Das Corona-Virus setzt vielen Unternehmen wirtschaftlich schwer zu. Was übersehen wird: Der Virus ist in der Lage, weltweit neuen Technologien weit über den Kommunikations- und Mobilitätssektor hinaus zum Durchbruch zu verhelfen. Nicht nur alle Home-Office-Anwendungen wie UCC (UnifiedCommunication)-Lösungen, VideoConferencing, VirtualReality und Chat-Systeme werden boomen, und selbst mittelständische Firmen, die bisher auf klassische Büros gesetzt haben, werden anfangen, sich für diese Lösungen zu interessieren, die im Krisenfall Home-Office-Arbeit und Teaming (Isolation in Teamgröße) flächendeckend erlauben.
In China, darüberhinaus, so berichten es Nachrichtenagenturen, steigt die Nachfrage nach selbstfahrenden Autos derzeit rasant. Sie versprechen plötzlich im Gegensatz zu überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln Sicherheit vor Ansteckung und sind in der Lage, Lieferprozesse aufrecht zu erhalten, die aufgrund von Personalausfällen sonst zusammenbrechen würden. Das startup NEOLIX betreibt hunderte solcher Kleintransporter, die derzeit in China die medizinische Versorgung aufrecht erhalten. Besteller sind auch Großkonzerne wie Alibaba und andere. Aber auch für startups in den USA bieten sich gewaltige Marktchancen. (dazu auch folgender Beitrag hier in der community: [Das Coronavirus lässt die Nachfrage nach selbstfahrenden Autos steigen]
So ein global grassierender Virus, gerne als nicht vorhergesehenes Ereignis („Schwarzer Schwan“) deklariert, kann sich als Boost in eine technologisch neue Ära weltweit erweisen. Bisher galt für neue Technologie die Regel, dass sie den Menschen ergänzen und ihn unterstützen soll. Plötzlich gilt jene Technologie als hilfreich, die den Menschen vollständig ersetzen kann: Intelligente Roboter im Produktionsprozess, automatisierte, digitalisierte Bestellprozesse durch Kunden, Online und mit künstlichen Chatbots am Ende der Hotline. Kundenpräsentationen in virtuellen Räumen als Ersatz riesiger Messen, die vielleicht vom Aussterben bedroht sind - zu groß, zu aufwändig, zu teuer. Vertrieb konsequent durch „autonomous vehicles“, was zudem noch die Umwelt schont. 3D-Drucker werden Lieferketten dramatisch verkürzen und dem gewaltigen Aufsschwung Chinas zur weltweit größten Handelsmacht eventuell abrupt ein Ende setzen.
Auch der private Sektor wird profitieren: Die Möglichkeiten, sich in 3D in Konzerte der Berliner Philharmonie hinein zu beamen, Lebensmittel im Bio-Großmarkt online zu bestellen, was heute in Apotheken schon gang und gäbe ist, Fußballspiele mit anderen virtuell zu verfolgen, all das wird neue Märkte kreieren und Technologien zum Durchbruch verhelfen, die bis heute mit Akzeptanz in weiten Teilen der Bevölkerung zu kämpfen haben.
Natürlich werden wir auch weiterhin sozialen Austausch benötigen und ein Bier in der Kneipe, der Besuch eines Kleinkunstabends oder die Geburtstagsfeier bei einem festlichen Dinner mit 50 Gästen - das wird unser Leben weiterhin prägen. Wir sind keine einsamen Nomaden, die tage- und wochenlang isoliert in ihrer Wohnung verharren können. Aber es wird sich etwas ändern: Wir werden das, was wir heute als „Notmaßnahme“ begreifen, plötzlich als angenehm und komfortabel und eigentlich sehr sinnvoll begreifen.
Und wenn es nur bedeutet, dass wir uns von einem selbstfahrenden Auto nach Frankfurt bringen lassen statt uns in einen überfüllten ICE zu quetschen.
Mit besten künstlich-intelligenten Grüßen
Klaus-Ulrich Moeller #wirtschaftsfuturist, #optimismus, #corona