This Week in Future #189 // 17.12.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Threads startet in Europa – und Meta macht ernst mit dem Fediverse

  • In dieser Woche startete Threads, der Twitter-Konkurrent von Meta, auch in Europa. Daher verriet das Unternehmen neue Details über die Zukunft des Dienstes, der auf dem freien ActivityPub-Protokoll aufsetzt, das auch von Mastodon, Friendica und anderen sogenannten Fediverse-Diensten genutzt wird. Wie The Verge berichtet, soll es daher möglich werden, Threads-Nutzerinnen und -Nutzern auch auf anderen Social-Media-Plattformen wie eben Mastodon zu folgen – und umgekehrt. Auch sollen Antworten auf Mastodon und anderen Diensten auf Threads sichtbar werden. Die Implementierung dieser Funktionen soll in mehreren Stufen passieren und könnte im kommenden Jahr beginnen.

OpenAI kooperiert mit Axel Springer Verlag

  • Die ChatGPT-Firma OpenAI und der deutsche Axel Springer Verlag, zu dem Marken wie BILD, Welt, Politico oder Business Insider gehören, gehen eine globale Partnerschaft ein. Das heißt: Der KI-Chatbot soll künftig auf Zusammenfassungen aktueller Nachrichteninhalte aus Springer-Medien zugreifen können, wofür der Verlag vergütet wird. Auch darf OpenAI zum Training seiner Sprachmodelle Inhalte von Springer verwenden.

Die TikTok-Firma Bytedance soll unerlaubt OpenAI-Technologie genutzt haben

  • Die chinesische TikTok-Mutterfirma Bytedance soll laut einem Bericht von The Verge die Technologie von OpenAI unberechtigt genutzt haben, um ein eigenes KI-Sprachmodell für Dienste in China zu entwickeln. Über nahezu alle Entwicklungsschritte hinweg soll Bytedance die API-Schnittstelle von OpenAI angezapft haben – obwohl das in den Nutzungsbedingungen explizit untersagt ist, wenn man damit ein Konkurrenzangebot bauen will. Als Reaktion sperrte OpenAI vorerst den Zugang von Bytedance, spricht in einem Statement allerdings nur von „minimaler“ Nutzung der API durch den chinesischen Konzern. Es soll weitere Untersuchungen geben.

Wird doch nicht so viel mit KI geschummelt?

  • Als ChatGPT und andere KI-Sprachmodelle starteten, schlugen Schulen Alarm. Die Chatbots könnten für Betrug und Schummelei genutzt werden, warnten Lehrkräfte. Schulen schalteten daraufhin WLANs ab, einige installierten sogar Signalstörer in Klassenräumen. Offenbar war die Panik übertrieben, wie jetzt eine Studie der Stanford University zeigt. Zumindest an US-amerikanischen High Schools habe sich die „Schummelrate“ nicht erhöht. Zwischen 60 und 70 Prozent der Schüler geben an, „kürzlich geschummelt“ zu haben. Und das wahrscheinlich ohne KI. Denn ChatGPT scheint trotz seines Erfolgs bei vielen Schülern im Teenageralter unbekannt oder für Schularbeiten nicht interessant zu sein, wie eine Umfrage des Pew Research Center im Herbst gezeigt hatte.

Wird die Abnehmspritze Ozempic in die Medizingeschichte eingehen?

  • In einem Essay würdigt der New Yorker die – in der Berichterstattung zumeist eher kritisch bewertete – „Abnehmspritze“ Ozempic. Ursprünglich ein Medikament für Diabetes, wurde es in diesem Jahr als Appetitsenker bekannt, der zunächst vor allem in den USA, dann in immer mehr Ländern im Kampf gegen Übergewicht zum Einsatz kam. Kritik blieb nicht aus: Ozempic seiteuer, nicht frei von Nebenwirkungen und für Diabetiker drohe ein Versorgungsengpass. Doch der Arzt Dhruv Khullar vergleicht das Aufkommen von Ozempic als Medikament zur Behandlung von Übergewicht dennoch mit der Einführung der COVID-Impfstoffe: Endlich könne man eines der größten Gesundheitsprobleme wirksam behandeln, bald auch mit günstigeren Präparaten.

