warnt nun, wie die New York Times berichtet, von „Filterblasen auf Steroiden“, die durch KI-Chatbots entstehen könnten.

KI erreicht immer stärker auch die Spieleentwicklung

  • Der Videospielentwickler Ubisoft will in Zukunft stärker auf Künstliche Intelligenz bei der Entwicklung seiner Spielwelten setzen. Vor allem bei den Figuren, die diese bevölkern. Mit Ubisoft Ghostwriter hat die Forschungs- und Entwicklungsabteilung des vor allem in Frankreich und Kanada beheimateten Spielemachers ein KI-Programm entwickelt, das Dialoge für Charaktere schreiben soll. Dabei soll Ghostwriter, wie Video Game Chronicles berichtet, keine für den Spielhergang zentralen Unterhaltungen verfassen – für die sollen immer noch menschliche Autoren da sein. Aber es soll Gespräche und Aussprüche schreiben, die etwa im Hintergrund zu hören sind, wenn sich der Spieler durch Städte bewegt oder andere Figuren anrempelt.

TikTok gerät ins Visier des amerikanischen Parlaments

  • Der Chef des chinesischen sozialen Netzwerks TikTok musste sich in dieser Woche den kritischen Fragen von US-Abgeordneten des Repräsentantenhauses stellen. Sie fürchten, dass TikTok sensible Daten der 150 Millionen Userinnen und User in den USA an die chinesische Regierung weiterleiten oder die Plattform für chinesische Propaganda missbrauchen könnte. Der TikTok-Chef bemühte sich, diese Sorgen zu zerstreuen – was die Abgeordneten wenig beeindruckte. Dennoch scheint ein Verbot von TikTok in den USA zwar nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich, wie unter anderem tagesschau.de berichtet.

Kommt bald die erste wiederverwendbare Rakete aus Europa?

  • Das spanische Start-up PLD Space könnte als erstes europäisches Unternehmen eine wiederverwendbare Rakete ins All feuern. Die Miura 1 getaufte Rakete soll bis zu 100 Kilogramm Nutzlast in den Erdorbit bringen können. Ein erstes Exemplar wird gerade im südspanischen Hueva auf den Jungfernflug vorbereitet. Wann der Start erfolgen wird, soll rechtzeitig angekündigt werden. Mit seiner Miura 1 könnte PLD Space damit anderen europäischen Raumfahrt-Start-ups wie Isar Aerospace und Orbex zuvorkommen, die auch in diesem Jahr ihre erste Rakete in den Orbit bringen wollen.

Microsoft will Wallet für Kryptowährungen in Edge-Browser integrieren

  • Der Markt für Kryptowährungen hat in diesem Jahr einen ziemlichen Absturz hingelegt. Dennoch scheint Microsoft überzeugt davon zu sein, dass Kryptowährungen und das Web3 eine Zukunft haben. Denn der Windows-Entwickler arbeitet an einer digitalen Brieftasche, die direkt in den Browser Edge integriert werden soll. Erste Entwickler bei Microsoft können sie bereits nutzen. Unumstritten ist die Wallet aber nicht, da zuletzt ein Teil des Edge-Teams entlassen wurde und die Arbeit an zahlreichen Kernelementen des Browsers dadurch hintenansteht.

US-Börsenaufsicht geht gegen Promis vor, die Werbung für Krypto gemacht haben

  • Der Hype um Kryptowährungen und NFTs im Jahr 2021 war auch durch viele Prominente befeuert worden. Viele wurden für ihr Engagement bezahlt, kommunizierten das aber nicht offen. Daher geht die US-Börsenaufsicht nun gegen mehrere der bekannten Gesichter vor. Darunter sind, wie der Spiegel berichtet, unter anderem die Schauspielerin Lindsay Lohan, der YouTuber Jake Paul und der Rapper Soulja Boy. Mit einigen der Promis soll sich die Behörde bereits auf Zahlungen geeinigt haben.

