Der renommierte Psychologe und Erfolgsautor Daniel Kahneman warnt vor Künstlicher Intelligenz. Sollte es irgendwann zu einem Konflikt zwischen der Menschheit und digitalen Verstandeswesen kommen, wären wir mit Sicherheit unterlegen.
Von Michael Förtsch
Mit seinem Fachbuch Schnelles Denken, langsames Denken ist Daniel Kahneman weltweit bekannt und zu einem Bestsellerautor geworden. Er beschreibt darin, auf welche Weise das menschliche Gehirn arbeitet – und wieso es falsche Informationen überbewertet, Zusammenhänge zwischen unzusammenhängenden Ereignissen findet und generell die Welt nicht wirklich zuverlässig erfassen lässt. Aber Kahneman hat sich auch mit Künstlicher Intelligenz befasst. Bereits 2018 stellte er fest, dass, wenn es nur genügend Daten für Maschinenlern-Prozesse gibt, es zukünftig wohl keinen Bereich mehr geben wird, in dem ein Mensch einer Künstlichen Intelligenz überlegen sein würde. Er sähe „keinen Grund, warum es eine Grenze für das geben sollte, was Künstliche Intelligenz tun kann“.
In einem Interview mit The Guardian griff Kahneman ein Thema auf, dass schon Stephen Hawking oder auch Elon Musk immer wieder bewegte. Nämlich, was wohl passieren würde, wenn es zu einem Konflikt zwischen Künstlicher Intelligenz und der menschlichen Spezies kommen würde. Der 2002 mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnete Physiker sagte dazu: „Es ist klar, dass die Künstliche Intelligenz [gegen die menschliche Intelligenz] gewinnen wird.“ Es würde keine „knappe Sache“ werden, sondern digitalen Denkmaschinen würden den Menschen locker ausspielen.
Diese Herausforderung könne sich früher zeigen als von vielen gedacht. Die Entwicklung der Informationstechnologie verlaufe sehr schnell und „vielleicht sogar exponentiell“, schätzt Hanemann. In der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, dass Menschen mit der Vorstellung eines exponentiellen Wachstums große Schwierigkeiten haben. „Exponentielle Phänomene sind für uns kaum zu fassen. Wir sind sehr erfahren in einer mehr oder weniger linearen Welt“, sagt der Autor. „Exponentielle Veränderung ist wirklich etwas anderes. Wie die Menschen sich [auf diese Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz] einstellen werden, ist ein faszinierendes Problem – nicht mehr für mich, aber eines für meine Kinder und Enkelkinder.“
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Jetzt Mitglied werden!Laut Kahneman wären schon jetzt die „massiven Konsequenzen“ der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz sichtbar. Unter anderem in der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Arbeitswelt. „Einige Menschen in medizinischen Fachgebieten sind eindeutig in Gefahr, ersetzt zu werden, jedenfalls was die Diagnose angeht“, sagt er. Auch was die Leitung von Firmen oder die Koordination von Menschen angeht, könnten hier irgendwann Computer zu Chefs und Vorarbeitern werden. „Wenn es erst einmal nachweisbar ist, dass man eine KI haben kann, die ein viel besseres geschäftliches Urteilsvermögen hat, was wird das mit der menschlichen Führungskraft passieren?“, so Kahneman.
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Teaser-Bild: Getty / Sean Gallup / Staff