Der Play Store als Monopol: Epic gewinnt im Rechtstreit mit Google

  • Ein amerikanisches Geschworenengericht hat in einem Kartellverfahren zwischen Google und der Spielefirma Epic zugunsten von Epic entschieden. Der Fortnite-Macher hatte geklagt, weil er im Play Store von Google ein illegales Monopol sah – genau wie jetzt die Geschworenen. Im Zentrum der Vorwürfe stand, dass Google bei Inhalten, die in Apps aus dem Play Store verkauft werden, bis zu 30 Prozent an Abgaben kassiert und gleichzeitig keine anderen Zahlungsabwickler für derartige In-App-Käufe zulässt. Die Gerichtsentscheidung könnte also zu mehr Wettbewerb führen – genau wie, unabhängig davon, EU-Regulierung die demnächst ansteht. Google will in Berufung gehen. Mehr zum Urteil könnt ihr, zum Beispiel, beim Manager Magazin nachlesen. Weniger eindeutig war übrigens die Entscheidung im ähnlichen Streit zwischen Epic und Apple ausgefallen.

Pflanzt nicht zu viele Bäume, sagt ein Wissenschaftler, der früher das Gegenteil forderte

  • Der Ökologe Thomas Crowther von der ETH Zürich war einst Berater der „Trillion Tree Campaign“ der Vereinten Nationen, die sich dafür einsetzte, dass im Kampf gegen den Klimawandel auf der ganzen Welt Bäume gepflanzt werden sollen. Crowthers eigene Studie von 2019 hatte den globalen Trend des Bäumepflanzens fürs Klima angefacht, an dem sich auch viele Unternehmen beteiligten. Doch beim gerade zu Ende gegangenen Weltklimagipfel COP28 trat der Wissenschaftler mit einer anderen Botschaft auf: Das Potenzial neu geschaffener Wälder, CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen, sei überschätzt worden, sie könnten der Biodiversität schaden und sogar als Ausrede dienen, CO2-Emissionen nicht zu reduzieren. Viel erfolgsversprechender sei es, bestehende Wälder zu schützen. Crowthers Kritiker hatten darauf schon länger hingewiesen. Mehr zu den Baum-Debatten bei COP28 könnt ihr bei WIRED nachlesen.

Erfolgreicher Test in Japan: Biomethan aus Kuhdung treibt Raketenmotor an

  • Ein japanisches Raketen-Start-up feiert einen skurrilen Erfolg: Interstellar Technologies glückte ein erster Test seines Zero genannten Raketenmotors, wie die Firma auf X zeigte. Insgesamt zehn Sekunden lieferte der Motor auf einem Teststand Schub. Das Besondere daran: Der Motor läuft vollständig mit Biomethan, das aus Kuhdung von Molkereibetrieben auf der Insel Hokkaido gewonnen wird. Das Ziel der Japaner ist es, kleine Raketen zu konstruieren, um Satelliten in den Erdorbit zu bringen. Die Nutzung von Biomethan soll die Starts sowohl günstig als auch klimaverträglich machen.

Wurden polnische Züge vom Hersteller sabotiert?

  • In Polen entspinnt sich gerade ein Hacker-Thriller, wie 404 Media berichtet. Der Zugwartungsdienst Serwis Pojazdów Szynowych hatte eine Hackergruppe namens Dragon Sector gebeten, die Steuersoftware von Zügen zu untersuchen. Denn sonderbare Weise ließen sich die Züge nicht mehr starten, wenn sie einige Tage in den Hallen des Unternehmens standen. Die Hackergruppe behauptet nun, einen Sabotagecode des Zughersteller Newag gefunden zu haben. Der soll mit einem GPS-Modul der Züge verbunden sein und einen Start verhindern, wenn diese in einer unabhängigen Reparaturwerkstatt registriert werden. In der Software soll zudem ein Reset-Code entdeckt worden sein, der einfach im Führerstand eingegeben werden kann, um die Züge wieder fahrtüchtig zu machen. Newag bestreitet diese Vorwürfe und droht mit Klage. Jedoch konnten die Hacker ihren Fund detailliert darlegen.

