Das 1E9_Update vom 19. Dezember 2023 // Klimaanpassung in Städten und aus dem Weltraum, ChatGPT im Winterblues und das Potenzial der mRNA-Technologie

Guten Nachmittag, liebe @Mitglieder von 1E9!

Krankheitsbedingt gab’s vergangene Woche kein Update von mir, dafür diese Woche umso praller gefüllt. Passend zur Weltklimakonferenz COP28, die nach zähen Verhandlungen doch mit einer Abschlusserklärung endete, beschäftigen wir uns diesen Monat intensiver mit der Climate Adaption, also der Klimaanpassung. Denn nicht nur Klimaschutz, also die Verringerung der CO2-Emissionen, ist dringend notwendig, sondern auch die Vorsorge für die bereits jetzt und in Zukunft noch stärker spürbaren Folgen der globalen Erwärmung: Dürre, Hitze, Überflutungen, mehr Extremwetter.

@Michael hat sich für uns angeschaut, wie sich Städte für die steigende Zahl von Hitzetagen, für sintflutartige Regenfälle, aber auch für Schneemassen wappnen können. Mehr Grün gehört natürlich zu den Lösungen, das Konzept der Schwammstadt, aber auch Windtürme, die über den Gebäuden den kühlen Wind einsammeln und dann in Straßen oder Plätze leiten, oder das Anstreichen von Dächern mit weißer Farbe. Solar-Radwege, die im Sommer schattig, bei Regen trocken und nachts beleuchtet sind zählen ebenfalls zu den Werkzeugen, genau wie beheizte Radwege.

Welche Rolle Weltraum-Technologien bei der Anpassung ans veränderte Klima spielen können, hat @Joanne für uns recherchiert. Sie hat dafür Interviews zu drei spannenden Projekten geführt: Einerseits zu den Start-ups VIDA und Talos Space, die Weltraumdaten nutzen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Infrastruktur und Biodiversität zu analysieren, damit Anpassungsmaßnahmen zielgerichtet und wirksam ausfallen können. Andererseits zum Forschungsvorhaben Locust-Tec, das zum Ziel hat, die häufiger werdenden Heuschreckenplagen vorherzusagen und frühzeitig einzudämmen. So lassen sich Ernteausfälle verhindern.

ChatGPT mit Winterblues, mRNA-Technologie mit gigantischen Folgen

Falls ihr das Gefühl haben solltet, dass euch zum Jahresende Motivation und Antrieb ein bisschen verloren gehen, seid ihr nicht allein: Auch ChatGTP scheint an Winterblues zu leiden. Das vermuten zumindest Nutzerinnen und Nutzer des KI-Chatbots, die den Eindruck haben, er würde derzeit nur sehr knappe oder unvollständige Antworten liefern. OpenAI ließ verlauten, dass man die Rückmeldungen wahrgenommen hat, „dass GPT-4 immer träger wird“. Immerhin: Bietet man ChatGPT Trinkgeld an oder vermittelt der KI, dass eine gute Antwort wichtig für die eigene Karriere ist, soll sich die Performance verbessern. Doch, natürlich, gibt es auch Zweifel an der Winterblues-Hypothese.

Vielleicht liegt die schlechte Laune von ChatGPT auch daran, dass der KI-Chatbot von einigen aus der Community seit dem letzten 1E9-Update schlechtere Noten bekommen hat. Ihr erinnert euch, in einer kleinen Umfrage – gerne noch teilnehmen! – wollen wir etwas über eure Erfahrungen mit ChatGPT wissen. Die Note, die ihr gemeinsam der KI gebt, hat sich inzwischen von einer 2- auf eine 3+ verschlechtert. Ein paar Tage warten wir noch – dann gibt’s das Jahreszeugnis.

Zu den Höhepunkten des Winters gehörte auch dieses Jahr wieder die Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember. Wie wir schon vermeldet hatten, wurden die mRNA-Pioniere Katalin Karikó und Drew Weissmann für den Medizin-Nobelpreis ausgewählt.

Um besser zu verstehen, warum die Wahl auf sie fiel, habe ich ein Interview mit unserem „1E9-Genetiker“ Wolfgang Nellen alias @serigala geführt, der Katalin Karikó bei der 1E9-Konferenz 2021 persönlich kennenlernte und danach mit ihr im Austausch blieb. Er erklärt uns, warum die Entdeckung der beiden Forscher, ohne die es die erfolgreichsten COVID-Impfstoffe nicht gegeben hätte, „gigantische Folgen“ haben könnte. Schon jetzt sind Impfungen für Malaria, HIV und sogar Krebs in Entwicklung. Und in Verbindung mit der Genschere CRISPR bietet die mRNA-Technologie sogar noch mehr Möglichkeiten.

Eine Woche Zukunft – und eine immersive VR-Reise in den Regenwald

Weitere Zukunftsnews gibt’s wie immer in der aktuellen Ausgabe unseres sonntäglichen Newsletters This Week in Future, diesmal mit dem Europa-Start von Threads, dem Twitter-Konkurrenten von Meta, und neuen Details zu dessen Plänen fürs Fediverse, mit einer Kooperation zwischen OpenAI und dem Springer Verlag, mit einem Plädoyer für die Abnehmspritze Ozempic und einem gegen das Pflanzen zu vieler neuer Wälder oder auch mit einem Cyberkrimi aus Polen, in dem es um die mögliche Sabotage von Zügen geht. Wer den Newsletter auch abonnieren will, muss nur diesem Zirkel beitreten.

Zum Schluss außerdem noch ein Hörtipp: Die neueste Folge unseres XR-Podcasts New Realities ist da, den wir gemeinsam mit dem XR HUB Bavaria herausbringen. Dafür habe ich mich mit der brasilianisch-argentinischen Regisseurin und Produzentin Emilia Sánchez Chiquetti über ihre VR-Experience Origen unterhalten. Diese nimmt uns mit in den Amazonas Regenwald und entführt uns in die Geschichten der indigenen Bevölkerung über das Zusammenleben von Menschen und Natur. Das ist nicht nur optisch und akustisch stimmungsvoll umgesetzt, sondern setzt auch auf eine innovative Technik namens Redirected Walking, durch die auf Controller verzichtet werden kann. Zu hören bei Podigee, Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es sonst noch Podcasts gibt.

Das war’s von mir für diese Woche. Danke an alle, die unsere Arbeit durch ihre Mitgliedsbeiträge möglich machen! Ihr seid die Besten! Bei Fragen, Wünschen, Ideen, Kritik – meldet euch. Jetzt erstmal allen schöne Feiertage, danach lesen wir uns in diesem Jahr nochmal.

Bis dann
Wolfgang