Gordon Moore, der das Mooresche Gesetz formulierte, ist tot

  • Der Mitgründer und frühere Chef des Chipherstellers Intel, Gordon Moore, ist mit 94 Jahren gestorben. Abgesehen davon, dass er aus einem kleinen Unternehmen einen Weltkonzern machte, dadurch zum Milliardär wurde und später viele Millionen für wohltätige Zwecke spendete, wurde er vor allem für das von ihm formulierte Mooresche Gesetz – Moore’s Law – berühmt: Mitte der 1960er prophezeite er, dass sich die Zahl der Transistoren auf einem Chip regelmäßig verdoppeln würde. Zunächst sagte er, dies würde jedes Jahr passieren, später korrigierte er sich auf alle zwei Jahre. Nahezu bis heute lag er mit seiner Prognose richtig. Inzwischen stößt die Weiterentwicklung von Computerchips allerdings an physikalische Grenzen. Die New York Times veröffentlichte einen Nachruf auf Moore.

Ein Smartphone zum Küssen

  • Das chinesische Start-up Siweifushe hat mit Mua einen lippenförmigen Silikon-Aufsatz für Smartphones auf den Markt gebracht, den man küssen kann – und der zurückküsst. Die dazugehörige App lässt das Smartphone außerdem Kussgeräusche machen. Wer daran Interesse hat, findet bei t3n mehr Details.

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Hi Wolfgang,
vielen Dank für den wie gewohnt interessanten Newsletter, es sind wieder viele spannende Themen dabei. Bei der Aussage

Der Markt für Kryptowährungen hat in diesem Jahr einen ziemlichen Absturz hingelegt.

bin ich allerdings ein wenig stutzig geworden. Zumindest die Kurse gängiger Kryptos laufen dieses Jahr doch bisher ziemlich gut. Oder meinst, dass es du unter anderem aufgrund der Pleiten bei FTX, Genesis und Co. einen Absturz des Vertrauens oder der Systemreife gab?
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Na gerne doch, Florian :slight_smile:

Da hast du natürlich völlig Recht. Und ich kann immerhin mit dem Finger auf @Michael zeigen, von dem stammte nämlich die Formulierung im Newsletter :stuck_out_tongue: Ich denke, es bezog sich auf die letzten 12 Monate. Dafür schaut die Bilanz trotz der Erholungen in diesem Jahr bei vielen Kryptowährungen immer noch recht mau aus.

Die Formulierung „Der Markt für Kryptowährungen hat in diesem Jahr einen ziemlichen Absturz hingelegt“ bezieht sich auf die Welle, die die Pleite von FTX, der Zusammenbruch des Terra-Ökosystems etc. pp. bis in dieses Jahr hinein geschlagen haben – und noch schlagen, was etwa aktuelle Untersuchungen von Behörden wie der SEC angeht. Das Vertrauen in Krypto und Web3 ist ziemlich angeschlagen. Auf Veranstaltungen wie der SXSW gab es vergleichsweise wenig von Krypto zu sehen. Und einiges mehr.

Dazu muss man aber auch klar sehen, dass etwa der Bitcoin immer noch weit unter den 43k Euro liegt, den es im vergangenen Jahr hatte. Ähnliches gilt für Ethereum, das im April 2022 bei 3.200 Euro notierte. Von Dogecoin und Solana will ich erst garnicht anfangen ; ) Viele Kryptowährungen liegen bei der Hälfte oder weniger, die sie im vergangene Jahr hatten. Eine Erholung ist zwar sichtbar, aber was diese bedeutet, darüber wird gerade gestritten. Nicht wenige sehen, dass wir uns in der Phase einer Bodenbildung befinden; andere sehen einen weiteren Wertverlust voraus. Wieder andere glauben, dass ein neuer Run ansteht … in diesem Jahr, vielleicht erst im nächsten.

Aber ja, eigentlich war „im lezten Jahr“ gemeint ; )