Blockchain-Smartphone Saga in kurzer Zeit ausverkauft

  • Sind Kryptowährungen tot? Offenbar nicht – und auch nicht die anderen Pläne vieler Kryptofirmen. Mit dem Saga bringen die Gründer der Kryptowährung Solana ein eigenes Smartphone heraus, das mittlerweile bestellt werden kann. Oder eher: bestellt werden konnte. Denn zunächst verkaufte sich das Telefon schleppend. Doch kurz vor dem Wochenende war der Ansturm plötzlich enorm. Mittlerweile ist das 599 US-Dollar teure Telefon ausverkauft, das eine native Unterstützung für Blockchain-Technologien mitbringt. Der Grund? Käufer des Saga werden für eine Ausschüttung der Meme-Kryptowährung Bonk registriert, wie Coindesk berichtet. Für einen Handy-Kauf soll man 30 Millionen der Token erhalten. Nach einer kürzlichen Kursexplosion wären die zwischen 550 und 750 Euro wert – mehr als das Telefon kostet.

Werden wir wirklich von Handys und Smart Speakern belauscht?

  • Hattet ihr schon einmal das Gefühl, dass ihr von eurem Smartphone belauscht wurdet? Ihr habt Freunden von euren Urlaubsplänen erzählt – und schon bekommt ihr überall Werbung für euer Reiseziel angezeigt? Seit Jahren geistern solche Geschichten durchs Netz. Und wie 404 Media schreibt, könnte an den Gerüchten tatsächlich etwas dran sein. Zumindest behauptet die global aktive Mediaagentur CMG, dass sie per „Active Listening“ die Gespräche von Menschen über die Mikrofone in diversen Geräten belauschen kann, um ihnen dann passende Anzeigen zu präsentieren. Rechtlich sei die Praxis laut der Firma okay, schließlich hätten die meisten User zugestimmt, dass ihnen Handys und anderen Devices zuhören. In einem Statement gegenüber 404 Media gab CMG dann allerdings an, die entsprechenden Daten von Drittanbietern zu beziehen.

Parken für SUVs soll in Paris bald richtig teuer werden

  • Wer im Straßenverkehr viel Platz braucht und viele Abgase verursacht, soll mehr zahlen. Nach diesem Grundsatz könnten bald Parkplätze in Paris abgerechnet werden, berichtet die Tagesschau. Laut einem Vorschlag soll, wer nicht in Paris wohnt und ein SUV fährt, zukünftig 18 Euro pro Stunde an der Parkuhr im Stadtzentrum berappen müssen – drei Mal so viel wie zuvor und drei Mal so viel wie für einen Klein- oder Mittelklassewagen. In den Außenbezirken sollen immerhin zwölf Euro fällig werden. Am 4. Februar soll der Vorschlag zur Abstimmung durch die Bevölkerung freigegeben werden.

Mark Zuckerberg baut in Hawaii: Dutzende Gebäude und einen riesigen Bunker

  • Mark Zuckerberg lässt auf der Hawaiianischen Insel Kauai ein riesiges Anwesen bauen, das derzeit Koolau Ranch genannt wird. Über 5,6 Quadratkilometer soll das Grundstück messen, auf dem mehr als ein Dutzend Gebäude mit rund 30 Schlafzimmer und ebenso vielen Bädern errichtet werden, berichtet Wired in einer ausführlichen Recherche. Auch mehrere opulente Baumhäuser und ein über 460 Quadratmeter großer Bunker mit eigener Wasser- und Energieversorgung sollen zur Anlage gehören. Die Mitarbeiter des Projektes sind durch strenge Verträge zur Geheimhaltung verpflichtet. Bei der Bevölkerung der Insel ist das Großprojekt offenbar alles andere als unumstritten.

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